Oliver Bierhoff träumt nach wie vor von einem eigenen Leistungszentrum für die deutsche Nationalmannschaft, doch die Umsetzung seiner Pläne liegt noch in weiter Ferne.
"Grundsätzlich finden wir die Idee gut, aber es sind noch sehr viele Fragen ungeklärt. Ein solches Projekt entsteht nicht von heute auf morgen. Da bedarf es einer genauen Planung mit entsprechender Vorlaufzeit", sagte DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach.
Nicht neu, aber unverändert reizvoll
Bierhoff hatte zuvor DFB-Präsident Theo Zwanziger und Niersbach in der Verbandszentrale in Frankfurt/Main sein Konzept vorgestellt. "Die Idee eines eigenen Leistungszentrums ist nicht neu, jedoch unverändert reizvoll. Grundsätzlich gefallen uns die Pläne sehr, aber wir stehen erst am Anfang eines langen Prozesses, bei dem sehr viele Aspekte zu klären sind, besonders natürlich auch die Finanzierung", sagte Niersbach.
Aber es ist nicht nur die wirtschaftliche Seite alleine. Auch steht die Frage im Raum, ob die Nationalmannschaft in der Vorbereitung auf alle Länderspiele immer in ein Leistungszentrum einziehen würde.
In Frankreich (Verbandsschule in Clairefontaine bei Paris) oder England, wo gerade ein neues Zentrum entsteht, ist dies anders, weil die meisten Länderspiele im Stade de France von Paris respektive im Londoner Wembley-Stadion ausgetragen werden.
Politik des DFB hingegen war, ist und bleibt, das ganze Land einzubeziehen, was bedeutet, dass alle Städte, die über ein Stadion mit einer Mindestkapazität von 40.000 Plätzen verfügen, im Regelfall alle drei Jahre ein Länderspiel mit lukrativen Einnahmen (Grundmiete von 375.000 Euro plus Provisionen im Ticketverkauf und in der Hospitality) erhalten.
Keine ideale Lösung
Und dass die Mannschaft von einem festen Standort jeweils erst kurz vor dem Spiel in den jeweiligen Spielort reist, wäre keine ideale Lösung. Zumal auch Bundestrainer Joachim Löw grundsätzlich die Philosophie seines Vorgängers Jürgen Klinsmann verfolgt, der mit der DFB-Auswahl bewusst in die Zentren der Städte zog.
"Die Spieler haben dann mal die Möglichkeiten, auf einen Kaffee vor die Tür zu gehen oder einen Stadtbummel zu machen", sagte Klinsmann.
Ein weiterer wichtiger Punkt in dem Gesamtkomplex sind die schon existierenden Sportschulen der Landesverbände, in denen aktuell viele DFB-Maßnahmen stattfinden und von denen einige wie Oberhaching bei München, Barsinghausen oder auch Kaiserau über einen exzellenten Standard verfügen.
Davon konnten sich Löw und seine Spieler vor dem Länderspiel gegen Italien überzeugen. Denn das SportCentrum Kamen Kaiserau vor den Toren Dortmunds, in dem sich der WM-Dritte auf den Klassiker gegen die Azzurri vorbereitet, bietet alles, was das Herz begeht.
Das hochmoderne Sporthotel verfügt über geräumige Zimmer mit Sitzecke, Schreibtisch, Internetzugang, drehbarem Flachbildschirm, einem Kingsize Bett sowie eigenem Balkon. Löw und seinem Trainerteam standen zudem eine ganze Palette moderner Sporthallen und Freiland-Rasenflächen, die exakt auf die Belange diverser Sportarten wie Fußball, Handball oder Leichtathletik zugeschnitten sind, zur Verfügung.
DFB-Campus geplant
Das FIFA-Kompetenzteam attestierte den drei Rasenplätzen optimale Qualität für Training und Spiel. Ein großer Medizintrakt, Massageräume (mit Unterwassermassage), Krafträume sowie ein Hallenbad mit Sauna und moderne Sporthallen stehen ebenfalls zur Verfügung. Im Prinzip ist alles schon da, was auch Bierhoff vorschwebt. Bei der WM 2006 wohnten hier die Spanier.
Bierhoff plant einen DFB-Campus, auf dem sämtliche Auswahlteams des Verbandes regelmäßig Maßnahmen durchführen. Außerdem soll auch die Trainer- und Schiedsrichterausbildung an diesem Ort gebündelt werden, was zum Beispiel in Kamen relativ problemlos möglich wäre.
Dem Europameister schwebt aber offensichtlich ein anderer Standort vor. Neben Frankfurt als Sitz des DFB kommen angeblich auch die Sportschulen in Duisburg-Wedau und in Hennef bei Köln infrage. Eine Alternative sei laut Bierhoff auch Köln selbst.
"Wir dürfen in unserer Entwicklung nicht stehen bleiben. Die sportliche Qualität muss auch in Zukunft gesichert werden. Die Bundesliga-Klubs haben in den letzten Jahren rund 500 Millionen Euro in ihre Leistungszentren gesteckt. Rund 20 Spieler aus dem erweiterten Kader der Nationalmannschaft kommen aus solchen Eliteschulen. Es zeigt, dass solch eine Einrichtung großartige Vorteile bietet", argumentierte Bierhoff.