Der Hashtag "NoToRacism" trendete am Dienstagabend gegen 23 Uhr auf Twitter. Dieser Umstand entbehrte einer gewissen Ironie nicht, hat doch der europäische Fußballverband UEFA den Slogan in seiner Kampagne gegen Rassismus im Fußball eingeführt.
Ironie deshalb, weil ausgerechnet jene UEFA am Dienstagabend ein klares Zeichen gegen Rassismus verpasste. Um 22.30 Uhr verließen die Spieler von PSG und Basaksehir geschlossen unter zustimmendem Beifall der anwesenden Betreuer den Platz.
Anstatt ein Zeichen zu setzen und das Spiel auf Wunsch einiger Spieler abzusagen, hatten die Verantwortlichen der UEFA zuvor offenbar vehement versucht, die Spieler davon zu überzeugen, die Partie fortzusetzen. Es dauerte fast eine Stunde, bis die UEFA mitteilte, dass das Spiel nicht mehr angepfiffen wird.
Die Einhaltung des Terminkalenders hatte also Priorität über ein Signal, das eigentlich selbstverständlich hätte sein müssen. Spielplan geht über #NoToRacism - das war die Botschaft.
Demba Ba als wichtiger Wortführer in Paris
Umso wichtiger war es, dass die Spieler ein Zeichen setzten. Dass Stars wie der ehemalige Hoffenheimer Demba Ba als Wortführer vom Platz gegangen und nicht mehr zurückgekehrt sind.
Ba versuchte dem vierten Offiziellen Sebastian Coltescu, der Basaksehir-Assistent Pierre Webo über seine Hautfarbe definiert hatte, sogar noch zu erklären, warum dessen Aussage so problematisch war.
Der flüchtete sich in Ausreden und rechtfertigte sich damit, dass "negru" auf Rumänisch "schwarz" heiße und nicht rassistisch gemeint sei, sondern seine Wortwahl "lediglich" der Einfachheit der Kommunikation mit dem Hauptschiedsrichter Ovidiu Hategan geschuldet war. Dass er dabei Webo über dessen Hautfarbe definierte, ist aber rassistisch.
Rassismus ist noch immer mehr Debatte als Diskurs
Der Kampf gegen Rassismus ist ein von Stagnation und Ignoranz geprägtes, andauerndes Anrennen, das große Ausdauer erfordert. Die Unterhaltung zwischen Ba und Coltescu zeigte einmal mehr, dass es selbst im Jahr 2020 noch immer nicht darum geht, wie Rassismus bekämpft werden soll - so weit ist es noch lange nicht -, sondern darum, ob etwas rassistisch ist oder nicht.
Die Empörung betroffener Personen ist dafür meist ein ganz gutes Indiz. Dass die UEFA ein solches Indiz nicht erkennt und in eine derart prägende Aktion nicht sofort öffentlichkeitswirksam an den Pranger stellt, ist beschämend und konterkariert die eigene Kampagne.