"Als ich das Bild von Sadio Mané mit dem Megafon sah, konnte ich es nicht glauben", schwärmte Hoeneß im Interview mit der Sport Bild. Der im Sommer vom FC Liverpool zum deutschen Rekordmeister gewechselte 30-Jährige fügte sich ganz zur Freude des Ehrenpräsidenten mit vier Treffern in vier Spielen exzellent beim FC Bayern ein.
Allerdings warnte Hoeneß auch: "Wie meine Freunde von der 'Schickeria' damit umgehen, ob sie die Nähe der Spieler zulassen, da bin ich gespannt. Ich kenne da ein paar starke Ultras, die sagen 'Ja, WIR sind der Verein.'" Gleichzeitig ist sich der 70-Jährige sicher, dass Mané die Fans mit seiner Art schnell für sich gewinnen könne.
"Der Sadio ist sowieso der Hammer. Als Hasan den Transfer im Aufsichtsrat erwähnt hat, habe ich gesagt: 'Wenn wir den kriegen, könnt ihr ihn ohne unsere Erlaubnis kaufen!'", führte Hoeneß weiter aus, der als einfaches Aufsichtsratsmitglied weiterhin im Verein tätig ist. "Dass der Hasan das geschafft hat, ist ein Meisterwerk. Mané trinkt keinen Alkohol, sein ganzes Leben besteht aus Fußball. Das ist ein Traum für die Mannschaft und für unsere Außendarstellung."
Generell zeigte er sich äußerst zufrieden mit der Arbeit von Salihamidzic: "Ich stand immer hundertprozentig hinter ihm, in guten wie in schlechten Zeiten. Alle im Vorstand haben sich in den letzten Monaten stark entwickelt. Und eins ist ja klar. Für mich war 1979 das 'learning by doing' mit zehn Millionen Mark Umsatz leichter als das 'learning by doing' heute mit 700 Millionen Euro Umsatz. Der Druck ist größer. Keine Frage."
Uli Hoeneß: FC Bayern kein "Söldnerverein"
Bei den Transfers solcher Weltstars wie Mané helfe aber eben auch die Außendarstellung des Vereins, so Hoeneß. Wie der FCB mit seinen Spielern umgehe, beispielsweise im Falle des an Depressionen erkrankten Sebastian Deislers, wo man "bis zum letzten Moment menschlich" gehandelt habe, spreche sich im Fußballbusiness herum.
"Die Spieler unterhalten sich. Matthijs de Ligt hat mit Arjen Robben und Sören Lerby gesprochen, ehe er von Juventus zu uns kam. Ein Sadio Mané weiß, wie ein FC Bayern tickt. Die Franzosen unterhalten sich untereinander", so Hoeneß, der direkt ein Beispiel anführte: "Als wir Franck Ribéry holten, sagte ich Bixente Lizarazu und Willy Sagnol, sie sollten ihn mal anrufen. Dass wir ein familiärer Klub sind, dass es bei uns menschlich zugeht, weiß mittlerweile ganz Europa." Bayern sei kein "Söldnerverein, wo die Spieler nur des Geldes wegen spielen".
Hoeneß sieht auch die Stadt München als Standortvorteil, so könne man gegen die finanziell besser ausgestattete Konkurrenz beispielsweise in England oder Spanien bestehen: "Die sind nicht besser als wir, die haben nur mehr Geld zur Verfügung. Der sportliche Vorteil der Premier League ist mit fremdem Geld erkauft. Unser großer Vorteil ist die Unabhängigkeit von Oligarchen, von ganzen Staaten. Das wird sich mittelfristig irgendwann zugunsten der Bundesliga auswirken."
FCB-Legende Uli Hoeneß: "Das kotzt mich an"
Angesprochen auf sein Lebenswerk als langjähriger Manager und Präsident des FC Bayern, erklärte Hoeneß: "Es war mein Ziel, dass aus einem Fußballverein ein großer Klub geworden ist, bei dem es den Leuten Spaß macht zu arbeiten. Nicht nur den Spielern, auch den Masseuren, den Angestellten. Es gehörte zu meiner Linie, nach außen lieber die anzugreifen, die glauben, oben zu sein. Denjenigen dagegen, die schwach sind und am Boden liegen, zu helfen."
Das gelte auch für die direkte Konkurrenz. Es gebe "fast keinen Verein in der Bundesliga, dem von uns nicht geholfen wurde", so Hoeneß. "Rostock, Cottbus, Magdeburg. Allein die Tatsache, wie populär der FC Bayern in St. Pauli ist, da kann er stolz drauf sein. Dass es uns mit dieser Maßnahme, denen in größter Not zu helfen, gelungen ist, die Meinung über den ganzen Klub entscheidend zu verändern."
Nach den schwierigen letzten Pandemie-Jahren ist Hoeneß nun froh, dass die Fans in die Bundesliga-Stadien zurückkehren konnten. "Ich habe bezweifelt, ob sie mit Knopfdruck alle wieder zurückkommen. Und jetzt ist das Gegenteil der Fall. Die Begeisterung ist noch größer geworden", sagte Hoeneß. "Das ist verrückt. Die Hölle ist los. Im Moment sind alle Befürchtungen weg. Und immer noch neigen wir dazu, alles schlechtzumachen. Vor allem in manchen Medien kommt es so rüber. Das kotzt mich richtig an. Weil ich der Meinung bin, dass es unsere Regierung unter den gegebenen Voraussetzungen sehr gut macht."
FC Bayern: Der Saisonstart in der Überblick
Datum | Gegner | Austragungsort | Wettbewerb | Ergebnis |
Samstag, 30. Juli | RB Leipzig | Red Bull Arena, Leipzig | Supercup, Finale | 5:3 |
Freitag, 5. August | Eintracht Frankfurt | Deutsche Bank Park, Frankfurt | Bundesliga, 1. Spieltag | 6:1 |
Sonntag, 14. August | VfL Wolfsburg | Allianz Arena, München | Bundesliga, 2. Spieltag | 2:0 |
Sonntag, 21. August | VfL Bochum | Vonovia Ruhrstadion, Bochum | Bundesliga, 3. Spieltag | 7:0 |
Samstag, 27. August | Borussia Mönchengladbach | Allianz Arena, München | Bundesliga, 4. Spieltag | - |