Außerdem erklärt er, was das Besondere an der Kommentator-Experten-Kombination ist und warum der FC Bayern nicht zu den Topfavoriten gehört.
SPOX: Herr Platte, wann haben Sie für sich persönlich beschlossen, dass Sie Sportkommentator werden möchten?
Jan Platte: Es gab kein Erweckungserlebnis. Aber es war früh klar, dass ich auf so etwas Lust habe. Der Fußball hat mich schon von Kindheit an die ganze Zeit begleitet. Ich habe mit ungefähr sechs Jahren angefangen, Fußball zu gucken, also nicht nur den ganzen Tag zu spielen, sondern ihn auch medial zu verfolgen. Per Glotze, per Radio, ich habe alles aufgesaugt. Aber ich dachte nicht: "Da will ich unbedingt hin."
SPOX: Sie haben 1997 an der Sporthochschule in Köln begonnen, Sportwissenschaft zu studieren. Was war Ihr Plan?
Platte: Ich wusste, dass ich dort Sport und Medien kombinieren kann. Während des Grundstudiums gab es viele verschiedene Praxiskurse und einiges an Theorie - da war das Programm für alle gleich. Anschließend habe ich im Grundstudium den Schwerpunkt Medien und Kommunikation gewählt. Für mich war jedoch nicht klar, in welche Richtung es sich genau entwickeln würde.
SPOX: Was waren Sie damals für ein Typ?
Platte: In der Schule war ich nicht gerade eine Leuchte, habe erst spät kapiert, dass ein bisschen was tun durchaus sinnvoll ist. Im Studium war es dann ganz anders. Ich hatte Bock, einigermaßen schnell durchzukommen. Ich saß auch mal wochenlang zu Hause und habe für die großen Prüfungen in Anatomie und Physiologie gelernt. Das war für mich komplettes Neuland, weil ich in Bio nie anwesend war, zumindest nicht geistig. Plötzlich hat mir das Spaß gemacht.
SPOX: Sie waren also ein Streber?
Platte: (lacht) Nein, so war es auch nicht, aber ich war interessiert. Wir waren an der Sporthochschule in Köln auch eine gute Truppe. Ich habe dort Leute kennengelernt, die bis heute ganz enge Freunde sind. Ich habe zu dieser Zeit parallel auch angefangen, für Sat1 zu arbeiten. Ich bin viel von Köln nach Hamburg gependelt. Das hat einen Grundstein gelegt.
DAZN-Kommentator Jan Platte über Fußball, Tennis und Schwimmen
SPOX: Sie sind sehr sportlich. Waren Sie das schon immer?
Platte: Definitiv. Ich habe sehr früh angefangen, in Hamburg bei Altona 93 Fußball zu spielen. Es gab zwischen sechs und 16 wahrscheinlich keinen Tag, an dem ich nicht Fußball gespielt habe. Zwischendrin kam auch Tennis dazu. Wenn ich für eine Sache immer gestanden habe, dann für viel Sport machen, viel draußen sein.
SPOX: Also haben Sie hauptsächlich Fußball und Tennis gespielt? Oder sind Sie auch jemand, der viel ausprobiert?
Platte: Im Studium habe ich in der Anfangsphase alle möglichen Sportarten gemacht, auch eine Prüfung in Rhythmik und Tanz. Eines der einschneidendsten Erlebnisse für mich war der Schwimmkurs im Grundstudium.
SPOX: Inwiefern?
Platte: Ich bin in der ersten Stunde mit der größten Bermuda-Short aller Zeiten gekommen. Also wurde ich nach vorne geholt, der Dozent hat auf mich gezeigt und gesagt: "So kommt man nicht zum Schwimmen." Aber er hat mich motiviert und irgendwann dazu gebracht, dass ich 1000 Meter am Stück gekrault bin.
SPOX: Viele Kommentatoren sind Nerds mit absurdem Inselwissen. Ist das bei Ihnen auch so?
Platte: Sobald ich lesen konnte, habe ich den Fußball-Almanach durchgestöbert. Ich frage mich bis heute, wie ich es geschafft habe, mich damit tagelang zu beschäftigen. Darin stehen ja praktisch nur Statistiken. Wann Horst Hrubesch für den HSV gegen wen in welcher Minute welches Tor geschossen hat. Ich dachte immer, ich weiß relativ viel, bis ich Uwe Morawe kennengelernt habe. Dann wird dir ganz schnell klar, dass du quasi nichts weißt. Mein Hirn ist schon aufnahmebereit für Spezialwissen, aber ich bewege mich da sicherlich im normalen Bereich.
SPOX: Sie haben angesprochen, dass Sie neben dem Studium bei Sat1 gearbeitet haben. Was waren dort Ihre Tätigkeiten?
Platte: Ich war Redaktions-Assistent, habe zugearbeitet für Sendungen wie ran und ranissimo, kleine Openings geschnitten und das Teasing getextet. Dort habe ich sehr viel gelernt.
FC Valencia unter Rafa Benitez "eine der größten Mannschaften überhaupt"
SPOX: Nach anderthalb Jahren haben Sie sich aber dazu entschlossen, sich komplett auf das Studium zu konzentrieren.
Platte: Das stimmt, ich bin viel gependelt und habe kaum ein Wochenende in Köln verbracht. Ich konnte die schöne Seite des Studiums kaum mitnehmen. Also habe ich mich dazu entschieden, mich erstmal auf Köln zu konzentrieren. Ich habe nebenher verschiedene Medienjobs gemacht abseits der Sportwelt. Ich war wahrscheinlich der schlechteste Nebendarsteller, den es jemals bei Verbotene Liebe gegeben hat. (lacht) 2002 wollte ich meine Diplomarbeit schreiben. Und weil es bei uns im Institut Engpässe gab, bin ich für acht Monate nach Spanien gegangen.
SPOX: Sie haben Februar bis September in Valencia verbracht.
Platte: Das war großartig. Ich habe dort den spanischen Fußball sehr gut kennengelernt, speziell Valencia. Sie sind in dem Jahr das erste Mal seit über 40 Jahren Meister geworden und haben tollen Fußball gespielt unter Rafa Benitez. Für mich ist diese Mannschaft eine der größten überhaupt. Ich hatte in dieser Zeit durch meine Clique das volle spanische Fußballerlebnis. Das Interesse für LaLiga hat deswegen überdauert.