Vor 70.000 Zuschauern in der ausverkauften Allianz Arena brachte Xabi Alonso die Münchner in Führung (28.), Antoine Griezmann glich für die Rojiblancos aus (54.). Der Treffer von Robert Lewandowski (74.) war letztlich zu wenig für das Weiterkommen.
Während Atletico, das sich für die Final-Pleite gegen die Bayern aus dem Jahr 1974 revanchierte, zum zweiten Mal nach 2014 im Champions-League-Finale steht, schied der FC Bayern erneut in der Runde der letzten Vier aus. Damit hat seit 2007 weiterhin kein Team das Finale der Königsklasse erreicht, das das Halbfinal-Hinspiel verloren hat.
Pep Guardiola stand zum siebten Mal im Halbfinale, zum fünften Mal (zwei Mal mit Barcelona) schied er aus. Nach Real Madrid und dem FC Barcelona sind die Bayern zum dritten Mal in Folge an einer spanischen Mannschaft gescheitert.
Mit 16 Torschüssen in der ersten Halbzeit stellten die Bayern einen neuen Champions-League-Rekord auf seit der Datenerfassung 2003/04.
Der Spielfilm:
Vor dem Anpfiff: Nach der B-Elf gegen Gladbach vertraut Guardiola seiner derzeit wohl stärksten ersten Elf. Im Vergleich zum Hinspiel fliegen Bernat, Thiago und Coman aus der Mannschaft, Boateng, Ribery und Müller beginnen. Bernat, Benatia und Rode sind nicht im Kader.
Atletico, das am Wochenende ebenfalls mit einer B-Elf 1:0 gegen Rayo gewann, tauscht im Vergleich zum Hinspiel einmal: der zuletzt verletzte Godin kommt für Savic in die Mannschaft.
20.: Boateng bringt einen langen Ball aus dem Halbfeld in Richtung Müller, der zentral perfekt einläuft und auf Lewandowski ablegt. Schuss aus spitzem linken Winkel, Oblak pariert mit dem linken Fuß.
22.: Ribery lädt aus 25 Metern mit rechts ab, Oblak kann den Ball nicht festhalten, stört aber Lewandowski beim Nachschuss entscheidend, sodass dessen Versuch aus acht Metern weit drüber fliegt.
31., 1:0, Alonso: Xabi Alonso schießt einen Freistoß (Foul Fernandez an Alaba) aus 18 Metern halbhoch in Richtung rechts Eck, doch Gimenez fälscht den Ball ab und lässt seinem Keeper dadurch keine Chance. In der Tormitte schlägt's ein.
35., Müller verschießt Elfmeter! Gimenez hält und stößt Martinez nach einer Ecke, Schiedsrichter Cakir zeigt zurecht auf den Punkt. Müller tritt an, schießt halbhoch nach links, Oblak riecht's, macht sich lang und pariert.
54., 1:1, Griezmann: Fehlpass Boateng aus dem Zentrum, Atletico schaltet zum ersten Mal schnell um. Torres nimmt einen Chipball an und schickt den startenden Griezmann. Der sprintet zwischen Boateng und Alaba durch, läuft auf Neuer zu, wartet lange und schießt den Ball ins rechte untere Eck.
70.: Vidal lupft den Ball 20 Metern vor dem Tor zu Lewandowski, der Godin abschüttelt und aus elf Metern abzieht. Oblak ist rechtzeitig unten und holt den Ball aus dem rechten unteren Eck.
74., 2:1, Lewandowski: Alonso spielt links raus zu Alaba. Der flankt auf den zweiten Pfosten, wo Vidal das Duell gegen Filipe Luis gewinnt und in die Mitte zu Lewandowski köpft, der aus zwei Metern nur noch einnicken muss.
85., Torres verschießt Elfmeter! Martinez legt Torres außerhalb des Strafraums, Cakir gibt trotzdem Elfmeter. Torres schießt wie Müller halbhoch links, Neuer macht den Oblak und pariert.
Fazit: Starke Bayern ergreifen die große Chance nicht, nach Mailand zu kommen. Gegen das Atletico von diesem Abend war der Finaleinzug absolut möglich. Ein Aussetzer in der Abwehr wird gnadenlos bestraft.
Der Star des Spiels: Xabi Alonso. Bayerns Denker. Der Fixpunkt im Zentrum. Der Spanier führte im ersten Durchgang keinen einzigen Zweikampf, das war aber auch nicht nötig, weil er anderweitig beschäftigt war. Verteilte die Bälle im Mittelfeld, trieb immer wieder an und war Torschütze.
Der Flop des Spiels: Augusto Fernandez. Bekam in der ersten Halbzeit als Sechser neben Gabi überhaupt keinen Zugriff und gewann nur 25 Prozent seiner Zweikämpfe. Zudem beging er das Foul an Alaba, das zu Alonsos Freistoßtor führte. Fernandez musste zur Pause in der Kabine bleiben, für ihn kam Carrasco.
Der Schiedsrichter: Cüneyt Cakir (Türkei). Cakir ist bekannt für seine lange Leine und die ließ er auch diesmal walten. Den einen oder anderen Körpereinsatz hätte man abpfeifen können, aber Cakir zog seine Linie durch. Bei der ersten Elfmeterentscheidung, als Gimenez Martinez erst festhielt und dann zu Boden stieß (33.), lag er richtig, bei der zweiten falsch: Das Foul von Martinez an Torres war außerhalb des Strafraums (84.). Cakir behielt in einer extrem hitzigen Atmosphäre den Überblick, übersah allerdings das Abseits von Griezmann. Durchwachsene Leistung.
Das fiel auf:
Atletico griff zum gleichen taktischen Defensivkniff wie im Hinspiel: Die beiden Außenverteidiger rückten extrem weit raus, sodass die Bayern, in erster Linie Ribery und Costa oft nach innen ziehen mussten. Dort warteten dann Atleticos Sechser, die, wann immer die Bayern über die Flügel kamen, ballorientiert nach außen verschoben.
Doch die Bayern machten vieles sehr viel besser als in Madrid: Neben einer ganz andere Körpersprache und deutlich mehr Aggressivität in den Zweikämpfen griffen auch einige taktische Anpassungen. Alaba und Lahm rückten bei Ballbesitz weit auf und hiterliefen Ribery und Costa des Öfteren. So hatten die Bayern mit dem Durchspielen zur Grundlinie eine Angriffsoption mehr. Mit Müller als zusätzlicher Anspielstation in und am Sechzehner und den nachrückenden Vidal und Alonso im Zentrum bauten die Bayern enormen Druck aus und gewannen vor allem viele zweite Bälle.
Weil Atletico diese nicht holte, lag das Konterspiel der Rojiblancos völlig brach. Wenn die Gäste mal einen vernünftigen Aufbau versuchten, wurde der lange Ball auf Torres bevorzugt. Den gefährlichen Saul, der sich meist weit links außen aufhielt, nahmen die Bayern aus dem Spiel, indem sich Alonso in die Viererkette zwischen Boateng und Abala zurückfallen ließ und Saul permanent im Auge behielt.
Nach dem Ausgleich, als Atletico das eine Mal durchkam, brauchten die Münchner zehn Minuten, um sich zu sammeln, versuchten aber auch in dieser Phase, den Druck aufrechtzuerhalten. Der Rest war purer Wille, enormer Einsatz und auch gegen Ende jede Menge Torschüsse.
Der für Costa eingewechselte Coman versuchte im Gegensatz zum Brasilianer, der meistens in die Mitte zog, den schnellen Weg zur Grundlinie und brachte Filipe Luis dadurch in Schwierigkeiten.
FC Bayern München - Atletico Madrid: Daten zum Spiel