Die jämmerliche Seite des Clasico

Von SPOX
Bei Barcelonas 2:0-Sieg im Hinspiel in Madrid gab's mächtig Ärger
© Getty

Über Fußball wird vor dem vierten und vorerst letzten Clasico zwischen dem FC Barcelona und Real Madrid nicht gesprochen. Im Gegenteil: Das Geheule geht weiter. Immerhin gibt es eine schöne Nachricht aus dem Barca-Lager und eine unfassbare Statistik aus dem Hinspiel.

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Klagen und noch mehr Klagen: So, fassen wir mal zusammen. Die UEFA hat am Montag Teil I der Klage von Real gegen drei Barca-Spieler zurückgewiesen. Real hatte zwei Spiele Sperre für Dani Alves, Sergio Busquets und Pedro wegen unsportlichen Verhaltens gefordert.

Von der UEFA noch nicht geprüft wurde Reals Ein-Spiel-Sperre-Klage gegen Seydou Keita, Victor Valdes und Javier Mascherano. Ach ja, Pep Guardiola soll auch noch büßen, schließlich habe er seinen Spielen einen "perfiden Plan" mit auf den Weg gegeben, Real nonchalant zu provozieren.

Barcas Klage gegen die peinliche Verschwörungstheorie von Jose Mourinho wurde übrigens ebenfalls von der UEFA zurückgewiesen.

Süßer Affe: Vor Clasico Nummer 4 geht es freilich weiter mit den Gehässigkeiten. Die offizielle Webseite von Real Madrid hat ein Video veröffentlicht, auf dem Busquets Real-Verteidiger Marcelo im Hinspiel einen "Affen" genannt haben soll. Wer Lippen lesen kann, erkennt in der Tat das spanische Wort "Mono".

Busquets ließ sich also zu einer rassistischen Beleidigung hinreißen. Mono heißt aber auch hübsch, süß, niedlich, drollig, possierlich. Insofern kann Busquets einer Klage gelassen entgegen sehen - hängt halt von der Interpretation ab.

Wie die für Reals Aitor Karanka aussieht, hat man am Dienstag auf der Pressekonferenz vernehmen können: "Wir wurden mit den Sperren für Pepe, Sergio Ramos und Mourinho bestraft, aber es gibt Spieler von Barcelona, die die Prinzipien des Fair Play nicht respektierten oder rassistische Beleidigungen aussprachen und auf dem Feld stehen werden. Wir sagen es immer wieder: es gibt unterschiedliche Standards."

Pep Guardiola blieb gelassen, verwies auf die gewissenhafte Ausbildung der Spieler in La Masia und entgegnete: "Meine Spieler sind ein Beispiel für Professionalität und Ehrlichkeit."

Karanka macht einen auf Mou: Sein Chef ist ja der Meinung, dass Fußballspiele mit der Pressekonferenz losgehen. Karanka ließ sich vor dem Rückspiel auf das gleiche Niveau herab und machte einen auf Mourinho. Beweise gefällig? Bitte sehr...

"Wenn wir jeden der letzten drei Clasicos mit elf Mann beendet hätten, hätte Barca kein einziges Tor geschossen." "Bei Barcelona gibt es einige Akteure, die nicht sauber Fußball spielen, sondern nur provozieren und schauspielern." "Wir sind Real Madrid, wir haben eine lange Geschichte, wir sind 109 Jahre alt. Wir haben neun Landesmeistertitel gewonnen. Wir bleiben immer sauber."

De Bleeckere - Juchu! "Warum Övrebö? Warum Busacca? Warum De Bleeckere? Warum Stark?" Mourinho ging auf seiner "Alles läuft gegen Real und für Barca"-PK sämtliche Schiedsrichter durch, die den FC Barcelona in den letzten Jahren in der Champions League angeblich bevorteilt hätten.

Einen seiner besten Freunde darf er am Dienstag von der Tribüne aus begutachten. Frank De Bleeckere leitet das Rückspiel. Der Belgier war vor einem Jahr im Halbfinale von Barcelona gegen Inter Mailand im Camp Nou im Einsatz und hatte Inter-Spieler Thiago Motta vom Platz gestellt.

Selbstverständlich preschten die Verschwörungstheoretiker wieder nach vorne, in diesem Fall erneut die Homepage der Königlichen. "Realmadrid.com" zeigt ein Video mit Fehlern von De Bleeckere.

Mit Verlaub: Das ist alles nicht mehr unterhaltsam, sondern nur noch hochgradig albern. Die Clasico-Schleife geht einem zum Ende hin gehörig auf die Nerven!

Volle Kraft voraus: Machen wir weiter mit ein bisschen Sport. Real wird vermutlich mit jener Offensivreihe antreten, die am 29. November 2010 im Camp Nou die böse 0:5-Klatsche hautnah miterlebte. Cristiano Ronaldo, Angel di Maria und Mesut Özil werden diesmal von einer echten Nummer 9 unterstützt: Karim Benzema.

Xabi Alonso und Lass Diarra werden die Doppelsechs bilden, Arbeloa, Ricardo Carvalho, Raul Albiol und Marcelo die Viererkette.

Abidal ist dabei! Schöne Nachricht aus dem Barca-Lazarett. Eric Abidal steht erstmals nach seiner OP an der erkrankten Leber wieder im Kader der Katalanen. Andres Iniesta hat seine Muskelverhärtung in der Wade auskuriert und spielt von Beginn an.

Statistik I: Barca reicht ein Remis oder sogar eine knappe Niederlage im Rückspiel, um ins Finale einzuziehen. Doch es gibt eine Zusatz-Motivation für die Katalanen: Barca gewann bislang 88 Spiele in der Champions League, Real Madrid 89. Landesmeister-Titel hat Real deutlich mehr gesammelt, wenigstens kann Barca nach Siegen gleichziehen.

Heldentaten gibt's nur in königlichem Weiß: Real Madrid glaubt noch an den großen Coup. "Wir wissen, wie schwer es ist, im Camp Nou ein 0:2 aufzuholen. Aber wenn wir nicht daran glauben würden, bräuchten wir gar nicht hinzufahren", sagte Sergio Ramos. Ramos selbst ist wegen einer Gelbsperre nicht dabei.

Kapitän Iker Casillas stellte fest, dass "die Plakate für das Finale in London noch nicht gedruckt sind. Die Teilnehmer stehen ja auch noch nicht fest. In drei Wochen findet ein Champions-League-Finale statt und wir werden alles unternehmen, um dabei zu sein."

Generaldirektor Jorge Valdano wirft die Heroen des Vereins in den Ring: "Wenn eine Mannschaft auf der Welt den Habitus des Heldentums pflegt, dann Real Madrid."

Schock in Madrid: Marcos Alonso, Ex-Spieler von Real und mittlerweile bei den Bolton Wanderers unter Vertrag, hat am Montagmorgen in Madrid einen Auto-Unfall mit Todesfolge verursacht.

Der 20-Jährige fuhr unter Alkoholeinfluss mit seinem vollbesetzten Wagen gegen eine Mauer. Dabei wurde seine 18 Jahre alte Beifahrerin getötet, drei weitere Personen wurden verletzt. Alonso, Enkel der Real-Legende Marquitos und Sohn des ehemaligen Barca-Stars Marcos Alonso Pena, wurde von der Polizei vorläufig festgenommen.

Statistik II: Von wegen defensiv... Real gab in dieser CL-Saison 221 Torschüsse ab - Topwert mit weitem Abstand. Barca rangiert hinter Chelsea (198) mit 191 auf Platz drei.

Dafür hat die Guardiola-Elf überragende Passquoten. 91 Prozent landen beim Mitspieler, in der gegnerischen Hälfte noch 89 Prozent. Im Hinspiel im Bernabeu kam Barca auf 77 Prozent Ballbesitz - das ist der höchste Wert aller 74 Spiele in dieser CL-Saison.

FC Barcelona - Real Madrid: die Bilanz gegeneinander