Barca holt sich das Triple

Andreas Lehner
07. Juni 201515:10
Der FC Barcelona steigt zum fünften Mal auf den Thron Europasgetty
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Der FC Barcelona ist Champions-League-Sieger 2015. Die Katalanen setzten sich im Endspiel im Berliner Olympiastadion gegen Juventus Turin mit 3:1 (1:0) durch.

Vor 70.500 Zuschauern sicherten die Treffer von Luis Suarez (68.) und Neymar (90.+6) den Erfolg und damit das zweite Triple der Vereinsgeschichte. Bereits in der dritten Minute hatte Ivan Rakitic die Katalanen in Führung gebracht. Alvaro Morata gelang nach der Pause der zwischenzeitliche Ausgleich (55.).

Während Barcelona seinen vierten Sieg in der Königsklasse seit 2006 feiert, ist Juventus zum alleinigen Rekordhalter der verlorenen Champions-League-Endspiele aufgestiegen. Es war die vierte Niederlage, sogar in Folge.

Die Reaktionen:

Luis Enrique (FC Barcelona): "Erst einmal ein Danke an alle, die an mich geglaubt haben. Meine Assistenten und ganz besonders Zubizarreta. Wir haben von 60 Spielen 50 gewonnen, jetzt ist es Zeit zu feiern. Die Saison ist noch nicht vorbei, das wird eine lange Nacht."

Stimmen: "Ist mir auch scheißegal"

Max Allegri (Juventus Turin): "Es war ein großes Finale. Den Elfmeter hätte man geben können - ich hätte ihn gegeben, der Schiedsrichter hat ihn nicht gegeben. Ich bin wirklich stolz auf die Leistung meiner Mannschaft."

Der Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Juventus mit auf den verletzten Chiellini (Wadenzerrung) verzichten. Für ihn verteidigt der ehemalige Wolfsburger Barzagli neben Bonucci. Das Durchschnittsalter der Startelf beträgt 30,4 Jahre. Nur der AC Milan (31,1 Jahre) war bei einem CL-Finale älter - 2007 beim 2:1-Sieg gegen Liverpool.

Bei Barca sind alle Mann am Start, damit auch der gefürchtete Angriff Messi, Suarez und Neymar. Wie gewohnt steht ter Stegen im Tor.

4.. 0:1, Rakitic: Messi mit der Verlagerung auf links zu Alba, der sofort auf Neymar ablegt. Der Brasilianer stellt sich am Strafraum und steckt auf Iniesta durch. Der ist acht Meter vor dem Tor völlig frei, hat das Auge, legt quer und Rakitic netzt ein. Das drittschnellste Tor der CL-Finalgeschichte.

8.: Die Katalanen sind kollektiv aufgerückt, Juventus nutzt die Gunst der Stunde und schaltet schnell über rechts um. Morata lässt Alba dort alt aussehen, gibt dann zurück auf Vidal. Der Chilene zirkelt das Leder aus 17 Metern über das linke Kreuzeck.

9.: Neymar hat am Strafraum etwas zu viel Platz und zieht aus 20 Metern ab, der Ball geht knapp am rechten Winkel vorbei.

13.: Riesentat von Buffon. Pass von der rechten Grundlinie in den Rücken der Abwehr, Alves zieht direkt ab, aber Buffon kratzt den Ball noch mit der linken Hand aus dem linken Eck, obwohl er schon auf dem Weg ins andere Eck war.

25.: Alba lässt sich am eigenen Strafraum von Morata den Ball abgrätschen. Den Abpraller nimmt Marchisio direkt, sein Knaller aus 23 Metern streicht halblinks über die Latte.

39.: Suarez zieht von halbrechts Richtung Strafraum und zieht aus 16 Metern flach ab. Der Ball kullert ganz knapp am linken Pfosten vorbei.

49.: Nach einer Juventus-Ecke fährt Barca einen Konter. Neymar legt per Kopf auf Rakitic ab. Der bedient am Sechzehner Suarez, der aus acht Metern von halblinks mit dem rechten Außenrist das linke Eck anvisiert. Buffon ist schnell unten pariert stark.

51.: Messi leitet seine Chance per Doppelpass mit Neymar und Suarez selbst ein, kreist einmal um den Strafraum und wuchtet die Kugel aus 16 Metern links über den Querbalken.

55., 1:1, Morata: Marchisio schickt Lichtsteiner per Hackenpass rechts steil. Der aufgerückte Schweizer legt klug in den Rückraum, wo sich Tevez geschickt um Mascherano dreht und ter Stegen aus zwölf Metern zu einer Glanzparade fordert. Der Keeper hält, lässt die Kugel aber abprallen. Links im Strafraum lauert schließlich Morata, der die Kugel aus fünf Metern freistehend über die Linie drückt. SPOX

68., 1:2, Suarez: Die Katalanen schlagen zurück. Wieder hat Messi viel Platz, umkurvt Barzagli und probiert es aus 17 Metern halblinker Position selbst. Buffon lässt abklatschen, Suarez stiehlt sich all seinen Bewachern davon, ist damit den entscheidenden Schritt schneller und netzt aus sieben Metern ins leere Tor ein.

72.: Neymar trifft, Barcelona jubelt - doch der Treffer zählt nicht. Nach einer herrlichen Kombination drückt der Brasilianer die Kugel aus sieben Metern über die Linie, köpfte sich den Ball dabei unglücklich aus kürzester Distanz an die Hand. Absicht oder eine unnatürliche Bewegung war nicht erkennbar. Großes Glück für die Italiener!

75.: Ecke durch Pirlo von links. Ter Stegen faustet den Ball einem Mitspieler an den Rücken, von dort landet der Ball auf dem Tordach.

78.: Xavi wird in seinem letzten Spiel für Barca eingewechselt und absolviert sein 151. CL-Spiel - Rekord! Insgesamt sein 900. Spiel als Profi.

82.: Beinahe die Entscheidung. Rakitic mit einem direkten Sahnepass aus der Luft für den aufgerückten Pique, der den Ball aus 13 Metern halbrechter Position im Strafraum über den Querbalken jagt. Juventus darf noch hoffen!

90.+6, 1:3, Neymar: Barca macht den Deckel drauf. Pedro fährt einen Konter, bedient Neymar, der im Strafraum vor Buffon flach abschließt.

Fazit: Ein packendes Finale mit einer Vielzahl an Chancen. Barca offensiv insgesamt gefährlicher und damit verdienter Sieger.

Der Star des Spiels: Andres Iniesta. Bewies einmal mehr seine unglaubliche Antizipation und Übersicht beim ersten Treffer. War danach der ruhende Pol im Mittelfeld. Leistete sich keinen Fehler und traf immer die richtige Entscheidung.

Das Finale im RE-LIVE

Der Flop des Spiels: Arturo Vidal ging offensichtlich etwas übermotiviert in die Partie. Sah früh die Gelbe Karte und leistete sich auch danach noch einige Fouls. Bekam nach 14 Minuten von Pirlo ein paar beruhigende Worte mit auf den Weg, das half. Aber der Chilene fand insgesamt nie einen Zugang zum Spiel.

Der Schiedsrichter: Cüneyt Cakir (Türkei). Hatte das Spiel im Griff und machte in den entscheidenden Momenten alles richtig. Lichtsteiners Handspiel (8.) war ebenso kein Elfmeter wie der Zweikampf zwischen Alves und Pogba (67.). Auch Neymars Treffer wegen Handspiels abzuerkennen, war korrekt.

Das fiel auf:

  • Zumindest in den ersten Zügen sah es so aus, als wollte Juve Barca hoch anlaufen. Als sie sich dann aber tief zurückzogen und Barca kombinieren ließen, fiel gleich der Gegentreffer. Natürlich ein Schock für die Italiener, die daraufhin einige Minuten sehr passiv agierten. Barca war mit seinen dynamischen Bewegungen von außen durch Messi und Neymar sehr gefährlich.
  • Barca nach der Führung aber nicht mit totaler Kontrolle. Es wurde weiter relativ schnell in die Spitze gespielt, was Ballverluste erzeugte und da Juve das Gegenpressing auch überspielen konnte, bekamen die Italiener Chancen zum Konter. Im Laufe der ersten Halbzeit wurde Juve auch wieder aktiver, stabiler und mutiger.
  • Wenn ter Stegen den Ball hatte, verteidigten die Italiener über den ganzen Platz Mann gegen Mann, Barzagli rückte ins Mittelfeld auf; der lange Ball sollte provoziert werden. Dort hatte Juve dann auch Vorteile.
  • Juventus anfänglich mit argen Problemen im eigenen Spielaufbau, weil Pirlo nicht ins Spiel kam und Barcas Pressing ordentlich funktionierte. Erst wenn sich der Regisseur etwas lösen konnte und dann in Ballbesitz kam, kam Struktur ins Spiel der Bianconeri.
  • Nach dem Seitenwechsel ein Spiel mit immens hohem Tempo in beide Richtungen. Es war ein offener Schlagabtausch, in dem Juventus nach dem Treffer mit seiner physischen Stärke die Oberhand zu gewinnen schien. Barca bekam durch das offensivere Juve aber mehr Raum für Konter. Einer davon führte zum entscheidenden Treffer.

Juventus Turin - FC Barcelona: Die Statistik zum Spiel