Vor 54.000 Zuschauern im Borussia-Park nahmen die Gladbacher die Young Boys Bern nach allen Regeln der Kunst auseinander und schenkten den Schweizern ein halbes Dutzend ein.
Sowohl Thorgan Hazard (9./64./84.), als auch Raffael (32./40/77.) erzielten jeweils drei Treffer. Für beide Spieler war es der erste Dreierpack in einem Pflichtspiel für die Borussia. Bern kam durch Yoric Ravet immerhin noch zu einem Ehrentreffer (79.).
Für die Fohlen, die das Hinspiel in der Schweiz mit 3:1 gewannen, ist es die zweite Champions-League-Teilnahme in Folge. Darüber hinaus ist das 6:1 der höchste Pflichtspielsieg für Gladbach seit rund zwei Jahren - am 28. August 2014 gelang in der EL-Quali ein 7:0 gegen FK Sarajevo.
Die Reaktionen:
Andre Schubert (Trainer Gladbach): "Wir sind sehr froh darüber, dass wir das Spiel gewonnen haben."
Der Spielfilm:
Vor dem Anpfiff: Andre Schubert verzichtet auf die große Rotation: Gegenüber dem Hinspiel gibt es nur zwei Änderungen. Herrmann und Johnson spielen für Wendt und Traore (beide Bank).
Sein Gegenüber Adi Hütter nimmt nach dem Hinspiel vier Wechsel vor: Von Bergen, Frey, Wüthrich und Zakaria spielen für Vilotic, Gajic, Hoarau und Kubo.
4.: Stindl bindet 25 Meter vor dem Tor zwei Gegenspieler und steckt wunderbar auf den gestarteten Raffael durch. Der Brasilianier läuft halblinks alleine auf Mvogo zu, doch sein Versuch aus sechs Metern mit dem Außenrist prallt nur an den rechten Pfosten.
9., 1:0, Hazard: Herrmann ist nach einem steilen Ball von Elvedi auf dem rechten Flügel auf und davon und bedient mit einem flachen Pass an der Strafraumgrenze Raffael. Dieser überlässt den Bal wiederum Hazard. Der Belgier dreht sich am Fünfer um die eigene Achse, lässt Mvogo aussteigen und schiebt souverän mit links ein.
21.: Fast das 2:0! Raffael schickt Johnson auf links ins Laufduell. Der Gladbacher setzt sich durch und hält aus relativ spitzem Winkel aus 10 Metern drauf. Mgovo wehrt den harten Schuss gerade noch ab.
32., 2:0, Raffael: Herrmann attackiert nach einem Ballverlust die gegnerischen Abwehrspieler, Lecjaks verliert unter Druck komplett den Überblick und klärt den Ball Raffael in die Füße. Der Angreifer erhöht aus zentraler Position mit einem platzierten und harten Schuss auf 2:0.
40., 3:0, Raffael: Hazard bedient bei einem Konter rechts Stindl, der direkt flach auf den langen Pfosten spielt. Raffael hebt den Ball aus fünf Metern und etwas spitzerem Winkel ins rechte obere Eck.
51.: Stindl erobert das Leder im Mittelfeld und schickt Hazard auf die Reise. Der Youngster spielt von links in den Rückraum der gegnerischen Defensive auf Stindl, dessen Abschluss Mvogo keinerlei Probleme bereitet.
58.: Bern löst sich auf und nur Mvogo stemmt sich gegen die Klatsche! Erst hält er den einen Hazard-Schuss aus zehn Metern zentraler Position, dann klärt er Raffaels Nachschuss mit einer klasse Flugeinlage.
64., 4:0, Hazard: Dahoud leitet links am Strafraum mit der Hacke auf Raffael weiter, der mit dem rechten Außenrist ins Zentrum auf Hazard spielt. Der Belgier muss aus wenigen Metern nur noch einschieben. Allerdings stand Raffael zuvor wohl im Abseits.
77., 5:0, Raffael: Wieder eröffnet Dahoud mit einem klasse Pass in die Tiefe den Angriff. Hazard hat links im Strafraum viel zu viel Platz und flankt gefühlvoll auf den langen Pfosten, wo Raffael aus spitzem Winkel per Dropkick ins lange Eck einschiebt.
79., 5:1, Ravet: Da ist Ravet setzt einen Freistoß aus 30 Metern halbrechter Position in der Mauer, den Abpraller nimmt der 26-Jährige direkt und jagt den Ball ins linke obere Eck. Keine Chance für Sommer!
84., 6:1 Hazard: Dahoud leitet einen Herrmann-Pass von rechts mit der Hacke ins Zentrum weiter. Hazard hat dort viel Platz, läuft ein paar Meter und tunnelt Mvogo.
Fazit: Gladbach strotzte vor Spielfreude und überrannte die katastrophalen Gäste förmlich.
Der Star des Spiels: Raffael. Der Brasilianer erwischte einen Sahnetag und führte die spielstarke Gladbach-Offensive an. Raffael schnürte selbst einen Dreierpack und bereitete Hazard zwei seiner drei Buden vor.
Der Flop des Spiels: Jan Lecjaks. Es hätte jeden Defensivspieler der Berner erwischen können, aber Lecjaks steht mit seinem schwachen Auftritt stellvertretend für die desaströse Abwehrleistung der Gäste. Symptomatisch war sein kapitaler Bock vor dem 0:2.
Der Schiedsrichter: Andre Marriner. Nachdem das Spiel schnell entschieden war, stand der 45-Jährige nie ernsthaft im Fokus und erlebte so einen ruhigen Abend. Einzig bei den Abseitsentscheidungen war Marriner nicht immer sattelfest.
Das fiel auf:
- Wie im Hinspiel agierte Gladbach in einem 3-4-3 und zeigte sich beim Spielaufbau sehr geduldig. Während sich die Verteidiger fallen ließen, klebten Herrmann und Johnson auf den Flügeln. So zogen sie das Spiel konsequent sowohl in die Breite, als auch in die Tiefe. Die zentralen Mittelfeldspieler hielten sich geschickt zwischen den Linien der Berner auf und dienten so immer als brauchbare Anspielstationen.
- Die Fohlen waren den Gästen in nahezu allen Kriterien überlegen und dominierten das Geschehen mit ihrer Passsicherheit. Ging der Ball doch mal verloren, setzten die Gladbacher energisch nach und unterbanden jegliche Kontermöglichkeiten für die Schweizer. Konnte sich Bern doch mal aus der Situation befreien, formierten sich Gladbacher defensiv in einer Fünferkette, wobei sie sich nur selten an den eigenen Strafraum drängen ließen.
- Auch die Hütter-Elf begann mit drei Innenverteidigern, allerdings fehlte Bern bei fast jedem Angriff der Schubert-Elf die Abstimmung. So ergaben sich nicht nur zwischen, sondern auch innerhalb der Mannschaftsteile der Berner unheimlich große Lücken. In der Folge bekamen die Gladbacher viel Platz und konnten nach Belieben kombinieren.
- Im zweiten Durchgang beendete Hütter das Experiment und stellte wieder auf Viererkette um. Das änderte aber nichts an den Kräfteverhältnissen: Gladbach spielte die Gäste an die Wand und kam durch einfachste Kombinationen zu aussichtsreichen Torchancen.
Borussia Mönchengladbach - Young Boys: Daten zum Spiel