Pepe Reina stand direkt am Tunnel. Applaudierend. Daneben stellten sich Claudio Pizarro, Bastian Schweinsteiger, Gianluca Gaudino, Sebastian Rode und Mitchell Weiser auf. Auch sie applaudierten andächtig. Dante reichte das bloße Händeklatschen nicht. Er stürmte den Rasen, er musste irgendjemanden umarmen. Ganz schnell. Vielleicht auch aus Dank. Wer würde es dem Brasilianer nach dem Hinspiel verdenken, als er unter anderem mindestens ein Gegentor mitverantwortete.
Zwischen dem FC Bayern München und dem FC Porto waren im Rückspiel des Champions-League-Viertelfinalspiels gerade erst einmal 45 Minuten gespielt. Allerdings stand es da schon 5:0 für den Gastgeber. 5:0 - nach einem 1:3 im Hinspiel, das für Viele der Anfang vom Ende für die Bayern gewesen sein sollte.
Die Ersatzspieler des FC Bayern quittierten die Leistung ihrer elf Kollegen im Einsatz mit einem ehrlichen und anerkennenden Beifall. Wie die 70.000 Zuschauer in der ausverkauften Allianz Arena. Alle klatschten, bis Manuel Neuer und Co. in die Kabine verschwanden. Und Reina tat es auch danach noch.
Reinas Tipps
Dabei wusste der Spanier eigentlich schon längst, dass das ein guter Abend für die Münchener werden würde. "Er war unser Insider. Er hat mit Neapel letztes Jahr gegen Porto gespielt und hat gesagt, dass sie auswärts nicht so gut sind", sagte Thomas Müller, der in der 36. Minute das dritte von sechs Toren erzielte, über die Mutmacher-Infos Reinas.
Es ist sicher keine Überraschung, dass der FC Bayern ein Heimspiel gegen den Zweiten der Liga Portugals gewinnt. Dass die Bayern mehr als ein, zwei Tore schießen können, haben sie auch schon oft genug bewiesen: Die Münchener haben in sechs Champions-League-Spielen mehr Tore erzielt als beispielsweise der Hamburger SV in 29 Bundesliga-Spielen.
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Es sind die Umstände, unter denen die Münchener abermals das Halbfinale des wichtigsten Klub-Wettbewerbs der Welt erreicht haben und das fulminante 6:1 zu etwas Besonderem machen. "Ich sage das seit einem Monat: Wir spielen mit 13, 14 Spielern alle drei Tage", sagt Trainer Pep Guardiola.
Qualität ist das Problem
Es sind schon ein paar Spieler mehr, die dem Katalanen aktuell zur Verfügung stehen. Aber zumindest ist die Rotation nicht so groß, dass die teils konstruierte Elf aus dem Gastspiel gegen 1899 Hoffenheim eine Ausnahme darstellt.
Ausschlaggebend ist nicht die Quantität, sondern die Qualität der Spieler, die dem FC Bayern abhandengekommen ist: Arjen Robben, Franck Ribery, David Alaba - mitunter auch Bastian Schweinsteiger. Die Wenigen reichen, dass es nach viel aussieht, was den Substanzverlust angeht.
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Beachtlich war es dahingehend durchaus, wie die Münchener das Rückspiel gegen Porto angingen. Die Bayern marschierten und marschierten. Als gäbe es keinen Morgen.
Sie gingen in die Zweikämpfe, erkämpften sich extrem viele Bälle und zwangen Portos Viererkette zu haarsträubenden Fehlern, die dann auch mal so einen Halbzeitstand von 5:0 rechtfertigen. Die Bayern standen unter Dauerstrom und erlegten ihren Gegner, der vor einer Woche noch so erschien, als hätte er die Chiffre der Bayern gelöst.
Ein Statement-Sieg
"Wirklich geil gespielt", sagte Stürmer Robert Lewandowski über die erste Hälfte. Eine interessante Statistik besagt, dass der Pole seit seinem Debüt-Tor in der Champions League fast genauso viele Tore erzielte wie Lionel Messi und Cristiano Ronaldo. Portos Hintermannschaft und Torhüter Ricardo machten es den Münchenern sehr leicht, aber dennoch wäre es zu einfach, die Höhe des Sieges nur am (schwachen) Gegner festzumachen. Nach dem 6:1 gegen Porto und dem 7:0 gegen Donezk ist das längst keine Verzerrung der eigentlichen Leistungsfähigkeit. Der Schein trügt nicht.
Die Bayern dürfen das 6:1 durchaus als Statement-Spiel verbuchen. Sie haben viel richtig gemacht, gegen einen Trainer und ein Team die richtigen Lösungen gefunden, nachdem das Unheil in Porto noch deutlich spürbar war.
Aber: Guardiola wäre nicht Guardiola, wenn er damit zufrieden wäre. Der kommende Gegner in der Champions League wird ein anderes Kaliber, das weiß Guardiola und sagt daher: "Wir müssen uns verbessern. Das war noch keine Perfektion."
"Wenn du das Spiel nicht kontrollierst..."
Oft und lautstark griff der Katalane in der zweiten Hälfte ein, versammelte seine wichtigsten Säulen um sich herum, um Julen Lopeteguis Maßnahmen entgegenzuwirken. Die Bayern hatten nach wie vor viele Ballkontakte, aber Porto stand dann so gut, dass man sich kaum noch Torchancen erspielen konnte und nach dem 5:1-Anschlusstreffer zwischenzeitlich sogar auf die Uhr schaute.
Guardiola missfällt es, wenn seine Mannschaft nicht das Spielgeschehen bestimmt, das Drehbuch nicht in der Hand hat: "Wir müssen eine Situation auf dem Platz lesen, um das Spiel zu kontrollieren. Wenn du das Spiel nicht kontrollierst, kann dich jeder Gegner der Welt besiegen."
Die Bayern wollen genau wieder an diesen Punkt: Soweit es geht unnahbar und unschlagbar sein, indem sie das Spiel kontrollieren.
Und Pepe Reina würde garantiert gerne wieder Spalier stehen und applaudieren.
FC Porto - FC Bayern München: Die Statistik zum Spiel