FC Bayern München - zwei Themen der Jahreshauptversammlung im Faktencheck: Denkzettel mit einer Berechtigung

Von Tim Ursinus
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Die Jahreshauptversammlung des FC Bayern München ging im Vergleich zum Vorjahr deutlich ruhiger über die Bühne. Dennoch sorgten vor allem zwei Themen, darunter ein altbekanntes, für Diskussionsstoff. SPOX macht einen Faktencheck und ordnet die beiden Streitpunkte ein.

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Nach der chaotischen und emotional aufgeladenen Jahreshauptversammlung vor rund einem Jahr war ein klarer Kontrast zu erkennen. Zwischen den Mitgliedern und dem Präsidium um Herbert Hainer und Oliver Kahn gab es einen weitestgehend sachlichen Austausch, was auch an der deutlich offeneren Kommunikation - sowohl im Vorfeld als auch während der Veranstaltung - der FCB-Verantwortlichen lag.

Dennoch prägte die JHV erneut das wegen der Menschenrechtsverletzungen des Emirats umstrittene Katar-Sponsoring, über das erwatungsgemäß durchweg intensiv gesprochen wurde. Bei den immer mit Spannung erwarteten Wortmeldungen am Ende wurde ein weiteres Fass aufgemacht: die in Augen vieler Fans mangelnde Nachwuchsarbeit und deren Folgen. SPOX nimmt die beiden Themen unters Brennglas.

Die Jahreshauptversammlung im Liveticker zum Nachlesen.

FC Bayern - Thema Katar: Der FCB hat aus seinen Fehlern gelernt, aber ...

Als Mitglied Rudi Grabmeier bei den Wortmeldungen kurz vor der Wahl des Präsidiums dafür plädierte, das "Thema Katar ruhen zu lassen", ging ein regelrechtes Raunen durch den Audi Dome. Vereinzelter Applaus wurde schnell von lautstarken und teils von Kraftausdrücken übersäten Rufen übertönt. Schon bei Hainers Eröffnungsrede, in der er sich für den Ablauf der JHV 2021 inklusive vorzeitigem Abbruch entschuldigte, war zu erkennen, dass das Thema Katar längst nicht ausgestanden ist.

Vorneweg: Der FC Bayern hat aus vielen seiner Fehlern gelernt - auch wenn sich die inhaltliche Situation eigentlich nicht geändert hat. Der offene Austausch hat nicht nur bei der JHV, sondern besonders im Vorfeld diversen Diskussionsrunden und Round Tables sichtlich Spannung genommen. Kritiker wie Rechtsanwalt Michael Ott, dessen Antrag zur Einstellung des Sponsorings im vergangenen Jahr abgelehnt worden war, fühlten sich vom Klub ernstgenommen. Von einer vollumfänglichen Zufriedenheit unter den Mitgliedern kann aber noch lange nicht die Rede sein.

Das unterstreichen die 78,2 Prozent für Hainer bei dessen Wiederwahl. Was faktisch eine deutliche Mehrheit darstellt, ist auf den zweiten Blick eine klare Bestätigung, dass das vergangene Jahr nicht spurlos an den Mitgliedern vorbeigegangen ist. Bei seinem Amtsamtritt hatte er sich mit 98,1 Prozent noch bei seinen Vorgängern Franz Beckenbauer, Uli Hoeneß und Karl Hopfner, die alle über 97 Prozent der Stimmen erhielten, nahtlos eingereiht. Innerhalb von drei Jahren verlor er nun aber beinahe 20 Prozent. Ein Denkzettel!

Die Jahreshauptversammlung ging deutlich friedlicher als im vergangenen Jahr zu, dennoch sorgten besonders zwei Themen für Diskussionsstoff.
© getty
Die Jahreshauptversammlung ging deutlich friedlicher als im vergangenen Jahr zu, dennoch sorgten besonders zwei Themen für Diskussionsstoff.

Bayern-Präsidenten: Die vorherigen Wahlergebnisse

  • Uli Hoeneß 2009 als Nachfolger von Franz Beckenbauer: 99,3 Prozent
  • Uli Hoeneß 2012: 97,1 Prozent (bis zum Haftantritt 2014)
  • Karl Hopfner 2014: 99,6 Prozent (bis zur Hoeneß-Rückkehr 2016)
  • Uli Hoeneß 2016: 97,7 Prozent
  • Herbert Hainer 2019: 98,1 Prozent

In das Ergebnis spielte sicher auch der Umstand hinein, dass Hainer und Co. erneut eine klare Antwort vermieden, ob die im nächsten Jahr auslaufende Partnerschaft mit Qatar Airways verlängert wird. Auch Otts klare Worte, die Haltung der Führung würde den Verein "endgültig instrumentalisieren", führte zu keinem Bekenntnis. "Diese Frage kann ich heute nicht mit Ja oder Nein beantworten", sagte Hainer, der wiederholt auf die Gespräche nach der Weltmeisterschaft im Winter und die anschließende Analyse verwies.

Kahn erklärte in seiner Rede, dass er die Meinung "einiger Fans respektiere". Die Zusammenarbeit rechtfertigte er damit, dass es in Katar in puncto Arbeits- und Menschenrechten "zu Fortschritten gekommen" sei und schlug damit in eine ähnliche Kerbe wie Uli Hoeneß bei dessen Anruf im Sport1-Doppelpass.

Der Ehrenpräsident, eigentlich nur Zuschauer an diesem Abend, war es auch, der das für die Mitglieder wohl grundlegende Problem beim Umgang des Vereins mit dem Katar-Sponsoring am eigenen Beispiel aufzeigte: die fehlende Anerkennung der Fan-Meinung. Denn als er den Saal nach der Präsidentenwahl kurzzeitig verlassen hatte, knöpfte er sich Ott persönlich vor.

"Ihr Auftritt war peinlich! Das ist der Fußballclub Bayern München und ­nicht die Generalversammlung von Amnesty", beschimpfte er den Juristen und fiel hinsichtlich des sachlichen Dialogs der Klubführung somit aus dem Rahmen. Daran würde Hoeneß ohnehin kein Interesse zeigen, wie Ott später gegenüber der Bild erklärte.

"Ich habe ihm noch gesagt, auch der Fußballclub Bayern München sollte sich an die Menschenrechte halten, aber er wollte meine Antwort gar nicht hören", wird Ott zitiert und bestätigte damit, dass zumindest Teile der hohen Herren beim FC Bayern - dazu zählt Hoeneß noch immer - trotz der Round Tables und Debatten der Meinung der Fan-Seite weiterhin nicht den notwendigen Respekt zollen.

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