SPOX: Sie mussten sich während Ihrer Karriere mehrfach durchbeißen. Würden Sie sagen, dass es vor allem Ihr Ehrgeiz war, der Sie dahin gebracht hat, wo Sie heute stehen?
Dost: Das hat schon eine große Rolle gespielt, ich gebe mich mit dem Erreichten nie zufrieden. Ich stehe auf dem Platz, um meine Leistung zu bringen. Außerdem werde ich für das Toreschießen gut bezahlt, deswegen ist es auch das Recht der Fans, Treffer zu erwarten. Diesen Anspruch habe ich aber auch an mich selbst. Zudem hat mich Zlatan Ibrahimovic ein bisschen beeinflusst.
SPOX: Inwiefern?
Dost: Als Jugendlicher war ich Ajax-Fan und Ibrahimovic spielte dort im Sturm. Zu der Zeit haben nicht viele daran geglaubt, dass er den großen Durchbruch schaffen würde. Spätestens mit seinem Wechsel zu Juventus sah aber jeder, wie stark er kicken kann. Für mich ist er bis heute ein Beispiel für einen perfekten Stürmer. Vieles hat er mit seinem großen Willen geschafft. Zlatan war mein Vorbild.
SPOX: Heute sind Sie das für viele Jugendliche, vor allem seitdem Sie auch in der Nationalmannschaft spielen. Gegen Wales durften Sie im November das erste Mal über 90 Minuten ran - und trafen zum 1:0. War das das vielleicht schönste Gefühl, das Sie in Ihrer Karriere bisher hatten?
Dost: Ja, das kann man so sagen. Für das eigene Land zu treffen, ist in Sachen Emotion vermutlich mit das Größte, was man als Fußballer erleben kann. Zusammen mit Arjen Robben im Sturm zu spielen, war für mich ein überragendes Gefühl. Den Tag werde ich nie vergessen. Das machte Lust auf mehr, dieser Moment schmeckte einfach gut.
SPOX: War es besonders schön, weil Ihnen in den Niederlanden vielleicht gar nicht alle zugetraut haben, diesen Weg zu gehen?
Dost: Man selbst weiß am besten, was man kann oder nicht kann. Deshalb sollte man sich nicht von dem verrückt machen lassen, was andere sagen. Ich weiß, dass mir Fähigkeiten fehlen, die andere gute Stürmer haben. Aber man muss das Beste aus dem machen, was man hat. Ich selbst habe immer daran geglaubt, dass ich es so weit schaffen kann. Wenn es dann wirklich so weit ist, darf man das auch genießen.
SPOX: Mit der Nationalmannschaft haben Sie die Qualifikation für die EM in Frankreich jedoch verpasst. Ist das einzig Positive daran, dass Sie den Sommer über ein bisschen mehr Zeit zum Erholen haben als einige Ihrer Teamkollegen?
Dost: Leider ist es genau so. Deshalb fällt es mir auch schwer, darüber zu reden. Wenn ich darüber nachdenke, tut es weh. Es kann eigentlich nicht wahr sein, dass Holland bei der EM fehlt - obwohl diesmal 24 Mannschaften dabei sind. Wer die Quali-Gruppe aber nur als Vierter beendet, hat es auch nicht verdient.
SPOX: Bei der Elftal arbeiten Sie mit Ruud van Nistelrooy zusammen, der seit 2014 Co-Trainer der Nationalmannschaft ist. Was können Sie von so einer Legende noch lernen?
Dost: Die Frage ist eher, was ich nicht von ihm lernen kann. (lacht) Er hat das Höchste erreicht, was man erreichen kann. Wenn so ein Typ nach dem Torschusstraining zu dir kommt und sagt, was du noch verbessern kannst, musst du das annehmen. Ich versuche, so viel wie möglich davon umzusetzen und hoffe, dass es mich noch weiterbringt.
SPOX: Wie seltsam fühlt sich das als ehemaliger Fan an?
Dost: Ich bin immer noch van-Nistelrooy-Fan, das wird nie anders sein. Ganz daran gewöhnt habe ich mich im Training also immer noch nicht. Allerdings ist es normal, dass man in einer Nationalmannschaft auch auf große Persönlichkeiten trifft. Mit Robben, Sneijder, van Nistelrooy oder van Basten auf dem Platz zu stehen, fühlt sich besonders an - mehr geht nicht.
SPOX: In Wolfsburg haben Sie einen Vertrag bis 2017. Zuletzt haben Sie aber gesagt, dass es im kommenden Sommer nur zwei Optionen gebe: Verlängern oder wechseln.
Dost: Normalerweise läuft es im Profifußball so ab. Natürlich gibt es immer auch die dritte Lösung, trotz auslaufenden Vertrags noch das letzte Jahr zu bleiben. In den meisten Fällen kommt es aber entweder zur Verlängerung oder zum Verkauf. Bei mir gibt es dahingehend noch nichts Neues. Ich habe mich in den letzten Wochen nur damit beschäftigt, zurückzukommen. Wie es weitergeht, wird sich in den nächsten Monaten klären.
SPOX: Sie haben aber sicher ein Gefühl, was Ihnen selbst am liebsten wäre?
Dost: Ganz ehrlich, durch meine Verletzung bin ich mit dem Kopf noch nicht bei irgendwelchen Verträgen. Wir werden eine Lösung finden.
SPOX: Was wäre eigentlich aus Ihnen geworden, wenn es mit dem Fußball nicht geklappt hätte?
Dost: Bevor ich Profi wurde, habe ich angefangen zu studieren. Durch den Fußball musste ich das jedoch aufgeben, da schlichtweg die Zeit fehlte. Jedoch kann ich mir heute auch gar nicht mehr vorstellen, den ganzen Tag im Büro zu sitzen. Nach meiner Karriere würde ich gerne etwas komplett anderes machen, auch wenn ich noch keine konkreten Ideen habe. Allerdings muss man mit solchen Aussagen vorsichtig sein: Diese Pläne habe ich schon oft von anderen Leuten gehört, 20 Jahre später waren sie plötzlich doch irgendwo Fußballtrainer. (lacht) Das kann ich mir aber nicht vorstellen. Der Fußball macht mir zwar Spaß, nach meiner aktiven Zeit sollte aber Schluss sein.
Bas Dost im Steckbrief