Die Gruppenphase der Champions League ist vorbei und erstmals seit sechs Jahren stehen alle vier deutschen Teilnehmer an der Königsklasse im Achtelfinale. Dazu vier Teams aus Spanien, jeweils drei aus England und Italien sowie PSG und der FC Porto. Doch welche Teams haben die beste Form und die besten Aussichten in der K.o.-Phase? SPOX und Goal machen den Check.
Platz 16: Lazio Rom
So erreichte das Team das Achtelfinale: Mit nur zwei Siegen ins Achtelfinale einzuziehen alleine ist schon eine Kunst für sich. Das aber auch noch in einer Gruppe mit Borussia Dortmund, Brügge und Zenit St. Petersburg zu schaffen, sagt schon einiges aus über die Qualität der Mannschaft. Selbstredend nicht unbedingt Gutes. Lazio konnte eigentlich nur im ersten Gruppenspiel überzeugen, wobei das 3:1 gegen den BVB eher dem Unvermögen der Deutschen und einer gewissen Rachlust von Stürmer Ciro Immobile geschuldet war. Im letzten Gruppenspiel gegen Brügge, auch nicht gerade ein Monsterteam, profitierte Simone Inzaghis Mannschaft von einem Lattentreffer der Belgier in der Schlussphase. Souverän ist anders.
Ausblick auf die K.o.-Phase: Lazio ist im Topf 2 und bekommt am Montag bei der Auslosung auf jeden Fall ein Top-Team zugelost. Und da die Römer schon gegen den BVB gespielt haben und ein rein italienisches Duell gegen Juventus auch noch nicht möglich ist, fehlt ein bisschen das Vorstellungsvermögen, gegen welches Team Lazio im Achtelfinale bestehen soll. Für den aktuellen Tabellensiebten der Serie A ist das Erreichen der K.o.-Runde das höchste der Gefühle.
Platz 15: FC Sevilla
So erreichte das Team das Achtelfinale:13 Punkte muss man in der Gruppenphase erst mal schaffen. Auch in einer Gruppe, die recht wenig Champions-League-Flair versprach - und die letztlich alle Erwartungen erfüllte. Gegen Chelsea, den einzigen Gegner von Format, holte Sevilla ein torloses Remis und verlor ansonsten haushoch. Die Siege gegen FK Krasnodar und Stade Rennes, die ja nicht nur vom Namen her eher in die Europa League, dem eigentlichen Lieblingswettbewerb des FC Sevilla, gehören, waren teils recht mühsam.
Ausblick auf die K.o.-Phase: Die gute Nachricht für alle, die sich mal einen anderen Gewinner der Europa League wünschen als den FC Sevilla: Sevilla ist im neuen Jahr nicht in der Europa League dabei. Die schlechte Nachricht für alle, die es mit dem FC Sevilla halten: Im Achtelfinale der Champions League stehen kaum Mannschaften, die man eigentlich eher im Lieblingswettbewerb des FC Sevilla erwarten würde. Vor allem nicht in Topf 1, aus dem Sevillas Gegner gezogen werden wird. Für Sevilla könnte es zu wenig Europa League sein.
Platz 14: FC Porto
So erreichte das Team das Achtelfinale: Einmal komplett chancenlos gegen Manchester City beim 1:3, einmal ein Remis erzittert gegen die Engländer - aber ansonsten marschierte der FC Porto durch die Gruppe. Sieben unterschiedliche Torschützen sprechen für die Ausgeglichenheit der Mannschaft, dass drei der insgesamt zehn Treffer Mittelfeldspieler Sergio Oliveira erzielte, aber auch für eine gewisse Harmlosigkeit der Angreifer.
Ausblick auf die K.o.-Phase: Die Form in der Königsklasse stimmt bei den Portugiesen, die Qualität der Mannschaft reicht absolut fürs Achtelfinale. Für mehr aber nicht. Schon die Verteidigung des nationalen Titels dürfte schwer genug werden, nach neun Spieltagen liegt Sporting Lissabon vier Zähler vor Porto.
Platz 13: Atalanta Bergamo
So erreichte das Team das Achtelfinale: Die Überraschungsmannschaft der Vorsaison buchte erneut das Ticket für die K.o.-Phase, weil ein überraschender Sieg an der Anfield Road rumkam und zumindest vier der sechs obligatorischen Punkte gegen Außenseiter Midtjylland heraussprangen. Zudem spielte den Italienern in die Karten, dass Nebenbuhler Ajax die Abgänge ihrer Leistungsträger van de Beek, Ziyech und Dest nicht auffangen konnte.
Ausblick auf die K.o.-Phase: Atalanta gefällt sich in der Rolle des Underdogs, dass die Top-Teams jedoch abermals Gefahr laufen, die Lombarden zu unterschätzen, ist unwahrscheinlich. Ebenso unwahrscheinlich, dass es auch in dieser Spielzeit für die Runde der letzten Acht reicht.
CL-Achtelfinale: Die Lostöpfe
Topf 1 | FC Bayern, Real Madrid, Manchester City, FC Liverpool, FC Chelsea, BVB, Juventus, PSG |
Topf 2 | Atletico Madrid, Mönchengladbach, FC Porto, Atalanta Bergamo, Sevilla, Lazio Rom, FC Barcelona, RB Leipzig |
Platz 12: Atletico Madrid
So erreichte das Team das Achtelfinale: Gar nicht mal so sicher wie erwartet. Die Rojiblancos-Abwehr, die gemeinhin als undurchdringbare Bastion gilt, fing sich insgesamt acht Gegentore, alleine vier in einem Spiel gegen die Bayern (zum Vergleich: in der heimischen Liga stehen nach 10 Spielen 2 Gegentore zu Buche). Schließlich hielten es die Simeone-Mannen mit dem guten Pferd, das bekanntlich nicht höher springt als es muss. Im entscheidenden Spiel gegen Salzburg gewann ein effektives Atletico mit 2:0.
Ausblick auf die K.o.-Phase: Bekommt Simeone seine Mannschaft auf das Niveau, das sie in der Liga zum Tabellenführer avancieren ließ, könnte noch einiges zu erwarten sein. Auch wenn die holprige CL-Gruppenphase nicht sonderlich angsteinflößend anmutet, dürfte sich kein potenzieller Achtelfinalgegner um ein Duell mit Atletico prügeln.
Platz 11: Borussia Mönchengladbach
So erreichte das Team das Achtelfinale: Vor den beiden letzten Partien sah es rosig aus am Niederrhein. Mit zwei Kantersiegen gegen Donezk und zwei überraschend ärgerlichen Unentschieden gegen die Schwergewichte Real und Inter grüßte Gladbach sensationell vom Platz an der Sonne. Dass die Fohlen am Ende vor einem Tablet um den Einzug ins Achtelfinale bangen mussten, stand sinnbildlich für den Gruppen-Schlussspurt.
Ausblick auf die K.o.-Phase: Erstmals in der CL-Geschichte überhaupt in der Runde der letzten 16. Dass Gladbach die Großen ärgern kann, haben sie bewiesen. Gelingt es Marco Rose zusätzlich, eine Führung gegen die vermeintlichen Favoriten über die Runden zu bringen, ist dem Team einiges zuzutrauen. Allerdings: Den Eindruck, mit mutiger Spielweise in gute Ausgangspositionen zu gelangen, erweckte der Bundesligist jüngst nicht mehr. Und: Als Real Madrid am Mittwoch ernst machte, hatte Gladbach keine Mittel dagegen.
Platz 10: Real Madrid
So erreichte das Team das Achtelfinale: Auf bisweilen erschreckend unsouveräne Art und Weise. Real verlor gleich zweimal gegen Gruppen-Underdog Donezk, im Hinspiel gegen Gladbach mühten sich die Königlichen wenig königlich zu einem Last-Minute-2:2. Einzig am letzten Gruppenspieltag, beim zweiten Aufeinandertreffen mit den Fohlen, waren die Spanier da und zeigten ihre beste CL-Leistung in dieser Saison.
Ausblick auf die K.o.-Phase: Man muss Real zugutehalten, dass sie - auch diesmal - ablieferten, als es drauf ankam. Allerdings: Präsentieren sich die Blancos in der K.o.-Runde ähnlich wackelig und uninspiriert wie in der Gruppenphase, könnte bei einem entsprechenden Gegner schneller Feierabend sein als gedacht.
Platz 9: FC Barcelona
So erreichte das Team das Achtelfinale: Die unter Ronald Koeman verjüngte Barca-Elf sicherte sich mit fünf Siegen am Stück schnell das Achtelfinal-Ticket und spielte in der Königsklasse deutlich souveräner als in der heimischen Liga. Erfreulich: das 2:0 gegen Juve in Turin. Weniger erfreulich: das 0:3 beim zweiten Duell mit der Alten Dame im Camp Nou, einer Vorführung von Cristiano Ronaldo und Weston McKennie, die den "Cules" den Gruppensieg kostete.
Ausblick auf die K.o.-Phase: Das 2:8-Trauma von Lissabon und all seine Begleitumstände stecken den Katalanen noch in allen Knochen. Allen voran Lionel Messi, der im Sommer ja eigentlich wegwollte, strahlt mit seiner Körpersprache nicht unbedingt so etwas wie Siegermentalität aus. Von diesem Barca darf man keine Wundertaten erwarten.
Platz 8: Juventus
So erreichte das Team das Achtelfinale: Si Pirlo, no party? Die ersten Spiele (nicht nur das 0:2 gegen Barca, sondern auch das knappe und uninspirierte 2:1 in Budapest) deuteten eher auf Platz zwei in Gruppe G hin. "Il Maestro" und seine Mannschaft um CR7 zeigten es im Rückspiel gegen Barca aber allen Kritikern und befinden sich dank Platz eins in einer komfortablen Ausgangsposition.
Ausblick auf die K.o.-Phase: Spielerisch, das belegt auch das momentane Abschneiden in der Serie A (nur Platz vier), muss sich Pirlos Team in den kommenden Monaten noch entwickeln, um ein ernstes Wörtchen um den Henkelpott mitzureden. Ronaldos Geniestreiche alleine sollten aber schon das Viertelfinale garantieren. Sonst muss es der gute, alte, hässliche Juve-Zynismus richten.
Platz 7: Borussia Dortmund
So erreichte das Team das Achtelfinale: Der deutsche Vizemeister legte mit dem 1:3 im Olimpico gegen Lazio einen schwachen Start in die Champions-League-Saison hin. Danach verbesserte sich die Mannschaft von Lucien Favre aber und holte 13 Zähler aus fünf Spielen, was ihr den Sieg in Gruppe F bescherte. Die Konkurrenz war - gerade mit Brügge und St. Petersburg - jedoch alles andere als übermächtig.
Ausblick auf die K.o.-Phase: Lichtet sich das derzeit prall gefüllte Dortmunder Lazarett und gelingt es der Favre-Elf, auch mal über 90 Minuten gut zu verteidigen und gut anzugreifen, ist dem BVB mindestens das Viertelfinale zuzutrauen.
Platz 6: RB Leipzig
So erreichte das Team das Achtelfinale: Die Leipziger erlebten in ihrer "Todesgruppe" mit PSG, Manchester United und Istanbul Basaksehir eine wilde Achterbahnfahrt. Das tiefste Tief: die 0:5-Pleite im Old Trafford. Das höchste Hoch: der achtelfinalbringende 3:2-Sieg im letzten Gruppenspiel gegen die Red Devils.
Ausblick auf die K.o.-Phase: Dass der Halbfinal-Einzug 2019/20 kein "One-Season-Wonder" war, demonstrierte die Elf von Julian Nagelsmann auf beeindruckende Weise gegen United und PSG. Diese junge, mutige und doch ausbalancierte Truppe kann mit ihrer spielerischen, aber auch taktischen Gewieftheit wieder weit kommen.
Platz 5: FC Chelsea
So erreichte das Team das Achtelfinale: Ein Unentschieden am ersten Spieltag, ein Unentschieden am letzten Spieltag, ansonsten klare Siege: Chelseas junge Mannschaft hat in einer reichlich unspektakulären Gruppe geliefert und das Beste aus der Situation gemacht: Trainer Frank Lampard hat die Gruppenphase genutzt, um seine neu zusammengestellte Mannschaft auf höchstem Niveau besser kennenzulernen und hat sogar schon beinahe abgeschriebenen Akteuren wie Antonio Rüdiger oder Kepa zu Spielpraxis verholfen. Stürmer Olivier Giroud sorgte mit seinem Viererpack gegen Sevilla für Aufsehen und zeigte nicht nur Timo Werner, dass er auch noch da ist.
Ausblick auf die K.o.-Phase: Frank Lampards Mannschaft befindet sich auch Mitte Dezember noch in der Kennenlernphase, noch ist nicht ganz klar, ob sie die riesigen Versprechen auch wirklich einlösen kann. Aber die Wahrscheinlichkeit steigt von Woche zu Woche. Die Mannschaft scheint nicht nur hochveranlagt, sondern auch in der Breite bestens aufgestellt zu sein. Stürmer Timo Werner ist in der Premier League angekommen, Lampards Spielidee kristallisiert sich mehr und mehr heraus - und wenn Kai Havertz jetzt noch die Folgen seiner Corona-Erkrankung überwindet, könnte dem Team auch in dieser Saison schon Großes gelingen.
Platz 4: Paris Saint-Germain
So erreichte das Team das Achtelfinale: Das 1:2 gegen Manchester United zu Beginn ließ Schlimmes vermuten, ebenso das 1:2 bei RB Leipzig am dritten Spieltag. Doch die Mannschaft von Trainer Thomas Tuchel riss sich danach am Riemen. Der 1:0-Sieg im Rückspiel gegen Leipzig mag ein wenig glücklich gewesen sein, doch letztlich erreichte PSG das Achtelfinale souverän. Während des Rassismus-Eklat im Spiel gegen Basaksehir verhielt sich die Mannschaft zudem vorbildlich und solidarisierte sich mit Istanbuls Co-Trainer Webo.
Ausblick auf die K.o.-Runde: Der Dauerstreit zwischen Thomas Tuchel und Sportchef Leonardo mag viele Dinge überstrahlen, nach dem Finale in Lissabon hatte PSG zudem Mühe, in der neuen Saison anzukommen (was vor allem daran lag, dass die Mannschaft gar keine Pause hatte). Aber: Wenn das Team liefern muss, dann liefert es mittlerweile. Tuchel scheint ein echtes Spitzenteam geformt zu haben. Der Finaleinzug in der vergangenen Saison muss kein Zufall gewesen sein.
Platz 3: FC Liverpool
So erreichte das Team das Achtelfinale: Letztlich nüchtern und sachlich zogen die Reds eine Runde weiter, ohne je ernsthaft in die Bredouille gekommen zu sein. Spektakulär wurde es in einer mäßig besetzten Gruppe nur einmal, als die Klopp-Truppe Atalanta 5:0 aus dem Stadion schoss. Ansonsten standen drei weitere Siege, ein Remis sowie die von Klopp als "verdient" deklarierte Niederlage im Rückspiel gegen Bergamo.
Ausblick auf die K.o.-Phase: Wie viele andere Teams haben die Liverpooler mit einem großen personellen Aderlass zu kämpfen, besonders der langfristige Ausfall Virgil van Dijks ist nicht zu kompensieren. Dennoch: Kehrt der eine oder andere Leistungsträger für die K.o.-Phase zurück, dürfte mit den Jungs von der Mersey zu rechnen sein.
Platz 2: Manchester City
So erreichte das Team das Achtelfinale: Pep Guardiolas Mannschaft spazierte fast noch souveräner als der FC Bayern durch die Gruppenphase. 16 Punkte und nur ein Gegentor sprechen Bände - auch wenn die Gruppe C mit dem FC Porto, Olympiakos Piräus und Olympique Marseille nicht die allerstärkste war. Das Unentschieden gegen Porto im vorletzten Spiel war unglücklich - City war drückend überlegen, ein Treffer wurde vom VAR zurückgenommen. Neuzugang Ferran Torres glänzte mit vier Treffern in fünf Spielen.
Ausblick auf die K.o.-Phase: Die Citizens erfüllen eigentlich alle Voraussetzungen, um als Top-Favoriten für den Titel gehandelt zu werden: Das Team ist eingespielt, in der Breite wie Spitze überragend zusammengestellt, Ferran Torres könnte der junge Königstransfer der Königsklasse werden, über die Qualitäten des Trainers brauchen wir nicht zu reden. Und doch bleiben gar nicht mal so kleine Restzweifel, die wohl auch nicht nur aus den Erfahrungen der letzten Jahre genährt werden. Daher: Eigentlich müssten die Citizens in dieser Saison wirklich Top-Favorit auf den Titel sein.
Platz 1: FC Bayern
So erreichte das Team das Achtelfinale: Fünf Siege, dazu ein beachtliches Remis mit der B-Elf bei Atletico, dem aktuellen Spitzenreiter der spanischen Liga - die Mannschaft von Hansi Flick marschierte gewohnt souverän gen Gruppensieg.
Ausblick auf die K.o.-Phase: Die Bayern spielen, bedingt durch den engen Terminkalender und so manche Verletzung, sicherlich nicht alle Sterne vom Himmel. Dennoch bleiben sie die im Kollektiv momentan stärkste Mannschaft in Europa und gehen damit als großer Favorit auf den erneuten CL-Sieg in die K.o.-Runde.