CL-Erlebnis eines SPOX-Redakteurs: "Arsenal steht also bei zwei Toren"

Der FC Bayern gewann das Achtelfinal-Hinspiel gegen den FC Arsenal mit 5:1
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Beim Achtelfinal-Hinspiel des FC Bayern gegen den FC Arsenal feierte der sogenannte Event-Fan nach monatelanger Abstinenz eine triumphale Rückkehr. Er erzählte vom Volleyballer Erik Meijer, verstellte gekonnt den Blick auf die Leinwand und klärte auf über die Auswärtstor-Regel und Carlo Ancelottis taktische Wechsel. Ein Champions-League-Erlebnis eines SPOX-Redakteurs.

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Der Anpfiff des Champions-League-Achtelfinal-Hinspiels des FC Bayern gegen den FC Arsenal war mehr als der eines gewöhnlichen Champions-League-Achtelfinal-Hinspiels. Es war der offizielle Saison-Auftakt des sogenannten Event-Fans.

Seit seinen zurückliegenden Auftritten am 3. Mai 2016 ("Atletico macht nur Zeitspiel, das ist so unfair.") und 7. Juli 2016 ("Mit Löw gewinnen wir die EM nie mehr.") war lange nichts zu hören von ihm. Er entfernte seinen schwarz-rot-goldenen Rückspiegelschmuck, erholte sich von den bitteren Erlebnissen und versuchte sie auch zu verarbeiten. Nicht einmal die Gruppenspiele des heißgeliebten FC Bayern gegen eben jenes Atletico fanden Beachtung. Klar, waren ja nur Gruppenspiele und die Enttäuschung saß auch noch zu tief.

Doch nun war einfach alles bereitet: Die Champions-League-Hymne ("Gänsehaut. So geil. Endlich ist es wieder soweit.") wurde gespielt und Mesut Özil stand auch auf dem Platz. Perfekte Voraussetzungen also, um sich ein Bier zu bestellen und mal wieder einen Fußball-Abend zu zelebrieren.

Von Volleyballern und Stellungsspielen

Wo geht das besser als in einer Münchner Wohnheim-Bar mit Leinwand und Bier für zwei Euro? Natürlich nirgends. Neben den paar altbekannten Gesichtern, die hier auch gequält auf den Bildschirm starren (Leinwand gibt es nur an Champions-League-Abenden), wenn Mainz am Freitagabend Augsburg empfängt, ist der Laden also gefüllt mit Leuten, die monatelang nicht gesehen waren. So eng war es jedenfalls nicht mehr, seit ein spanischer Wohnheim-Bewohner vor einigen Wochen Geburtstag feierte und dafür den einen oder anderen oder auch einfach alle anderen Spanier, die er kennt, einlud.

Dass die neue Kundschaft auf sich aufmerksam machen wollte, war nur logisch. Es galt das Revier zu markieren. Entsprechend lautstark übernahm sie das Kommando. Erik Meijer analysierte gerade die beiden Mannschaften mit seinen futuristischen Taktik-Tools, als es losging: "Wer ist das denn schon wieder?" Die erste Antwort aus der Runde lautete "ein Schiedsrichter" und wurde vom Rest als plausibel erachtet und anerkannt. Die zaghaften wie fragwürdigen Versuche eines etwas leiseren Kollegen, Meijer als "Volleyballer" zu verkaufen, wurden mit einigem Recht nicht weiter beachtet.

Als das Vorgeplänkel endlich ein Ende gefunden hatte; als Mesut Özil, Philipp Lahm, Manuel Neuer, Mats Hummels und irgendwelche 18 anderen Fußballer gerade aufs Feld liefen, stellte sich heraus, dass es sich bei den bisher tonangebenden Gästen lediglich um eine Vorhut handelte. Denn nun fand sich auch der Rest der Runde ein.

Von den bereits die Vorberichte analysierenden Kollegen wurden sie aber nur kurz begrüßt. Fortan galt es für das an der Partie nur peripher interessierte (wohl aber aus gesellschaftlichen oder gruppendynamischen Zwängen trotzdem anwesende) Quartett, gekonntes Stellungsspiel zu beweisen. Da alle Sessel belegt waren, suchten sich die Neuzugänge Stehplätze an der Bar. Im perfekten Rotationsprinzip, wie es Ottmar Hitzfeld nur so jauchzen ließe, verdeckte stets einer den Blick auf die Leinwand.

Von Auswärtstoren und Schnäpsen

Die Arsenal-Verteidigung um Shkodran Mustafi und Gabriel bewies auf dem Platz derweil ein deutlich inkonsequenteres Stellungsspiel. Auch deshalb führte der FC Bayern bereits Mitte der zweiten Halbzeit mit 4:1. Das Spiel neigte sich dem Ende zu, es galt die Lage für das Rückspiel abzuklären. "Auswärtstore zählen doppelt", erklärte ein durchaus fachkundig wirkender Blondschopf auf Nachfrage der einzigen weiblichen Kollegin, "Arsenal steht also bei zwei Toren."

Die Bayern befanden sich in einer brenzligen Situation, ein weiterer Treffer der Gunners würde den Ausgleich bedeuten. "Noch ein Tor wäre wichtig für Arsenal", analysierte das Mädel folgerichtig und wurde mit anerkennendem Nicken und düsteren bayerischen Ausblicken ("Mann, das wäre so bitter für die Bayern.") bestätigt.

Womöglich wegen der treffenden Analyse, womöglich aus anderen Gründen, sah sich der Cap-Träger der Gruppe jedenfalls bald genötigt, das Mädel auf einen Schnaps einzuladen. Er drängte sich also durch die eng gestaffelten Sesselreihen, klatschte kurz mit seinen etwas desinteressierten Kollegen an der Bar ab ("Irres Spiel."), schreckte den Barkeeper auf und bahnte sich mit seinen beiden Schnaps den Weg zurück zu seinem Platz. Angewidert gerochen, angestoßen, auf ex weggekippt und ein paar Minuten später die Bitte zur Rückeinladung abgesetzt. Routine.

Ehrenhaft führte das Mädel die Rückeinladung natürlich auch aus. Ganz so schwer wie ihrem Kollegen fiel ihr das Durch-die-Sesselreihen-Bahnen jedoch nicht. Einerseits natürlich, weil sie über einen grazileren Körper verfügt. Andererseits, weil eine Fünf-Mann-Gruppe kurz zuvor aus dem Laden gescheucht wurde und deshalb deutlich mehr Platz war. Sie hatten sich doch tatsächlich erdreistet, Pizza in die Bar zu bestellen. "Nehmt ihr auch euer eigenes Bier mit, oder wie?", lautete der mehr als berechtigte Einwand des Barkeepers, der gnadenlos Richtung Ausgang zeigte. Anders als einige Pfiffe des serbischen Schiedsrichters Milorad Mazic eine absolut vertretbare Entscheidung.

Von taktischen Wechseln und defensiven Müllern

Der zweite Schnaps gekippt, kurz vor Schluss immer noch 4:1, Zeit war nun für eine neuerliche Zwischenanalyse: "Aktuell würde Arsenal ein 2:0 im Rückspiel für die Verlängerung reichen." Bayern-Trainer Carlo Ancelotti war mit dieser komfortablen Ausgangslage offenbar zufrieden. "Er versucht das Ergebnis zu sichern", hieß es vom Cap-Träger. Woher er das denn wisse, die interessierte Nachfrage aus der Runde. "Zwei Defensive rein, zwei Offensive raus", die knackige Antwort. Klar, Robert Lewandowski und Arjen Robben wurden durch Rafinha und Thomas Müller ersetzt.

Der neutrale Zuhörer stand nun vor der schier unlösbaren Frage: Nahm der Cap-Träger mit einer dreisten Unterstellung Torlos-Thomas Müller auf die Schippe, oder verwechselte er ihn einfach mit einem der beiden gelernten Defensiv-Spielern Jannik Müller (Innenverteidiger von Dynamo Dresden) und Fabian Müller (Linksverteidiger von Dynamo Dresden)?

Ancelotti erreichte mit den taktischen Wechseln jedenfalls sein Ziel der Ergebnis-Sicherung und sogar mehr als das. Bayern schoss noch ein Tor (erstaunlicherweise durch Defensiv-Mann Müller) und die Gruppe verabschiedete sich glücklich. Womöglich bis zum Rückspiel in drei Wochen, eher aber bis zum darauffolgenden Viertelfinal-Hinspiel. Die Spannung ist ja raus: 3:0 gewinnt Arsenal niemals gegen die Bayern.

FC Bayern - FC Arsenal: Die Statistik zum Spiel

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