Die 86.000 Zuschauer in London sahen ein mitreißendes Spiel zweier enorm starker Mannschaften, die allerbeste Werbung für die Bundesliga betrieben.
Borussia Dortmund in der Einzelkritik
Mario Mandzukic brachte die Bayern nach der Pause in Führung (60.). Ilkay Gündogan erzielte aber acht Minuten später per Foulelfmeter den Ausgleich für den BVB. Arjen Robben gelang dann in der 89. Minute der goldene Schuss für die Bayern.
Der SPOX-Spielfilm:
Vor dem Anpfiff: Dortmund ersetzt Götze auf die konservative Art. Großkreutz rückt auf die linke Seite, Reus dafür ins Zentrum. Bender und Gündogan auf der Doppel-Sechs.
Die Bayern in der Einzelkritik
Die Bayern auch ohne Überraschungen. Boateng verteidigt an der Seite von Dante. Mandzukic wieder vorne drin, dahinter Müller zentral, Robben und Ribery auf den Flügeln.
14.: Lewandowski aus 25 Metern, sattes Pfund. Neuer lenkt über die Latte. Nach der Ecke spielt Reus den Ball von der rechten Flanke flach in den Sechzehner, dort schießt Kuba aus sechs Metern aufs kurze Eck. Neuer ist schnell unten und pariert mit dem linken Fuß.
26.: Doppelchance Bayern. Nach einer Linksflanke kommt Bender nicht an den Ball. Mandzukic dahinter köpft aus fünf Metern aufs Tor. Weidenfeller wischt den Ball noch an die Oberkante der Latte. Die Ecke danach köpft Martinez knapp am linken Winkel vorbei.
30.: Eher zufällig verliert sich ein Diagonalball bei Robben, der rechts völlig freie Bahn hat. Alleine vor Weidenfeller läuft er zu dicht auf, Weidenfeller bleibt dazu lange stehen. Robben trifft nur dessen Brust.
35.: Ballgewinn BVB im Mittelfeld. Reus wieder mit Platz, sieht Lewandowski einlaufen. Dante fehlt in der Innenverteidigung. Lewandowski windet sich leicht um den angeschlagenen Boateng, scheitert aber per Flachschuss aus spitzem Winkel an Neuer.
43.: Dante spielt einen langen Ball auf Robben. Hummels ist am Mann, unterläuft dann aber den Ball. Etwas glücklich landet der Ball bei Robben, der aus 14 Metern volley abzieht - Weidenfeller, der erneut lange stehen bleibt, mitten ins Gesicht.
60.: 0:1, Mandzukic: Ribery mit der ersten vernünftigen Szene, spitzelt Robben kurz in die Gasse. Schmelzer hebt das Abseits auf, drei Dortmunder gehen zum Ball und vernachlässigen die Tiefenstaffelung. Robben wird von Weidenfeller abgedrängt, passt aber noch zur Mitte. Mandzukic ist da und drückt aus vier Metern ins fast leere Tor ein.
68.: 1:1, Gündogan: Reus im Strafraum gegen Dante. Der geht total ungeschickt zum Ball, trifft Reus im Unterleib. Klarer Elfer und eigentlich auch Gelb und damit Gelb-Rot gegen Dante. Gündogan macht's: Flacher Schuss ins rechte Eck, Neuer fliegt nach links.
72.: Konter Bayern. Schweinsteiger auf Mandzukic, der auf Müller weitersteckt. Schmelzer geht früh runter, verliert den Zweikampf. Müller an Weidenfeller vorbei, zielt aufs leere Tor. Robben ist da - Subotic aber mit der Mördergrätsche, haut den Ball auf der Linie weg.
76.: Alaba aus der zweiten Reihe mit einer brutalen Fackel. Weidenfeller fliegt ins rechte Eck und pariert stark.
86.: Müller lässt einen Rückpass von rechts geschickt durch die Beine. Schweinsteiger ist da und knallt aus 22 Metern drauf. Weidenfeller mit beiden Fäusten.
89.: 1:2, Robben: Ribery am Strafraum gegen Piszczek, verlängert mit der Hacke. Robben reagiert am schnellsten, geht an zwei Gegenspielern vorbei. Alleine vor Weidenfeller bleibt er jetzt cool und legt den Ball nur sachte am Keeper vorbei ins Netz.
Fazit: Letztlich geht der Sieg für die Bayern in Ordnung. Die Münchener hatten die besseren Chancen und diktierten nach einer schwachen halben Stunde die Partie immer mehr.
Der Star des Spiels: Roman Weidenfeller hielt phasenweise überragend, im Eins-gegen-Eins, bei Abschlüssen aus kurzer Distanz, bei Fernschüssen. Er hielt seine Mannschaft in der Drangphase der Bayern im Spiel. An beiden Gegentoren machtlos.
Der Flop des Spiels: Marcel Schmelzer war einige Male unkonzentriert in der Rückwärtsbewegung, über seine Seite kam Robben in der ersten Halbzeit zu zwei dicken Gelegenheiten. Beim Gegentor hob er erst das Abseits auf, kam dann (unter unglücklichen Umständen) nicht mehr an den Querpass. Ließ sich bei Müllers Großchance viel zu leicht abkochen.
Der Schiedsrichter: Nicola Rizzoli ließ beiden Mannschaften einiges durchgehen, was dem Spielfluss sehr zu Gute kam. Beide Teams dankten es dem Italiener mit einem fairen Umgang untereinander. Riberys Losreißen/Schlag gegen Lewandowski ahnden andere schon mal mit einem Platzverweis, Rizzoli ließ die Szene ungeahndet. Der Elfmeterpfiff steht wohl außer Frage - allerdings hätte er Dante nach dessen heftigem Tritt dann zwingend mit Gelb-Rot vom Platz schicken müssen. Übersah Lewandowskis "Aktion" gegen Boateng. Prinzipiell eine tolle Spielführung, aber eben auch mit entscheidenden Fehlern.
Die Trainer:
Jürgen Klopp vertraute auf das 4-2-3-1 und stellte nicht wie schon einige Male in dieser Saison auf eine Ausrichtung mit einem dritten Sechser (Sahin/Kehl) um. Großkreutz und Kuba sollten notfalls auf Höhe der zwei Sechser auffüllen. Reagierte nach dem Rückstand kurz vor Schluss mit der Malaga-Variante: Sahin als Ballverteiler, ein Innenverteidiger mit nach vorne. Dazu Schieber.
Jupp Heynckes musste einiges justieren an seiner Mannschaft. Ließ Boateng drauf, obwohl der lange Zeit nicht rund lief. Machte nach den Dortmunder Wechseln mit Gustavo hinten dicht.
Das fiel auf:
- Dortmund alles andere als passiv - falls das jemand erwartet haben sollte. Ganz im Gegenteil: Der BVB enorm riskant in der Raumaufteilung, rückte mit der Viererkette bis zehn Meter vor die Mittellinie und schob neben Lewandowski mit einem zweiten oder dritten Mann beim Spielaufbau der Bayern nach und übte so frühen und aggressiven Druck aus.
- Selbst am gegnerischen Strafraum, wo dann auch die gefürchteten , zielgerichteten Diagonalbälle und die flachen Pässe ins Mittelfeld unterbunden wurden. Stattdessen gab es lange, unkontrollierte Schläge der Bayern nach vorne.
- Reus als Götze-Ersatz machte in der Phase einen starken Job, besetzte immer wieder die kleinen Räume zwischen Viererkette und Mittelfeldlinie der Bayern. Reus durfte dabei die Seiten beliebig wechseln und entzog sich so immer wieder den Gegenspielern - auch, weil die Bayern vor allem in der Zentrale schlecht übergaben.
- Die Münchener dazu ungewohnt zaghaft in den direkten Duellen. Immer wieder fehlte Körperkontakt, durfte sich ein Dortmunder Spieler problemlos drehen und den nächsten Mitspieler suchen.
- Die Münchener auch mit individuellen Problemen: Lahm und Ribery waren in der ersten Halbzeit fast unsichtbar. Beim BVB auffällig: Die Anfälligkeit nach Standards und in der Luft und in der Rückwärtsbewegung auf der linken Seite.
- Erst nach 25 Minuten - mit der ersten Chance durch Mandzukic - kamen die Bayern an. Dortmund lockerte sein Pressing ein wenig, Schweinsteiger setzte sich seitlicher ab und entzog sich so dem Zugriff von Reus und Lewandowski im Zentrum. Die Bayern bekamen endlich Tempo in ihre Aktionen, Schweinsteigers Einflussgebiet beschränkte sich aber auf Pässe aus ungefährlichen Zonen. Trotzdem war die Partie von da an ausgeglichen, mit mehr Spielanteilen für die Bayern. Die wiederum mit ihren großen Chancen erstaunlich lasch umgingen.
- Nach dem Wechsel kam Dortmund wie im ersten Durchgang gut aus der Kabine - die Chancen hatten aber die Bayern. Einen vergleichsweise einfachen Fehler bestraften die Bayern dann nach einer Stunde. Au der anderen Seite unterlief Dante dann ein ähnlich schwerer Bock, der für ein Finale ungewöhnlich ist und die Partie wieder auf Einstand stellte.
- Von da an wurde die Partie auf beiden Seiten immer wilder und schneller, wobei die Bayern mehr und mehr dominant wurden und endlich auch in ihr Pressing kamen. Dadurch erhöhte sich der Druck auf Dortmund, die körperlich etwas nachließen und nach vorne wenig Entlastung hatten. Der BVB verschanzte sich um den eigenen Strafraum und wollte nur noch in die Verlängerung. Reus und Lewandowski waren kein Faktor mehr.
Borussia Dortmund - Bayern München: Daten zum Spiel