"Ich bin Manager bei Deutschlands liebstem Kind. Da schmeißt man nicht mal eben so hin. Es gehört auch mal dazu, solch schwierigen Momente durchzustehen und wir haben jetzt ein großes Ziel vor Augen", so Oliver Bierhoff im Interview mit der "Frankfurter Rundschau".
Bierhoff versicherte, dass er auch nach den geplatzten Gesprächen mit der DFB-Spitze über eine vorzeitige Vertragsverlängerung mit Bundestrainer Joachim Löw und dessen Mitarbeiterstab einschließlich seiner Person nie daran gedacht habe, die Brocken hinzuschmeißen.
Auch Löw noch ohne Entscheidung
Bierhoff glaubt auch nicht, dass sich Löw aufgrund der Vorkommnisse zu Beginn des Monats schon entschieden habe, nach der WM als Bundestrainer aufzuhören: "Natürlich war es überflüssig und unschön, dass Inhalte der Verhandlungen an die Öffentlichkeit gekommen sind. Aber daraus zu schließen, wir hätten bereits eine negative Entscheidung getroffen, ist falsch."
Gleichzeitig betonte der frühere DFB-Kapitän aber zum wiederholten Male, dass die Gespräche mit dem Verband über eine Verlängerung des Engagements der sportlichen Führung der DFB-Auswahl erst nach dem Turnier in Südafrika (11. Juni bis 11. Juli) wieder aufgenommen werden und bis dahin die volle Konzentration der Vorbereitung auf die WM gelte: "Einigkeit herrscht bei uns, dass wir bis zur WM Vollgas geben. Was danach kommt, kann keiner von uns voraussagen. Das lassen wir ganz entspannt auf uns zukommen. Die Unstimmigkeiten mit den Verantwortlichen des DFB sind ausgeräumt."
Erst die WM, dann die Zukunftsfrage
Ob sich möglicherweise nach der WM die Wege von ihm und Löw trennen, ließ Bierhoff offen. "Wir sind ein gutes Team, das nun schon fast sechs Jahre lang sehr eng und erfolgreich zusammengearbeitet hat, aber der weitere Berufsweg wird uns sicher mal eines Tages wieder auseinander führen. Jetzt gilt aber weiterhin unsere Aussage, dass wir uns nach der WM erst mal beide gemeinsam über unsere Zukunft unterhalten und dann mit anderen reden", sagte der 70-malige Nationalspieler.
An Spekulationen, dass DFB-Sportdirektor Matthias Sammer Löw beerben könnte, wollte sich Bierhoff nicht beteiligen: "Die Frage stellt sich ja derzeit nicht. Und von diesen ganzen Was-wäre-wenn-Spekulationen halte ich wenig und möchte sie daher nicht kommentieren."
Sein Verhältnis zu DFB-Präsident Theo Zwanziger, der sich vor allem in den Verhandlungen von Bierhoff sehr enttäuscht gezeigt hatte, sei inzwischen wieder einigermaßen normal: "Wir haben zuletzt wieder gute Gespräche geführt."
Bierhoff zählt zu Team Löw
Bierhoff wehrte sich aber gegen den Vorwurf, er habe einzelne Vertragsinhalte ohne Absprache mit den Trainern, sondern nur auf seine persönliche Initiative hin verankert haben wollen: "Wir haben uns als Team zusammengesetzt und unsere wesentlichen gemeinsamen Vorstellungen miteinander besprochen. Aber jeder einzelne kennt die gesamten Vertragsdetails des anderen natürlich nicht."
Auch die Kritik, dass er selbst als Löw-Vertrauter und gleichzeitiges Präsidiumsmitglied des DFB gar nicht die Verhandlungen hätte führen dürfen, wies Bierhoff zurück: "Laut meinem Vertrag gehört es zu meinen Aufgaben, im Sinne des DFB die Verhandlungen mit dem Trainerteam zu führen. So war auch immer mein Denken und Anspruch. Aber im Sommer 2009 haben mir der Präsident und der Generalsekretär Wolfgang Niersbach klar gemacht, dass ich diese Rolle bei den neuen Vertragsverhandlungen nicht übernehmen soll, sondern dass sie mich zu dem Team Löw zählen. Wenn auch mit Bedauern, ich habe das akzeptiert."