Showtime in München: Der FC Bayern empfängt am 2. Spieltag der Champions League Manchester City (ab 20.30 Uhr im LIVE-TICKER und bei Sky) zum "vorgezogenen Finale" (Edin Dzeko). Was planen die Trainer Heynckes und Mancini und wo lauern die Gefahren für beide Teams?
So plant Jupp Heynckes:
Der Bayern-Trainer nahm eine ungewöhnliche Maßnahme vor. Abgesehen von Mario Gomez und Manuel Neuer bekamen alle Spieler, die beim 3:0 gegen Bayer Leverkusen in der Startelf standen, am Tag vor dem Spiel trainingsfrei.
Heynckes wollte sich von Gomez' Gesundheitszustand überzeugen: "Er hat nach seiner Oberschenkelverletzung noch Probleme." Gomez wird aber wie gegen Leverkusen in der Startelf stehen.
Heynckes hat Respekt vor dem Gegner; nach einer intensiven Video-Studie zeigte sich der Coach vor allem von der Offensive beeindruckt. "Das wird eine riesen Herausforderung für uns", so Heynckes, der aber keinen Anlass für taktische Änderungen sieht.
"Mit jedem gewonnenen Spiel haben wir Selbstvertrauen gewonnen. Unsere Ausrichtung bleibt gleich. Wir haben viele Spieler in der Offensive, die furchteinflößend sind. Wir sind gut vorbereitet."
Wie in den letzten erfolgreichen Heimspielen werden die versuchen, auch ManCity mit hoher Verteidigung und aggressivem Pressing zu Fehlern zu zwingen und das Spiel bei Ballbesitz schnell zu machen.
"Gegen City wird es darauf ankommen, viel Ballbesitz zu haben. Manchester hat hohe Qualität, wenn sie selbst den Ball haben. Wir dürfen uns keine einfachen Ballverluste leisten", mahnte Philipp Lahm.
Badstuber fällt aus
Das Dreier-Mittelfeld Ribery/Kroos/Müller wird auch gegen die Citizens beginnen, auch wenn Heynckes Arjen Robben als "Option für die Startelf" bezeichnete.
In der Abwehr muss Heynckes umbauen. Geplant hatte er mit dem Innenverteidiger-Duo Holger Badstuber und Jerome Boateng. Da Badstuber wegen eines grippalen Infekts aber ausfällt, wird Daniel van Buyten spielen.
Von Boateng verspricht sich Heynckes einiges: "Ich habe schon vor dem Leverkusen-Spiel entschieden, dass Jerome gegen City spielen wird. Er hat gegen Leverkusen nicht gespielt, da ist es doch selbstverständlich, dass er gegen Manchester spielt."
Das plant Roberto Mancini:
City absolvierte am Montagvormittag vor dem Abflug nach München noch eine Einheit im Carrington Training Centre in Manchester. Die Allianz Arena wurde am Abend lediglich inspiziert. "Tolles Stadion, tolles Wetter, toller Rasen. Wir können uns nicht beschweren", sagte James Milner.
Der Mittefeldspieler könnte eine Schlüsselrolle spielen. Mehrere englische Medien gehen davon aus, dass Mancini Milner als dritten Sechser neben Yaya Toure und Gareth Barry einbauen und damit etwas mehr Beton anrühren wird als in den bisherigen Spielen in der heimischen Liga. "Wir wollen dieses Spiel gewinnen, aber wir müssen es nicht gewinnen", sagte Mancini.
Für Edin Dzeko bliebe im 4-3-2-1 kein Platz; Sergio Agüero wäre der Mann in der Spitze, unterstützt von Samir Nasri und David Silva, beide derzeit in absoluter Topform, auf den Halbpositionen dahinter.
Ohne de Jong keine Aggressivität
Anders als Dzeko wartet Agüero nicht auf Anspiele aus dem Mittelfeld, sondern lässt sich gerne fallen und öffnet so Räume für Nasri oder Silva, die ihrerseits in die Spitze gehen. So hat City auch ohne Dzeko ein spielstarkes, unberechenbares Offensivdreieck.
Für die Theorie mit einem dritten Sechser spricht auch, dass Barry im Spiel ohne Ball Schwächen hat.
"Er ist zu langsam, um beispielsweise im Verbund mit Richards Ribery zu doppeln. City hat keinen Spezialisten, um zu doppeln. Toure geht Wege und ist ein box-to-box-Spieler. Ohne Nigel de Jong fehlt City die Aggressivität im Spiel gegen den Ball. Die brauchen sie aber gegen die Bayern", sagt England-Experte Raphael Honigstein im Gespräch mit SPOX.
Die Schlüsselduelle:
Franck Ribery - Micah Richards: Ribery war in den ersten sieben Bundesligaspielen an acht Bayern-Toren beteiligt. In der letzten Saison benötigte er für diesen Wert zwölf Spiele. Die Bayern kommen im Angriff bevorzugt über die linke Seite; Ribery hatte regelmäßig deutlich mehr Ballkontakte als Thomas Müller auf rechts.
Mit Richards hat Ribery einen Gegenspieler, der in England vor Jahren als kommender Star auf der Rechtsverteidigerposition galt. "Er ist in seiner Entwicklung stehengeblieben", sagt Honigstein.
Richards ist ein kraftvoller, laufstarker Spieler, der sich gerne mit ins Offensivspiel einschaltet, im Eins-gegen-eins gegen quirlige Spieler wie Ribery aber Probleme hat. Er muss sich zudem Riberys Laufwegen anpassen, der unter Heynckes deutlich öfter die linke Seite verlässt als unter van Gaal. Gegen Leverkusen schlug Ribery sogar zwei Flanken von rechts.
Bastian Schweinsteiger/Luiz Gustavo - David Silva/Samir Nasri: Gustavo dürfte den Vorzug vor Anatolij Tymoschtschuk erhalten. Heynckes schätzt Gustavos "hervorragende Fähigkeiten bei der Balleroberung". Der Brasilianer gewann in dieser Saison durchschnittlich 70 Prozent seiner Zweikämpfe.
Nasri und Silva haben allerdings eine andere Qualität als Gustavos Gegenspieler in der Bundesliga. Beide bereiteten in der Premier League schon jeweils vier Tore vor.
Der Plan von Everton-Coach David Moyes, Silva im Ligaspiel am letzten Samstag gegen City in Manndeckung zu nehmen, schlug fehl. Jack Rodwell war Silvas Kettenhund, konnte das geniale Passspiel des Spaniers, wie vor dem 2:0 durch Milner, aber nicht verhindern.
Schweinsteiger und Gustavo werden häufiger in der eigenen Hälfte gefordert sein als zuletzt, da auch Toure, egal ob im 4-2-3-1 oder im 4-3-2-1, mit ins Angriffsspiel eingebunden wird.
Setzt Mancini doch auf ein Dreier-Mittelfeld mit Agüero und entsprechend Dzeko im Sturm, kommen Nasri und Silva bevorzugt über die Flügel - dann wären Rafinha und Philipp Lahm gefragt.
Die Joker:
Arjen Robben und Nils Petersen: "Es ist für uns sehr wichtig, dass er wieder einsatzfähig ist und er wird gegen City ein großer Gewinn für uns sein", sagte Heynckes über Robben. Der Niederländer kam gegen Leverkusen von der Bank und erzielte sein drittes Saisontor.
Noch hat Robben aber nicht die körperliche Fitness für 90 Minuten. Gelingt es Thomas Müller, Citys Rechtsverteidiger Gael Clichy müde zu spielen, wäre Robben die perfekte Option, um in den letzten 30 Minuten für Druck und Gefahr vor dem City-Tor zu sorgen.
Carlos Tevez: In der Premier League spielte Tevez erst 91 Minuten und war in fünf Pflichtspieleinsätzen noch an keinem City-Tor beteiligt. Beim 2:0 gegen Everton saß er 90 Minuten auf der Bank, während Mario Balotelli acht Minuten nach seiner Einwechslung den Führungstreffer erzielte.
Da Balotelli gegen die Bayern gesperrt ist, winkt Tevez, der in der vergangenen Saison 20 Tore und 6 Assists in 30 Ligaspielen verbuchte, in München zumindest ein Kurzeinsatz.
Jerome Boateng hat den Respekt vor seinem ehemaligen Mitspieler nicht verloren: "Ich halte Tevez immer noch für einen sehr gefährlichen Spieler. Er konnte die Vorbereitung nicht richtig mitmachen, aber er kommt wieder an seine Topform heran."
Bayern, City, Napoli, Villarreal: Alles zur CL-Gruppe A