SPOX: Was stellte Feucht mit dem unerwarteten Geldregen an? Die Ablöse von einer Million Mark für einen Fünftligisten dürfte ein Rekord gewesen sein.
Mendez: Die haben gefeiert, als ob sie den Jackpot geknackt hätten. Zwei Jahre später wurde dann gerichtlich durchgesetzt, dass sie 600.000 Mark abgeben müssen, weil meinen Jugendvereinen ein Anteil zustand. Den damaligen Verantwortlichen von Feucht ist das Lachen im Hals stecken geblieben.
SPOX: Bevor der Wechsel feststand, mussten Sie selbst jedoch noch überzeugt werden. Sie hatten Arsenal im ersten Telefonat eine Absage erteilt.
Mendez: Ich fühlte mich einfach geborgen in meiner Heimat. Ich bewegte mich in meinem Umfeld, in dem ich wie alle Schulfreunde anfing zu studieren und parallel mit dem Fußball sehr gutes Geld verdiente. Dazu sparte ich jeden Monat, weil ich bei meinen Eltern wohnen blieb. Es war rundum ein schönes Studentenleben. Daher hatte ich nicht vor, etwas daran zu ändern. Erst als mich Arsenal einlud, nach London zu kommen und mir das Klubgelände anzuschauen, wurde ich vom Gegenteil überzeugt. Als ich die Anlage sah, fragte ich nur, wo ich unterschreiben soll.
SPOX: Ihre erste Saison bei Arsenal verlief nicht überragend, aber zumindest respektabel. Sie schossen jeweils bei Ihrem ersten Einsatz im League Cup sowie in der Champions League ein Tor und kamen in drei Premier-League-Spielen zum Einsatz. Waren Sie zufrieden?
Mendez: Nicht wirklich. Natürlich war das nicht schlecht und viele Fußballer hätten gerne mit mir getauscht, um auf höchsten europäischen Niveau spielen zu können. Darauf bin ich stolz. Trotzdem bleibt im Gedächtnis das Wissen haften, dass ich mehr hätte leisten können. Ich war bereits 22 Jahre alt und hatte vorher noch nie unter erstklassigen Bedingungen trainiert. Der generelle Lebenswandel war nicht dem eines Profis angemessen. So benötigte ich die ersten sechs Monate zur Eingewöhnung - und als dann Verletzungen hinzukamen und im Sommer darauf Granaten wie Freddy Ljungberg und Nwankwo Kanu verpflichtet wurden, dachte ich mir nur: "Verdammt, warum habe ich nicht schneller gelernt?"
SPOX: Was hätten Sie denn schneller lernen können?
Mendez: Ich lebte anfangs so weiter, als ob ich immer noch der Student wäre. Wenn meine Schwester zu Besuch war, liefen wir stundenlang durch London und erkundeten die Stadt. Wenn im Fernsehen nachts ein guter Film kam, schaute ich ihn fertig. Wenn ich Lust auf Pizza hatte, bestellte ich das einfach. So verlor ich ungewollt immer mehr an Substanz. Vielleicht wäre alles anders gelaufen, wenn damals jemand wie Tony Adams da gewesen wäre, der einen unter die Fittiche nimmt. Mir fehlte damals die Führung.
SPOX: Nach eineinhalb Jahren wurden Sie von Arsenal für eine Halbsaison zum AEK Athen ausgeliehen.
Mendez: Ich spielte gut und war Stammspieler. Das Problem: In Deutschland hatte es keine Sau interessiert.
SPOX: Es ging 1999 weiter nach Unterhaching, dem damaligen Bundesligisten. Trainer Lorenz-Günther Köstner bemängelte, dass Sie talentiert, aber auch zu weich seien, um es zu schaffen. Fehlte Ihnen die Härte für den großen Durchbruch?
Mendez: Ich war schon nett und beliebt in der Mannschaft. Daraus konstruierte Herr Köstner eine Ausrede, um erklären zu können, warum ich nie in die Startelf aufgestellt wurde. Ich glaube, dass es ihm immer gegen den Strich ging, dass ich mit Spaß an die Sache ranging und nicht wie von ihm gewünscht immer mit verbissener Miene das Training absolvierte. Dabei verstand es damals keiner, warum er mich wenn überhaupt nur einwechselte. Vom Können hätte ich zu den Leistungsträgern zählen müssen.
SPOX: Danach verlieren sich etwas Ihre Spuren. Sie wechselten nach Spanien in die zweite Liga zu Ferrol und Terrassa, bevor Sie 2004 nach Deutschland zurückkehrten, wo Sie bei unterklassigeren Teams unter Vertrag standen: Erneut Feucht, dann Bayreuth, Darmstadt, Sandhausen, Weiden. Was lief falsch?
Mendez: Es ging einiges schief. Ich erlitt immer wieder kleine, nervige Verletzungen und hatte parallel Pech bei der Klubwahl. Feucht, Bayreuth und Weiden bekamen massive Finanzprobleme und meldeten Insolvenz an. Als bei Weiden die Lichter ausgingen, entschloss ich mich, mich richtig um meine Verletzungen zu kümmern und die Karriere zu beenden.
SPOX: Stattdessen begannen Sie ein neues Kapitel: Sie trainieren seit 2011 mit Erfolg den aktuellen Fünftligisten FC Amberg.
Mendez: Angedacht war es, dass ich als Spielertrainer anfange. Jedoch stellte sich schnell heraus, dass die Qualität im Kader hoch ist und es Schwachsinn gewesen wäre, mich als 36-Jährigen aufzustellen und einem 21-Jährigen den Platz wegzunehmen. Ich hatte es früher nie in Erwägung gezogen, als Trainer zu arbeiten, aber es macht mir großen Spaß. Ich merke, wie sehr ich von meinem Werdegang als Fußballer profitiere und mich in die verschiedenen Lagen hineinversetzen kann. Ich kenne von der Champions League bis zur 5. Liga alle Facetten des Fußballs.
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