1. Celtic, Besiktas, Sevilla: Der FC Bayern kann Hexenkessel
Zwischenzeitlich entglitt dem FC Bayern die Partie. Nach einer dominanten Anfangsphase im Auswärtsspiel beim FC Sevilla verloren die Münchner komplett den Faden und verzettelten sich in kleinen Scharmützeln.
Spätestens ab der 10. Minute spielten die Andalusier ihre Stärken aus: Hohes Pressing, aggressive Zweikampfführung und schnelle, spielerisch anspruchsvolle Kombinationen trafen auf Provokationen und theatralische Einlagen. Bisweilen war es eine dreckige Spielweise, unangenehm allemal.
In dieser Phase kochte die Stimmung im Estadio Ramon Sanchez-Pizjuan hoch. Jeder Zweikampf wurde mit lauten Pfiffen und Raunen bedacht, jede gelungene Aktion frenetisch bejubelt.
Die Bayern schienen sich davon beeindrucken zu lassen. Sie wurden zunehmend unsicherer und leisteten sich reihenweise einfache Ballverluste. Sevilla war für etwa eine halbe Stunde die klar bessere Mannschaft. Das sah auch Bayern-Trainer Jupp Heynckes so: "Die erste Halbzeit ging ganz klar an Sevilla, weil wir zu viele Ballverluste in der Vorwärtsbewegung hatten. Im Mittelfeld waren wir nicht geordnet, dann kommt eine Mannschaft wie Sevilla zu Torchancen."
FC Bayern hat Probleme mit Pressingmannschaften
Dass die Münchner Schwierigkeiten damit haben, gegen gute Pressingmannschaften Lösungen zu finden, war zuletzt auch gegen RB Leipzig offenbar geworden. Mats Hummels wollte dieses vermeintliche Problem jedoch nicht größer machen, als es ist: "Diese Ballverluste sind ja kein Dauerthema. Das ist auch immer tagesformabhängig. Am Samstag gegen Dortmund hatten wir beinahe gar keine, in Leipzig dagegen kamen sie auch zu häufig vor. Wir wollen immer den Ball haben und Fußball spielen. Wenn man dann einen Tag hat, an dem es nicht so optimal läuft, wird es öfter mal gefährlich", sagte er.
Nach der Pause schafften es die Bayern deutlich besser, das Spiel zu kontrollieren und sich von der Atmosphäre und den Provokationen nicht aus dem Konzept bringen zu lassen. Fortan zeigte sich, dass der designierte Deutsche Meister zu Recht als Favorit in die Partie gegangen war.
Die positiven Eindrücke nach dem Seitenwechsel waren auch das, was Heynckes letztlich aus dem Spiel mitnehmen wollte: "In der zweiten Halbzeit haben wir das geändert und dann verdient gewonnen."
Bayern erstes deutsches Team mit Sieg in Sevilla
Die Auslosung der Königsklasse bescherte dem deutschen Rekordmeister bislang eine Hexenkessel-Rundfahrt. Nach dem Celtic Park in Glasgow und dem Vodafone Park in Istanbul haben die Münchner auch die Aufgabe in einem berüchtigten Stadion gemeistert. Dreimal war die Stimmung beeindruckend, dreimal auch der Effekt auf das Team erkennbar, doch dreimal stand am Ende ein Auswärtssieg. 1:0 bei Celtic, 3:1 bei Besiktas und nun 2:1 in Sevilla.
Damit fuhren sie den ersten Sieg eines deutschen Teams in Sevilla überhaupt ein. Und besiegten nach fünf Niederlagen auf spanischem Boden in Serie nebenbei auch den eigenen Spanien-Fluch.
FC Bayern: Letzte Spiele gegen spanische Teams
Saison | Runde | Gegner | Hinspiel | Rückspiel |
2013/2014 | Halbfinale | Real Madrid | 0:1 (A) | 0:4 (H) |
2014/2015 | Halbfinale | FC Barcelona | 0:3 (A) | 3:2 (H) |
2015/2016 | Halbfinale | Atletico Madrid | 0:1 (A) | 2:1 (H) |
2016/2017 | Gruppenphase | Atletico Madrid | 0:1 (A) | 1:0 (H) |
2016/2017 | Viertelfinale | Real Madrid | 1:2 (H) | 2:4 n.V. (A) |
2017/2018 | Viertelfinale | FC Sevilla | 2:1 (A) |
Für die Bayern war genau das ein wichtiger Entwicklungsschritt. Vor zwei Jahren etwa war die Mannschaft im Vicente Calderon gegen Atletico Madrid ebenfalls beeindruckt von der Atmosphäre und in Rückstand geraten. Damals kam sie nicht mehr zurück. Diesmal gelang sogar noch ein Sieg.
Die sehr gute Ausgangsposition nehmen die Münchner sehr gerne mit. Aus den Erfahrungen der ersten Halbzeit müssen sie jedoch die richtigen Schlüsse ziehen. Dann war das Bestehen der Prüfung Hexenkessel 3.0 goldwert.