Jugend-Mannschaften: Wo ist der nächste Draxler?
Es war eine Aussage, die Hoffnung schürte: "Der Verein und die Fans schreien förmlich nach dem Einbau von Top-Talenten wie Julian Draxler. Unsere A- und B-Jugend hat noch zahlreiche Top-Spieler", sagte Rangnick nach nur wenigen Tagen auf Schalke.
Man hätte nachfragen sollen, welche Top-Spieler er denn meint. Denn von Julian Draxler abgesehen bot sich bei allem Talent bisher kein Jugendlicher nachhaltig an. Linksverteidiger Zander durfte zwar wie Draxler am Winter-Trainingslager und gemeinsam mit Alban Sabah an Rangnicks Profi-Training teilnehmen, für die nächste Saison sind Zander und Sabah jedoch in der zweiten Mannschaft vorgesehen.
Aleksandar Stevanovic (18 Spiele, 11 Tore) gilt als guter Techniker, im Sommer folgt er jedoch seinem Bruder Predrag zu Werder Bremen. Der 17-jährige Ridvan Armut profitierte wiederum von Draxlers Beförderung und tat sich hervor (18 Spiele, 10 Tore), er wird jedoch bei der A-Jugend und damit in der Obhut von Trainer Norbert Elgert bleiben.
Unter anderem bereitete Elgert eben jenen Draxler, Manuel Neuer oder Benedikt Höwedes auf den Profi-Fußball vor und genießt entsprechend höchste Anerkennung für seine Arbeit - aber nicht unbedingt in der Klub-Führung, wie es heißt.
Zu einem kleinen Eklat kam es beim entscheidenden Spiel der Bundesliga-West des Zweiten Schalke beim Ersten Leverkusen, als Elgert kurzfristig befohlen wurde, seinen Stammkeeper Patrick Rakovky auf die Bank zu setzen, weil dieser an einen Wechsel denkt. Dem beförderten Ersatztorwart unterlief daraufhin ein folgenschwerer Fehler bei der 2:3-Niederlage.
Elgert, dem auch die allzu schnelle Stilisierung von Draxler zur neuer Schalker Identifikationsfigur missfällt, soll auf die Anordnung von oben wutentbrannt reagiert haben, seitdem mag er sich nicht mehr über das Thema äußern. Zu delikat ist die Angelegenheit.
Sein Assistent Uwe Grauer wird in der "Reviersport" folgendermaßen zitiert: "Mir fehlen die klaren Absprachen. Da muss man sich einfach mal zusammensetzen und alles besprechen, anstatt einfach nur Anweisungen zu geben. Man sollte anders miteinander umgehen."
Heldt betont, dass "in die Jugendarbeit Geld investiert werden muss". Mit seinem Eingreifen riskierte er jedoch den Weggang von einem der vielleicht besten Jugendtrainer Deutschlands - und an Angeboten wird es Elgert nicht mangeln.
"Ärgern sollte man sich nur über Niederlagen. Ansonsten haben wir es intern geklärt", sagte Heldt gegenüber SPOX. Es klang nicht besonders harmonisch - und will so gar nicht zu dem von Heldt formulierten neuen Leitsatz von Schalke passen: "Die Zukunft ist die Jugend."
Teil I - Finanzen: Das Warten auf den Kassensturz
Teil II - Profi-Mannschaft: Gefragt ist ein Spagat
Teil III - Zweite Mannschaft: Das Team steht - aber wo ist der Trainer?