Wie spielt man gegen eine Alte Dame?

Bereit für Juventus?! Die Bayern-Spieler Kimmich, Lewandowski, Thiago und Costa (v.l.)
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Von Benedikt Treuer

Egal ob Dreier- oder Viererkette, seit dem Boateng-Ausfall gab es genau zwei Spieler, die in jedem Bayern-Pflichtspiel von Beginn an in der Abwehrreihe standen: Joshua Kimmich und David Alaba. Und da diese beiden Spieler stets zu den Besten gehörten und Zeit hatten, sich auf die aktuellen Gegebenheiten einzustellen, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Guardiola irgendwas daran ändert.

Mit Juve kommt auf die FCB-Defensive eine große Durchschlagskraft und auch eine gewisse Härte zu, diese Physis unterscheidet den italienischen Meister aber nicht grundlegend von den letzten Bundesliga-Gegnern. Denn auch Darmstadt, Augsburg oder Leverkusen verfügen über stämmige, großgewachsene Kopfballspieler - und wirkliche Probleme hatte Bayern damit nicht, da man bei aller personeller Veränderung weiterhin hoch und offensiv verteidigte und den Gegner somit nur selten in Tornähe kommen ließ.

Juves Offensiv-Gefahr gründet mittlerweile vielmehr auf der spielerischen Klasse, Agilität und technischen Beschlagenheit von Dybala, Pogba, Cuadrado oder eines Alex Sandro. Gegen sie sehe ich es nicht einmal als Nachteil an, die wendigen Kimmich, Alaba und auf Außen Bernat und Lahm aufbieten zu können. Im Eins-gegen-eins am Boden beziehungsweise bei Kontersituationen sind sie durch ihre Dynamik sogar die deutlich undankbareren Gegenspieler.

Eine mindestens genauso wichtige Rolle kommt im Bayern-Spiel aber der Mittelfeld-Zentrale zu. Denn hier wird entschieden, wie viele Bälle letzten Endes wirklich bei Morata landen. Marchisio und Khedira sind die Schlüsselspieler, denen der FCB gegen den Ball auf dem Fuß stehen muss. Und Vidal wird bei seiner Rückkehr an die alte Wirkungsstätte darauf brennen, genau das zu tun. Die Kombination mit Alonso könnte allein durch die Erfahrung und das Spielverständnis gewinnbringend sein - wenn Vidal nicht überdreht.

Das fordert ein Opfer in der Offensive - und trotz all des Hypes vom Wochenende könnte das überraschend Thomas Müller sein. Costa und Robben sind auf den Außen gesetzt und durch ihre Dribbel-Stärke und Torgefahr ganz wichtige Spieler, Lewandowski steht ohnehin nicht zur Disposition. Bleibt nur die Position hinter dem Polen und für die hat Pep Thiago. Kein Spieler im Bayern-Kader hat eine so sichere Ballbehandlung wie der Spanier, Pep wird ihm wohl auch gegen Juve die Rolle des kreativen Verteilers zukommen lassen.

In einem Spiel, in dem es lange 0:0 stehen könnte, hat Pep damit noch brutale Asse im Ärmel. Müller und Ribery von der Bank bringen zu können, ist mehr als nur Luxus - und könnte in der Schlussphase für den Lucky Punch sorgen.