Die Weltrevolution hat begonnen! Oder?

Carlo Ancelotti hat seine eigene Idee vom Fußball
© getty
Cookie-Einstellungen

Spiel gegen den Ball: Zwischen Pressing und Abwarten

Auch im Spiel gegen den Ball formieren sich die Bayern in einer 4-3-3-Grundordnung. Dabei liegt der Fokus, ähnlich wie bei Ancelottis Vorgänger Pep Guardiola, meist auf dem frühen Ballgewinn.

Dr. Alexander Schmalhofer beschreibt den Mittelstürmer als ersten Verteidiger bei gegnerischem Ballbesitz: "Der ballnahe Stürmer Lewandowski greift dabei sowohl den ballführenden Innenverteidiger als auch den Torhüter an. In den meisten Fällen schlugen dann die bisherigen Gegner den Ball hoch nach vorne."

Im Fall einer flachen Spieleröffnung des Gegners "schoben die Achter auf die gegnerischen Sechser. Die Flügelspieler attackierten den ballnahen Außenverteidiger und den ballentfernten Innenverteidiger", beschreibt Schmalhofer das Abwehrverhalten der Bayern weiter.

Erlebe die Bundesliga-Highlights auf DAZN. Hol Dir jetzt Deinen Gratismonat

Besonders gegen spielerisch starke Teams wie Atletico "könnten die Bayern ein Mittelfeldpressing, situativ sogar Angriffspressing spielen, um die kontrollierten hohen Zuspiele zu unterbinden und trotzdem wenig Raum für den zweiten Ball zuzulassen. Die Viererkette muss darauf achten, die Tiefe zu sichern. Zudem sollte der Sechser den Raum vor der Viererkette schließen. Bei Abschlag des Torwarts kann er sich sogar in die Viererkette fallen lassen", sagt Schmalhofer.

Der bisherige Saisonverlauf zeigte jedoch, dass Ancelotti nicht dogmatisch auf offensivem Pressing beharrt. Selbst gegen die verunsicherten Bremer am ersten Spieltag zogen sich die Bayern zeitweise zurück und ließen den Gegner erst einmal machen: "Wir haben Bremen den ersten Ball spielen lassen und sind dann draufgegangen. Dadurch hatten wir Räume nach vorne, weil die Mannschaft nicht mehr so geordnet war und wir viel Platz hinter der Viererkette hatten", erklärte Manuel Neuer hinterher in der Mixed Zone.

Schon als Real-Trainer zeigte Ancelotti bei seinem Meisterstück im Halbfinale 2014 gegen die Bayern, dass es für ihn auch Alternativen zum offensiven Draufschieben auf die Abwehrreihen gibt. Das Modell des Abwartens und Zurückziehens hat er auch in München schon zur Anwendung gebracht.

Das schlägt sich auch in den statistischen Werten nieder: Im Schnitt laufen die Bayern nur noch 109,3 km pro Spiel (unter Guardiola noch 112,9) und absolvieren nur noch 587 intensive Läufe (629). Zu großen Teilen ist diese Kräfteersparnis auf das nicht mehr ganz so intensive Pressing zurückzuführen.