Die teilweise hitzigen Diskussionen über das Katar-Sponsoring überschatteten die Jahreshauptversammlung des FC Bayern. Während einige Bayern-Granden auf Konfrontationskurs mit den Mitgliedern gingen, hielt sich der Vorstandsvorsitzende auffallend zurück.
"Das war die schlimmste Veranstaltung, die ich beim FC Bayern erlebt habe", zürnte Uli Hoeneß zum Abschluss einer wahrlich denkwürdigen Veranstaltung. Und Hoeneß, seit immerhin über 50 Jahren im Klub, hat fast schon alles erlebt beim und mit dem FC Bayern.
Die Jahreshauptversammlung des Rekordmeisters am Donnerstagabend wird in die Geschichtsbücher eingehen und immer wird das Thema Katar dabei die zentrale Rolle einnehmen. Am Sponsoring des FC Bayern mit dem Wüstenstaat schieden sich schon vor der Versammlung die Geister, im Audi Dome blieb der Umgang der Bayern mit der heiklen Thematik und auch mit seinen Fans und Kritikern eine offene Wunde.
FC Bayern: Sponsoring-Verträge mit Katar sollen beendet oder nicht verlängert werden
Nach der üblichen Routine mit Reden von Präsident Herbert Hainer und Vorstandsboss Oliver Kahn kam es gegen 21.30 Uhr zum mit Spannung erwarteten den Tagesordnungspunkt 9 "Anträge". Und zur Rede von Michael Ott. Der hatte als Kopf einer Initiative im Vorfeld und fristgerecht einen Antrag auf Beendigung beziehungsweise Auslaufen der bis 2023 andauernden Partnerschaft mit Qatar Airways gestellt.
Otts Antrag auf eine Satzungsänderung wurde im Vorfeld der Versammlung vom Landgericht München aber abgewiesen. Die Bayern waren demnach "nicht verpflichtet, über das weitere Sponsoring durch 'Qatar Airways' zu beraten." Ott brachte seinen Standpunkt den Zuhörern im Saal aber trotzdem näher und insistierte unter anderem: "Die Sponsoring-Verträge mit dem Qatar Airways und dem Emirat Katar sollen mit sofortiger Wirkung beendet oder nicht verlängert werden!" Die Mitglieder quittierten Otts Vorschlag mit frenetischem Applaus.
FC Bayern: Wütende Proteste und zweifelhafte Vergleiche bei der Jahreshauptversammlung
Versammlungsleiter Prof. Dr. Dieter Mayer sah sich vor und nach Otts Auftritt teilweise wütenden Protesten ausgesetzt. Der Bayern-Vizepräsident bestand auf dem Standpunkt, einer Abstimmung über eine Satzungsänderung nicht stattzugeben und zog stattdessen einige fragwürdige Vergleiche. "Die Sponsorenverträge mit Audi oder Telekom sollen auf irgendwelche Anträge doch auch nicht beendet werden! Am Ende spielen wir dann noch im blau-weißen Trikot", sagte Mayer und erntete dafür lautstarke Pfiffe und Buh-Rufe.
Otts erneute Kritik wies Mayer indes unwirsch ab. "Ihr Spontan-Antrag, Herr Ott, schwieriges Terrain. Ich darf klarstellen, dass das Landgericht festgestellt hat, dass der Verein für die Katar-Entscheidung nicht zuständig ist. Der Spontan-Antrag ist nicht von unserer Satzung gedeckt. Es ist geregelt, dass Anträge in der Versammlung nur abgestimmt werden, wenn er von der Tagesordnung gedeckt ist. Zurückweisung heißt übrigens nicht, dass wir nicht darüber diskutieren werden", erklärte Mayer und wurde nach erneuten Unmutsäußerungen der Mitglieder noch schärfer im Ton. "Ja, was ist denn?! Ich werde nicht zulassen, dass wir hier über rechtswidrige Anträge abstimmen!"
gettyFCB-Präsident Hainer: "Wir beim FC Bayern stellen uns jedem Diskurs"
Die Bayern-Bosse wiederum reagierten höchst unterschiedlich auf das Thema. Während sich Oliver Kahn auch in einer 32-minütigen Rede zu keinem konkreten Statement bezüglich des Katar-Sponsorings hinreißen ließ und auch in der folgenden Debatte kaum in Erscheinung trat, wählte Präsident Herbert Hainer zumindest vordergründig einen offensiveren Kurs.
"Wir beim FC Bayern stellen uns jedem Diskurs", sagte Hainer gleich zu Beginn der Veranstaltung. "Natürlich darf Kritik sein. Aber: Die Kritik soll immer sachlich erfolgen. Eine Wortwahl, die niederträchtig und feige ist, passt nicht zum Ton des FC Bayern." Auf die Pfiffe und Buh-Rufe reagierte Hainer dann aber gleich ziemlich gereizt. "Wollen Sie denn nicht sachlich diskutieren? Das kann ich mir nicht vorstellen."
Die Mitglieder gingen, nachdem Hainer die Versammlung geschlossen hatten, noch einen Schritt. Sie bedachten den Präsidenten sogar mit "Hainer raus"-Rufen.
Tatsächlich blieb die Sachlichkeit bei der Jahreshauptversammlung das eine oder andere Mal auf der Strecke. Daran hatten aber nicht nur die Mitglieder schuld, auch die Bayern-Bosse und ihr Verhalten befeuerten die Eskalation immer weiter. Und das Thema Katar ist nach diesem denkwürdigen Abend aktueller denn je.
FC Bayern München: Die kommenden Spiele
Datum | Wettbewerb | Gegner | Ort |
27. November, 18.30 Uhr | Bundesliga | Arminia Bielefeld | Heim |
4. Dezember, 18.30 Uhr | Bundesliga | Borussia Dortmund | Gast |
8. Dezember, 21 Uhr | Champions League | FC Barcelona | Heim |
11. Dezember, 15.30 Uhr | Bundesliga | FSV Mainz 05 | Heim |