Robocop-Real und Kahns Flutschfinger

Von SPOX
Cl-Achtelfinale, März 2007: Die Bayern retten den 2:1-Sieg über Real Madrid über die Zeit
© Imago
Cookie-Einstellungen

 

24. Februar 2004, CL-Achtelfinale, Bayern München - Real Madrid 1:1

"Jetzt verbrüdern sich die Deutschen schon mit dem Wettergott, wenn es gegen Real Madrid geht", schrieb die "AS" vor dem Hinspiel. München begrüßte die Königlichen mit Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt, der Schnee hatte Süd-Deutschland fest im Griff.

Das Abschlusstraining der Real-Stars im Olympiastadion mutierte zur Schneeballschlacht, Ivan Helguera wurde von David Beckham mit der weißen Pracht eingeseift. Im Spiel froren Becks, Figo, Zidane, Ronaldo und Co. regelrecht fest, die Bayern waren klar überlegen, schossen aber "nur" ein spätes Tor durch Roy Makaay (75.).

In der 83. Minute bekam Real nach einem Foul von Ze Roberto an seinem Kumpel Ronaldo einen Freistoß zugesprochen. 30 Meter Tornentfernung, zentrale Position. Eigentlich Blasphemie, es von dort direkt gegen Oliver Kahn zu versuchen. Roberto Carlos, der unumstrittene König der Freekicks, tat's trotzdem und wie immer mit riesen Anlauf und ordentlich Schmackes.

Der Ball war nicht sonderlich schnell unterwegs, ein flaches Ding ohne Drall und dann auch noch Richtung Torwarteck. Kahn tauchte ab und war in Gedanken schon beim Abwurf. Der Ball flutschte ihm zwischen Brust, Schultern und angewinkelten Armen durch und kullerte über die Linie.

Nach Abpfiff ließ Kahn seine Handschuhe im Fünfmeterraum liegen. "Jetzt muss ich das Rückspiel in Madrid halt alleine gewinnen", sagte er trotzig. Daraus wurde nichts. Real gewann dank Zidane mit 1:0, übrigens im wohl schlechtesten Spiel zwischen dem FC Bayern und Real Madrid.

Kahns Fehler und das damit verbundende Aus der Bayern im Achtelfinale wurde in Spanien mit höchstem Genuss registriert. "Marca"-Redakteur Diego Torres schrieb: "Es war der wohl endgültige Untergang des letzten deutschen Fußballmythos."

20. Februar 2007, CL-Achtelfinale, Real Madrid - Bayern München 3:2

Am Spieltag machte die "Marca" mit einem Dreck verschmierten Gesicht von Oliver Kahn auf und titelte: "Das ist der Feind". Als wahres Hassobjekt sollte sich aber später ein anderer Bayernspieler herausstellen.

In einem Spiel voller bemerkenswerter Abwehrfehler führte Real bis zur 88. Minute mit 3:1, ehe Mark van Bommel alles in einen Rechtsschuss aus knapp 20 Metern legte und den Ball durch Sergio Ramos hindurch ins rechte Eck hämmerte.

Van Bommel zelebrierte seinen Treffer mit einer eindeutigen "F*** you"-Geste Richtung Real-Fans. Der Niederländer, der 2006 mit dem FC Barcelona die Champions League gewonnen hatte, entschuldigte sich eher halbherzig für die Aktion. "Ich muss mich bei den Fans entschuldigen. Ich habe nichts gegen sie, aber gegen einige Spieler von Real."

Spieler und Funktionäre der Königlichen waren derart über diese "inakzeptable Provokation" empört, dass der Verein bei der UEFA eine Sperre für van Bommel für das Rückspiel beantragte. Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge reagierte gelassen: "Da kann gar nichts passieren, das ist lächerlich."

Er sollte Recht behalten. Die UEFA verzichtete auf eine Sperre und van Bommel zog mit den Bayern durch ein 2:1 im Rückspiel ins Viertelfinale ein.

Teil 1: Juanito ist Lothars bester Freund

Teil 2: Robocop-Real und Bayern-Gala im Bernabeu

Artikel und Videos zum Thema