Nach einem starken Start kam João Cancelo beim FC Bayern München zuletzt kaum mehr zum Einsatz, beim 2:1-Sieg gegen den VfB Stuttgart saß er sogar 90 Minuten lang auf der Bank. Der 28-jährige Portugiese selbst reagierte mit einem kryptischen Instagram-Post, Trainer Julian Nagelsmann lieferte Erklärungen.
"I do my best and let God do the rest", schrieb Cancelo am Sonntag bei Instagram. Dazu stellte er ein Foto mit hochgezogener Kapuze. Sein bestes Bestreben und Gottes Hilfe reichten zuletzt aber nur für äußerst sporadische Einsätze - dabei hatte alles so gut angefangen.
Ziemlich überraschend lieh der FC Bayern München Cancelo am Deadline Day für den Rest der Saison von Manchester City aus, im Sommer besteht eine Kaufoption in Höhe von 70 Millionen Euro. Zuvor hatte er seinen Stammplatz unter Trainer Pep Guardiola verloren und sich im Zuge dessen angeblich mit dem Trainer zerstritten, was er später jedoch dementierte.
Bereits am Tag nach seiner Unterschrift debütierte Cancelo beim DFB-Pokalspiel gegen den FSV Mainz. Er zeigte eine überzeugende Leistung und steuerte zum 4:0-Sieg einen Assist bei. Auch bei den drei darauffolgenden Pflichtspielen stand Cancelo jeweils in der Startelf, ehe er beim Achtelfinal-Hinspiel der Champions League bei Paris Saint-Germain (1:0) vor drei Wochen zur Halbzeit ausgewechselt wurde.
Nagelsmann über Cancelo: "Einige Dinge aufzuholen"
Seitdem ist Cancelo Ersatz: Gegen Borussia Mönchengladbach und Union Berlin brachte ihn Trainer Julian Nagelsmann immerhin im Laufe des Spiels; gegen Stuttgart saß er 90 Minuten lang auf der Bank - was laut Nagelsmann ein Entgegenkommen an Benjamin Pavard war.
Der nominelle Stammspieler Pavard fehlte in Stuttgart in der Startelf, weil er beim Rückspiel gegen Paris gesperrt ist und sich die angedachte Mannschaft einspielen sollte. Weil es aber gegen sein Ex-Klub Stuttgart ging, wollte Nagelsmann Pavard als letzte Wechseloption dann doch noch ein paar Spielminuten schenken. "Es war nichts gegen Cancelo, eher für Benji", erklärte Nagelsmann.
Cancelo sei mit dieser Entscheidung "gut" umgegangen. "Ich habe nicht den Eindruck, dass er wegbricht", mutmaßte Nagelsmann. "João hat natürlich noch einige Dinge aufzuholen, was die Abläufe angeht. Es ist ein anderer Spielstil, als ihn Pep bei City hatte. Er braucht noch etwas Zeit und die kriegt er auch. Dann wird er auch wieder sehr gute Spiele machen."
FC Bayern: Warum João Cancelo aktuell keinen Startplatz hat
Cancelos Ankunft hatte Nagelsmann Anfang Februar dazu animiert, seine Abwehr vor allem bei eigenem Ballbesitz vermehrt in einer Dreier- statt Viererkette zu formieren. Der offensivstarke und beidseitig einsetzbare Cancelo ist prädestiniert für die Rolle als Schienenspieler. Oder "Joker", wie Nagelsmann diese Position nennt.
Nachdem das neue System mit Cancelo als Fixposten etabliert war, testete Nagelsmann Kingsley Coman in der neugeschaffenen Joker-Rolle. Der gelernte Flügelstürmer überzeugte auf Anhieb, zeitgleich fand der linke Außenbahnspieler Alphonso Davies aus seinem Formtief und Cancelo ließ nach. Plötzlich war kein Platz mehr für den Neuzugang.
Eine Reihe weiter hinten als rechtes Glied einer Dreierkette kommt Cancelo für Nagelsmann unterdessen eher nicht in Frage. "João hat fast noch nie Dreierkette gespielt mit Ball bei City, dementsprechend auch noch nie Halbverteidiger im Aufbau. Er ist ein Offensivspieler, der als rechter Außenverteidiger zur Geltung kommt", erklärte Nagelsmann bei der Pressekonferenz in Stuttgart.
Deshalb dürfte wie schon gegen Union und Stuttgart auch beim Rückspiel gegen PSG am Mittwoch der defensivstärkere Josip Stanisic die Dreierkette komplettieren. Matthijs de Ligt und Dayot Upamecano sind gesetzt, Benjamin Pavard fehlt gelbgesperrt.