Champions League: Klappt es endlich mit City, Guardiola und der Champions League?

Von SPOX
Szenen aus einem Champions-League-Viertelfinalspiel.
© unsplash

Die Viertelfinals der Champions League sind nun beendet und die ersten Überraschungen sind somit perfekt. Nach zwei spannenden Spielen zwischen Real Madrid und dem FC Chelsea stehen die Königlichen im Halbfinale der europäischen Königsklasse.

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Im Hinspiel im London musste sich das Team von Thomas Tuchel einem überragenden Benzema und seinen drei Treffern geschlagen geben. Im Rückspiel sah es im Estadio Santiago Bernabeu lange nach einem Traumspiel für die Blues aus, die als Titelverteidiger in die CL-Saison gingen. Nach 75 Minuten lag man mit einer 3:0 Führung auf Kurs Halbfinale, bekam zwischenzeitlich sogar noch ein Tor aberkannt.

Mit einem späten Gegentreffer durch Rodrygo ging Madrid mit einem psychologischen Vorteil in die Verlängerung, die Benzema höchstselbst mit seinem Kopfball entschied. Der Franzose erzielte damit seinen siebten Treffer in den vergangenen drei CL-Begegnungen für Real und ist momentan ihre Lebensversicherung.

Auch dem FC Bayern München dürfte das Viertelfinale äußerst bitter geschmeckt haben. In Villarreal verlor man hochverdient mit 1:0 gegen einen cleveren Gegner, der auch Juventus Turin deutlich aus dem Wettbewerb schoss. Ein später Ausgleich im Rückspiel sorgte schlussendlich dafür, dass das gelbe U-Boot um Coach Unai Emery erneut verdient eine Runde weiterkam.

Für die restlichen Spiele im Viertelfinale ging der FC Liverpool mit einem 3:1-Hinspielergebnis mit guten Karten in das Rückspiel gegen Benfica Lissabon. Mit einer leicht abgeschwächten Startformation machte das Merseyside Team dennoch einen guten Eindruck, ließ wenig anbrennen. Nach erneuter 3:1-Führung sorgten zwei Treffer von Benfica gegen Ende des Spiels erneut für etwas Spannung, konnte den Engländern aber unterm Strich nicht mehr gefährlich werden.

City hingegen machte es in seinem Match gegen Atletico Madrid deutlich aufregender. Die beiden englischen Teams, die sich momentan auch denkbar knapp um die Krone der Premier League streiten, stehen aktuell als die beiden Topfavoriten im Turnier. Betrachtet man die Quoten von bet365 Sportwetten, sind die Reds aus Liverpool eine Nasenlänge vorne. Doch Manchester City ist hungrig, spielt sowohl national als auch international eine solide und konzentrierte Saison. Ihr Kader gehört zweifelsohne zu den stärksten in Europa und auch Trainer Pep Guardiola gilt seit Jahren als einer der besten seines Faches.

City kämpft sich durch

Seit der Spanier bei den Citizens übernahm, stehen einige Titel auf der Haben-Seite, mit dem prestigewürdigen Henkelpott sollte es aber noch nicht funktionieren, trotz der häufigen Favoriten-Rolle. Zuletzt erfolgreich war der Ausnahmecoach vor über 10 Jahren während seiner ersten Trainerstation beim FC Barcelona. 2009 und 2011 gewann er mit der inzwischen ikonischen Truppe die Champions League. In seinen Stationen danach, Bayern München und seit 2016 Manchester City, sollte ihm der Erfolg verwehrt bleiben. Doch besonders mit den Cityzens brach er etliche Sieges- und Punktrekorde, sodass die Frage gestellt werden muss, ob es mit dem Sieg der Königsklasse überhaupt noch funktionieren wird.

Im Hinspiel gegen Atletico sah man sich zwei Fünferketten gegenüber, die das Offensivspiel denkbar schwer gestalteten. Kevin De Bruyne, Anführer und unangefochtener Leistungsträger im Club erlöste die Mannschaft erst in der 70. Minute. Die Spanier um Coach Diego Simeone hatten nach den vollen 90 Minuten weder einen Torschuss noch einen Schuss generell. Das Spiel unterstrich die Ausgeglichenheit von Man City vorne wie hinten. In der Premier League stellt man die beste Abwehr und nach Liverpool, die möglicherweise die beste Offensive Europas in ihren Reihen haben, auch den besten Angriff.

Im Rückspiel zeigte sich deutlich, dass der spanische Hauptstadtclub mit mehr Offensivpower auftrumpfen wollte. Ein wirklich schönes Spiel kam allerdings nicht zustande und die Zuschauer sahen nur insgesamt vier Torschüsse im Spiel, von denen beim 0:0 keiner den Weg ins Tor fand. Viele Spieler der Citizens blieben hinter ihren Möglichkeiten, trotzdem hatte Guardiolas Team besonders in der ersten Halbzeit mehr Spielanteile. In den zweiten 45 Minuten änderte sich die Begegnung etwas zu Gunsten Atleticos, was sich auch mental bemerkbar machte. Viele unübliche Fehler und Unsicherheiten schlichen sich bei Manchester ein, die Nationalspieler Ilkay Gündogan als Kapitän auf das Feld führte. Vor allem die Schlussminuten hatten es in sich, die negativ mit Rudelbildung, einer roten Karte für Felipe und mehr als zehn Minuten Nachspielzeit auffielen. Ein hochemotionales Spiel, dass City ins Halbfinale brachte.

Mentale Gegensätze im Halbfinale

In ebenjenem treffen Pep Guardiola und sein Team nun auf Real Madrid, die sich mit schweren Spielen bestens auskennen. Genau hier könnte auch das Champions-League-Problem der Sky Blues liegen. In der vergangenen Saison erreichten sie das Finale, mussten sich aber dem über die gesamte Saison betrachtet eigentlich schwächeren Team, dem FC Chelsea, geschlagen geben. Im Jahr davor gewann man beide Viertelfinalspiele gegen Real Madrid, ehe Olympique Lyon als Bezwinger wartete. Auch hier hätten die Citizens in ihrer Normalverfassung deutlich besser abschneiden müssen, vor allem gemessen an der Leistung auf nationaler Ebene.

Es schien das große Manko des Teams zu sein, die wenige internationale Erfahrung gepaart mit ihrem Potenzial auf den Rasen zu bringen. Real Madrid hingegen hat nach ihren drei Titelgewinnen in Folge einen enormen psychologischen Vorteil, der sie in vielen Partien des Turniers als letztendlichen Sieger hervorgehen lassen hat. Ein mit Stars besetztes Team verliert kaum die Nerven, im Gegenteil, scheint sogar noch stärker zu werden, wenn die Zeichen schlecht stehen. Zuletzt war es gegen den FC Chelsea der Fall, wo man bei einem klaren Rückstand noch die entscheidenden Tore zum Weiterkommen machte.

Real Madrid weiß genau wie Champions League funktioniert - Manchester City hingegen noch nicht. Was den Engländern zugutegehalten werden muss, ist, dass das Team über die Jahre einiges an Erfahrungen sammeln konnte, auch aus bitteren Erlebnissen. Zusätzlich sind viele Engländer im Team mit der Nationalmannschaft Vize-Europameister geworden, was einiges an Nervenstärke lehrt. Mit De Bruyne, Gündogan und Bernardo Silva sind außerdem Strategen im Team, die sich auf oberstem Niveau etabliert und mittlerweile auch die Führungsqualitäten haben, der Mannschaft die nötige Sicherheit zu geben.

Vor wenigen Jahren wäre das Rückspiel gegen Atletico Madrid möglicherweise ganz anders ausgegangen und über ein Halbfinale hätte eventuell nicht berichtet werden müssen - ein gutes Zeichen also. Nichtsdestotrotz wartet mit Real Madrid der wohl gefährlichste Gegner auf City, die vor allem einen kühlen Kopf bewahren müssen. Sollte das diesjährige Projekt scheitern wird sich sicherlich die Frage gestellt, ob Guardiola und City noch weiterhin gemeinsam arbeiten werden.