Die Planspiele vor der Auslosung der Champions-League-Gruppenphase in Monte Carlo werden bereits wild exerziert. Wünscht man sich machbare Gegner, damit sich die Chancen auf den Einzug in die K.o-Runde erhöhen? Oder hofft man doch lieber auf Knaller-Lose, um sich mit den richtig Großen messen zu dürfen? Bei den drei Vertretern der Bundesliga gehen die Meinungen auseinander.
Auf das altbekannte Losglück setzt man beim FC Bayern. "Einen oder eineinhalb starke Gegner bekommt man in der Gruppenphase immer. Aber das Losglück war ja in der gesamten Historie ein guter Freund von uns", sagte der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge nach dem erfolgreichen Playoff-Rückspiel beim FC Zürich.
Rummenigge: "Spanien und England in Favoritenrolle"
Die Euphorie angesichts des Finales im Mai 2012 in der heimischen Allianz Arena versuchte Rummenigge zu zügeln und schob die Favoritenrolle den ausländischen Vereinen zu: "Wir sollten Schritt für Schritt denken und nicht heute Abend schon ans Finale. Es wird unheimlich schwer, ich sehe eher Mannschaften aus Spanien und England in der Favoritenrolle."
Egal wie die Lose gezogen werden, auch die Bayern werden es mit hochkarätigen Mannschaften zu tun bekommen. Das weiß auch Mario Gomez, der in der vergangenen Saison gemeinsam mit Samuel Eto'o zweitbester Torschütze (8 Tore) der Champions League war: "Es werden gute Mannschaften kommen, aber das macht auch den Reiz der Champions League aus. So oder so - wir wollen die Gruppenphase überstehen."
Mit etwas Glück könnte sich den Bayern für Champions-League-Verhältnisse ein Spaziergang bieten, wie folgende mögliche Gruppenkonstellation beweist: FC Bayern, ZSKA Moskau, BATE Borissow und Otelul Galati. Und darüber würde sich vor allem Finanzchef Karl Hopfner freuen, der als "Glücksfee nach Monte Carlo reist" (Rummenigge). Denn die Mehreinnahmen wären beträchtlich.
Für das Erreichen des Achtelfinales würden drei Millionen Euro winken, im Viertelfinale weitere 3,3 Millionen, für das Halbfinale 4,2 Millionen und für die Endspielteilnahme am 19. Mai bekäme man 5,6 Millionen. Der Titelgewinn würde mit weiteren neun Millionen versüßt. Allein für die Teilnahme an der Gruppenphase erhalten die Klubs 7,2 Millionen Euro. So kamen die Bayern 2010, als man das Finale erreichte, auf rund 50 Millionen Euro.
Hummels und Barrios wünschen sich Real
Diese Einnahmen könnte auch Borussia Dortmund gut gebrauchen, um die immer noch vorhandenen Altschulden zu tilgen. "Wir hoffen auf eine tolle Gruppe, in der wir gefordert sind, aber trotzdem eine Chance haben, weiterzukommen", so Verteidiger Mats Hummels. Seine Traumgruppe würde die Wahrscheinlichkeit allerdings minimieren: "Ich habe bei uns auf der Homepage gelesen, eine Gruppe mit Real, Milan und ManCity wäre möglich. Das würde ich sofort unterschreiben."
Auch der momentan verletzte Stürmer Lucas Barrios hat klare Vorstellungen davon, wer sein Wunschgegner sein soll: "Wir bekommen ja auf jeden Fall ein Hammer-Los. Da hätte ich am liebsten Real Madrid." Weil der Champions-League-Sieger von 1997 seit 2003 nicht mehr an der Königsklasse teilgenommen hat, drohen Dortmund, das im vierten und somit schwächsten Lostopf gesetzt wurde, einige Kracher.
Neven Subotic freut sich dennoch wie seine Teamkollegen auf attraktive Gegner: "Für viele von uns ist es das erste Mal. Aus Topf eins und zwei werden wir zwei richtige Knaller bekommen. Auf die freue ich mich am meisten." Soll das Weiterkommen aber gelingen, wäre wohl folgende Gruppenauslosung am dienlichsten: Borussia Dortmund, BATE Borissow, ZSKA Moskau und der FC Porto.
Bayern-Boss stichelt gegen BVB
Bayern-Boss Rummenigge konnte sich jedenfalls einen kleinen Seitenhieb in Richtung des BVB nicht verkneifen: "In der Gruppenphase sind wir in Topf eins gesetzt. Es gibt da einen Klub in West-Deutschland, der wahrscheinlich in Topf vier stattfinden wird."
Etwas besser erwischte es Bayer Leverkusen, das in Topf drei gesetzt ist. "Egal wer kommt, es ist unser Ziel, über die Gruppenphase hinauszukommen", zeigte sich Trainer Robin Dutt vor der Auslosung pragmatisch. Sein Kapitän Simon Rolfes denkt eher an ein Duell mit dem Titelverteidiger: "Barcelona ist das Nonplusultra. Gegen die zu spielen, wäre klasse. Auch wenn die in einer eigenen Liga spielen."Am schwersten würde es für Leverkusen wohl bei folgender Auslosung: Bayer Leverkusen, SSC Neapel, Olympique Lyon, FC Barcelona. Für die Werkself ist es nach sechs Jahren Abstinenz das Comeback in der Champions-League.
Die Champions League 2011/2012 im Überblick