Die Institution wackelt: Torsten Frings, 78-maliger Nationalspieler, denkt offenbar an einen Rücktritt aus dem Team von Bundestrainer Joachim Löw.
Zuvor absoluter Stammspieler, durfte der Bremer in den beiden WM-Qualifikationsspielen gegen Russland (2:1) und Wales (1:0) nur sechs Minuten ran.
Das reicht dem 31-Jährigen, um bereits über einen Rücktritt nachzudenken. "Klar, denke ich an einen Rücktritt", sagte Frings der "Bild"-Zeitung. "Doch so eine Entscheidung braucht Zeit. Das kann ein paar Tage oder Wochen dauern. Der Rücktritt schießt mir immer wieder durch den Kopf."
Allofs rät ab
Werder-Manager Klaus Allofs hat seinem Mittelfeldspieler von einem Rücktritt abgeraten. "Es gibt für Torsten keine Veranlassung zurückzutreten. Ich würde ihm davon abraten", sagte Allofs.
"Er ist ein sportlich wichtiger Teil der Nationalmannschaft. Das weiß auch Joachim Löw - und wenn nicht, wird er dies noch merken", schiebt er hinterher.
Frings macht Löw Vorwürfe: "Ich spiele nicht, darf mich gegen Wales nicht mal warmlaufen. Das war für mich die Krönung, eine Demütigung", so der Mittelfeldspieler.
"Enttäuscht und verärgert"
Auch wenn Frings seine eigene Meinung zu den Konkurrenten Thomas Hitzlsperger und Simon Rolfes hat ("Sie sind nicht besser"), fordert er vom Bundestrainer "mehr Rückendeckung, Vertrauen und Respekt".
Dass Löw auf ihn baue, merke er nicht. "Und mit fast 32 Jahren hast du ein Gespür für so etwas. Ich sehe bei ihm derzeit keine Perspektive für mich."
Der Stachel der Enttäuschung sitzt tief, vielleicht tiefer als man zunächst annahm: "Fakt ist, dass ich zwei Mal auf der Bank sitzen musste. Doch wie das alles ablief - das enttäuscht und verärgert mich", so Frings.
"Vorbildlicher" Umgang
Löw hatte nach dem Wales-Spiel in Mönchengladbach von einem "grundsätzlichen" Gespräch mit Frings berichtet. "Ich habe ihm meine Wertschätzung mitgeteilt", berichtete er und ergänzte: "Logischerweise sind Spieler unzufrieden, wenn sie nicht spielen. Aber das ist eine Situation, die ich möchte."
Löw bescheinigte Frings einen "vorbildlichen" Umgang mit seiner neuen, schwierigen Situation und zeichnete ihm eine Perspektive bis zur WM 2010 auf: "Ich weiß, dass er seine Leistung noch bringen kann und bringen wird. Jetzt muss er diese Pille eben auch mal schlucken. Ich setze weiter auf ihn."
Die vergangenen Tage im Kreise des Nationalteams haben Frings die Augen geöffnet, wie er sagt. Als beleidigte Leberwurst will er nicht gelten, "aber ich weiß, was ich kann, was ich für den DFB und auch für Jogi Löw geleistet habe - und damit weiß ich auch, dass ich so nicht mit mir umspringen lassen möchte."
Gut möglich daher, dass die Nationalmannschaft nach Kevin Kuranyis Rücktritt einen weiteren Spieler verliert.