7. Das Spiel der Vorrunde: Furchtbar subjektiv eingeschätzt fand die beste, weil dramatischste Partie der Gruppenphase schon am 27. September im Old Trafford statt. United war auf einen typischen "schnell-man-den-Underdog-wegfiedeln"-Abend aus und führte gegen den FC Basel schnell mit 2:0 (Doppelpack Welbeck, 16., 17.).
Doch nach dem Seitenwechsel drehte Basel plötzlich auf, Fabian und Alexander Frei stellten binnen 19 Minuten auf 2:3. Drei Tore waren im Old Trafford zuvor nur ZSKA Moskau (2009), Real (2000, 2003), La Coruna (2001), Barcelona (1998) und Galatasaray (1993) gelungen.
Ashley Young traf in der 90. Minute zwar noch zum 3:3, im Rückspiel bekam Basel aber sein Happyend. Auch nett: Valencias - letztlich wertloses - 7:0 gegen Genk, die zwei Duelle zwischen Barca und Milan (2:2, 3:2) und das 7:1 von Lyon gegen... ja wen eigentlich? Dinamo Zagreb war ja gar nicht anwesend...
8. Apropos Happyend: Trabzonspor wäre beinahe das Kunststück gelungen, als in der Quali ausgeschiedener Verein ins Achtelfinale zu kommen. Wie das? Die Türken hatten eigentlich in Quali-Runde 3 gegen Benfica verloren (0:2, 1:1) und schon in der Holzklasse (Europa League) Platz genommen, ehe der Ausschluss von Fenerbahce Trabzon doch noch in die Gruppenphase spülte.
Dort war man bis drei Minuten vor Schluss auf Achtelfinale gebucht - bis Inter gegen Moskau versagte. Jetzt dann doch wieder Holzklasse. Zur richtigen Cinderella-Story könnte dagegen die Saison vom SSC Neapel werden. Vor 21 Jahren spielte Napoli letztmals im Landesmeistercup, vor sieben Jahren dümpelte man noch in der Serie C1 (3. Liga) rum.
Nun setzte man sich gegen Manchester City durch und das mit Leidenschaft, Esprit und einer gehörigen Portion Unverfrorenheit. Die Elf von Walter Mazzarri präsentierte sich als Fightertruppe und als ein Team, das diese Bezeichnung wirklich verdient hat. Mit dem Ritt ins Achtelfinale machte der SSC eine ganze Stadt stolz. Ballspielverein Borussia 09, so macht man das.
Kleiner Wehrmutstropfen: Mazzarris unnötiger Schubser gegen Nilmar beim Villarreal-Spiel. Mazzarri wird sich nun das Achtelfinale von der Tribüne aus ansehen müssen.
9. Stats: Lyon, Lyon und nochmals Lyon. Sechs Tore in einer Halbzeit - wie beim 7:1 in Zagreb - stellten den Rekord vom FC Liverpool ein (8:0 vs. Besiktas, 2007).
Bafetimbi Gomis' Dreierpack binnen sieben Minuten bedeuteten dagegen einen neuen Rekord. Vier Tore in einem Spiel waren zuvor schon sechs anderen gelungen (van Basten, Inzaghi, Prso, van Nistelrooy, Schewtschenko, Messi), wenn auch nicht so flott wie Gomis.
Gomis war übrigens auch der Spieler, der am öftesten im Abseits stand: ganze zwölf Mal in der Gruppenphase. Fiesling der Vorrunde war Didier Zokora mit 21 Fouls. Franck Ribery wurde dagegen am öftesten niedergestreckt (23-mal). Am öftesten am Tor vorbei schoss OSC Lille (44-mal), die meisten Gelben sackte Villarreal mit 20 ein - Barcelona schoss dafür ebenso viele Tore und stellte damit den Rekord von ManUtd (1998/99) ein.
Inter kam mal eben mit zwei Heimniederlagen als Gruppensieger weiter. Zagrebs 13 Gegentore in den aufeinanderfolgenden Spielen gegen Real und Lyon waren ebenfalls Rekord, null Punkte bei einem Torverhältnis von minus 19 auch.
Für Dinamo gilt damit dasselbe wie für die anderen punktlosen Truppen Villarreal und Galati: üben, üben, üben - und dann erst wiederkommen.
10. Pure Evil: Der AC Milan steht mit Charakteren wie Zlatan Ibrahimovic, Antonio Cassano, Kevin-Prince Boateng, Mark van Bommel, Gennaro Gattuso und Christian Abbiati nicht unbedingt im Verdacht, bei der Wahl zur sympathischsten Truppe des Erdballs in die Top 3 zu kommen. Da hilft es auch nicht, dass man einen Spieler namens Alessio Innocenti im Kader hat.
Allem Anschein nach kommt jetzt auch noch der Imperator himself, Silvio Berlusconi, zurück, um Nosferatu himself, Adriano Galliani, an der Klub-Spitze abzulösen. Als Neuzugang steht zudem der als äußerst loyal geltende Carlos Tevez in den Startlöchern. Aber zu Milans Glück zählt am Ende ja nicht der Beliebtheitsgrad, sondern nur die nackten Resultate. Bunga, Bunga und so...
11. Ausblick: Wer die 16 Achtelfinal-Teilnehmer vor dem ersten Spieltag so getippt hatte, ist nun bestimmt ein reicher Mann. Oder beißt sich in den Hintern, dass er kein Geld darauf gesetzt hatte. Nikosia und Basel konnte man nicht wirklich auf der Rechnung gehabt haben, nun würden jedoch beide gegeneinander ein wirklich adrettes Achtelfinale abgeben.
Robin Dutt irrte jedenfalls gewaltig, als er meinte, dass es bei der Achtelfinal-Auslosung für sein Team gegnertechnisch ja nur "um Nuancen" gehe. Zwischen den Truppen von Nikosia und Barca liegen ja wirklich nur ein paar Milliönchen Marktwert.
Der FC Bayern spielt dafür mit einer Wahrscheinlichkeit von 66 Prozent gegen einen französischen (Lyon, Marseille) oder russischen Gegner (Zenit, ZSKA), könnte aber auch Milan oder Basel erwischen. Schöne Achtelfinals wären dann auch: Real vs. Neapel oder Inter vs. Lyon. Am 16. Dezember wissen wir mehr...
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