FC Bayern: Der Transfer aus der Perspektive der Münchner
Der FC Bayern München ist, was das strategische Handeln anbelangt, das Gegenteil vom FC Liverpool. In München wurde in den vergangenen Jahren deutlich häufiger reagiert als agiert. Anhand der Transfers lässt sich im Vergleich zu den Reds keine so klare Linie ziehen. Auch in München wird gescoutet und auch in München gibt es Datenanalysten und Kaderplaner, die bestimmte Rollen definieren. Nur spielen Gefühl und Subjektivität nach wie vor eine viel größere Rolle, wenn es schließlich zur Entscheidung kommt.
Sadio Mane ist kein Transfer, der auf strategisches Handeln schließen lässt. Die offensichtliche Handlungskette ist, dass Robert Lewandowski und womöglich auch Serge Gnabry den Klub spätestens 2023 verlassen werden. Nachdem sich die Bayern sehr lange mit Erling Haaland beschäftigten und realisieren mussten, dass sie sich das Finanzpaket nicht leisten wollen, war Mane der nächste Top-Spieler, der verfügbar war. Es geht ein Stück weit auch darum, dem Verlust eines großen Namens durch einen neuen großen Namen vorzubeugen.
Das muss nicht bedeuten, dass dieser Transfer keinen Sinn ergibt. Der FC Bayern handelt einfach anders als Liverpool - und war damit ebenfalls erfolgreich. Gerade weil Mane ein Spieler ist, der in den letzten Jahren konstant auf Weltklasseniveau performte, ist nicht davon auszugehen, dass er innerhalb kürzester Zeit einbricht.
Im Gegenteil: Bayern kann mit ihm sogar eine kleine Baustelle im Kader schließen, die selten thematisiert wurde. Serge Gnabry, Leroy Sane und Kingsley Coman sind aus unterschiedlichen Gründen zu inkonstant. Sie alle können Weltklasseleistungen bringen, wenn sie fit und in Form sind - nur sind sie das zu selten.
Sadio Mane: Der neue Anführer des FC Bayern?
Mane könnte der Anführer einer neu aufgestellten Bayern-Offensive werden. Seine Flexibilität und Dynamik werden Julian Nagelsmann entgegenkommen, der sich bisweilen schwer damit tat, seine taktischen Grundideen auf Robert Lewandowski zuzuspitzen.
Ohne den Superstar wird sich die Verantwortung des Toreschießens auf mehrere Schultern verteilen - und das Angriffsspiel der Bayern vielleicht vielseitiger.
Nach zehn Meistertiteln in Serie, einem immer noch kuriosen Sechs-Titel-Jahr mit Hansi Flick und einer eher enttäuschenden ersten Saison unter Nagelsmann könnte der sich nun anbahnende kleine Umbruch ein Glücksfall für den Rekordmeister werden - auch wenn er eher zufällig daher kommt.
Mane wird Lewandowski nicht allein ersetzen können. Dafür ist seine bisherige Torquote von einem Treffer pro 180 Minuten nicht ausreichend. Aber als Teillösung kann er mit seinem Tempo und seiner Dynamik neue Elemente einbringen.
FC Bayern: Mane-Transfer entscheidend für Salihamidzic-Zukunft?
Und doch bleiben zumindest kleine Fragezeichen stehen. Es sind abermals tiefgreifende Veränderungen, die beim FC Bayern aus dem Bauch heraus getroffen werden und keiner rationalen Linie entspringen. Mit Mane haben die Münchner womöglich gut auf den sich andeutenden Lewandowski-Wechsel reagiert - aber eben nur reagiert.
Unterschiedliche Medienberichte gehen von einer Sockelablöse von 32 Millionen Euro aus, die sich durch Boni noch auf 41 Millionen Euro erhöhen kann. Für einen 30-Jährigen, bei dem es zumindest fraglich ist, ob er nochmal besser wird, ist das viel Geld. Für einen Top-Spieler, der Mane gleichzeitig eben auch ist, ist es ein sehr guter Preis. Zumal es durchaus ein Statement des FC Bayern ist, einen Weltklassespieler in die Bundesliga zu holen, der gerade die beste Phase seiner Karriere durchläuft. Es ist vor allem ein Prestigetransfer.
Funktioniert dieser aber nicht, könnte das Hasan Salihamidzic, dessen Vertrag 2023 ausläuft, auf die Füße fallen. Auch wenn er Zugänge und Abgänge nicht allein zu verantworten hat, so ist er das Gesicht der Transferpolitik des FC Bayern. Der Mane-Wechsel ist für ihn also Chance und Risiko zugleich. Wobei die Chancen angesichts der Argumente wohl überwiegen. Denn ehrlicherweise kann man mit einem Spieler wie Mane nur sehr wenig falsch machen.
Sadio Mane: Seine Leistungsdaten beim FC Liverpool
Saison | Spiele | Tore | Assists |
2016/17 | 29 | 13 | 8 |
2017/18 | 44 | 20 | 9 |
2018/19 | 50 | 26 | 5 |
2019/20 | 47 | 22 | 12 |
2020/21 | 48 | 16 | 9 |
2021/22 | 51 | 23 | 5 |