Außerdem zeigte der 67-Jährige Verständnis für die kolportierten Gehaltsvorstellungen von Leon Goretzka und Joshua Kimmich und sprach über die Zusammenarbeit mit Oliver Kahn und seine Erwartungen an den neuen Trainer Julian Nagelsmann.
Herbert Hainer über ...
... die Zusammenarbeit mit dem Vorstandsvorsitzenden Oliver Kahn und den dadurch entstandenen frischen Wind beim FC Bayern:
Ich bin definitiv der Meinung, dass die Kombination aus Oliver Kahn und mir ideal ist. Oliver ist als ehemaliger Spieler ein Fußballfachmann. Zudem kennt er Bayern München in- und auswendig. Ich hingegen habe viel Erfahrung als Geschäftsmann aufgrund meiner Zeit bei adidas und Procter & Gamble. Wir ergänzen uns sehr gut, außerdem schätzen wir uns gegenseitig sehr und kennen uns schon einige Zeit. Deshalb sind wir sehr froh, diese Posten bei einem der größten, vielleicht sogar dem größten Klub der Welt bekleiden zu dürfen.
... mögliche Probleme bei Vertragsverhandlungen mit Leon Goretzka oder Joshua Kimmich aufgrund der hoch dotierten Arbeitspapiere von Spielern wie Leroy Sane oder Lucas Hernandez:
Zunächst einmal muss gesagt werden, dass wir bei Bayern immer große Ziele verfolgen. Im letzten Jahr haben wir die Champions League gewonnen, außerdem sind wir zum neunten Mal in Folge Meister geworden. Dafür braucht man die besten Spieler. Sane und Hernandez sind exzellente Spieler und haben daher ihren Preis. Das Gleiche gilt für Goretzka oder Kimmich, weshalb sie natürlich entsprechend bezahlt werden wollen. Wir sind in guten und konstruktiven Gesprächen mit ihnen und sind uns sicher, dass in der kommenden Saison und den Jahren darauf eine Mannschaft auf den Platz stehen wird, die in allen Wettbewerben den Titel gewinnen kann.
... Deadlines im Vertragspoker mit Goretzka und Kimmich:
Es gibt derzeit keine Fristen. Die Spieler haben an der Europameisterschaft teilgenommen, danach waren sie im Urlaub. Mittlerweile sind sie zurück in München und nun können weitere Gespräche stattfinden. Hoffentlich können wir in den nächsten Wochen eine Lösung finden.
... ein Interesse des FC Chelsea an Robert Lewandowski und einen möglichen Abgang des Torjägers:
Meiner Meinung nach ist Lewandowski der beste Stürmer der Welt. Wir sind sehr glücklich, ihn in unserer Mannschaft zu haben. Sein Vertrag läuft noch zwei Jahre, in dieser Zeit wird er definitiv für den FC Bayern spielen. Ich habe es bereits vor einiger Zeit gesagt, dass ich mir sehr gut vorstellen kann, ihn darüber hinaus im Kader zu haben. Die nächsten zwei Spielzeiten wird er allerdings auf jeden Fall bei uns bleiben.
... Erling Haaland als möglichen Lewandowski-Nachfolger:
Aktuell schauen wir uns nicht nach einem Nachfolger um, da Robert definitiv noch zwei Jahre für uns spielen wird. Danach können wir uns mit einem Nachfolger beschäftigen.
Nagelsmann: Darum hat er Fünfjahresvertrag erhalten
... Lewandowskis Chancen auf den Ballon d'Or:
Lewandowski war nicht nur in der letzten Spielzeit herausragend, sondern bereits die Jahre zuvor. Er wurde zuletzt von der FIFA zum besten Spieler der Welt gekürt, er hat Gerd Müllers Torrekord in der Bundesliga gebrochen und er wurde Europas Fußballer des Jahres. Deshalb gehört er für mich definitiv zu den Favoriten auf den Ballon d'Or.
... das Erbe von Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge:
Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge haben den FC Bayern zum größten Fußballklub der Welt geformt. Sie haben die perfekte Balance aus Erfolg auf dem Platz und finanzieller Stabilität gefunden. Wir haben keine Schulden, unser Stadion gehört uns zu 100 Prozent. Das können nicht viele europäische Klubs von sich behaupten. Nichtsdestotrotz geht es nach ihren Abschieden nun weiter. Kahn und ich bringen einen frischen Wind und neue Erfahrungen in den Verein und das braucht es für die anstehenden Herausforderungen. Die Coronapandemie spielt weiterhin eine große Rolle, außerdem ändert sich der Konsum unseres Sports vor allem bei jungen Leuten, die oftmals mehrere Spiele parallel verfolgen oder eher an den Highlights als an den vollen 90 Minuten interessiert sind. Diese digitale Revolution gilt es zu meistern, dem wollen Oliver und ich uns annehmen.
... Bayerns Maßnahmen im Kampf gegen die Coronapandemie:
Wir bei Bayern haben in der Vergangenheit vieles richtig gemacht. Im Vergleich zu einigen anderen Klubs haben wir nie astronomische Gehälter bezahlt, die Bilanzen standen immer im Vordergrund, weshalb wir schuldenfrei sind. Wir haben nicht mehr ausgegeben, als wir eingenommen haben. Das hilft uns in der aktuellen Lage enorm. Zudem haben die Spieler zum Start der Pandemie ihr absolutes Verständnis gezeigt und auf Teile ihres Gehalts verzichtet. Auch die Sponsoren haben uns weiterhin zur Seite gestanden. Die Kombination der genannten Aspekte lässt uns optimistisch sein. Dennoch warten auch auf uns noch Herausforderungen, durch die Geisterspiele fehlen uns beispielsweise rund 150 Millionen Euro.
... erste Eindrücke vom neuen Trainer Julian Nagelsmann:
Ich freue mich unglaublich auf die Zeit mit Julian Nagelsmann, denn er gehört zu den talentiertesten Trainern Europas. Er ist jung, hat aber schon viel Erfahrung. Dass er Mannschaften entwickeln kann, hat er bereits gezeigt. Er hat eine erfrischende Art, ist äußerst professionell und ein Taktik-Freak, der mehrere Spielsysteme auf Lager hat. Er bringt neuen Enthusiasmus in den Verein und wir sind uns sicher, dass wir mit ihm große Erfolge feiern können. Darum haben wir ihn auch mit einem Fünfjahresvertrag ausgestattet, was bei Trainern nicht üblich ist.
... Erwartungen an Nagelsmann:
Er soll für eine noch engere Verbindung zwischen den Jugendmannschaften und dem Profiteam sorgen, um in Zukunft mehr und mehr eigene Spieler im Herrenbereich zu haben. Das hätte nicht nur finanzielle Vorteile für uns bei der Kaderplanung, sondern wir wollen für die Investitionen in unseren Campus auch Erfolge verbuchen. Dafür ist Nagelsmann der perfekte Mann.