Ein "durchgeknallter" Stürmer, ein Trainer mit Lust auf Experimente und ein Eklat beim Gegner: Mit dem Duell beim Erzrivalen Niederlande läutet die "neue" deutsche U-21-Nationalmannschaft am Freitag (18 Uhr im LIVESCORE) die heiße Vorbereitungsphase auf die EM-Qualifikation ein. "Das ist ein namhafter Gegner, den wir bewusst gewählt haben. So bereiten wir uns optimal auf die kommenden Aufgaben vor", sagt DFB-Trainer Rainer Adrion vor der Begegnung im grenznahen Sittard.
Der Gegner könnte prominenter kaum sein: 2006 und 2007 waren die Niederlande U-21-Europameister und damit Vorgänger von Noch-Titelträger Deutschland. Derzeit befinden sich beide Mannschaften allerdings im Umbruch.
Wie das DFB-Team hat auch "Jong Oranje" die Qualifikation für die EM 2011 in Dänemark verpasst, auf beiden Seiten wird daher fleißig ausprobiert. "Wir testen immer wieder Talente, die wir an internationale Herausforderungen heranführen möchten", sagt Adrion, dessen Mannschaft erst im August das nächste Pflichtspiel bestreitet.
Lasogga erstmals im Aufgebot
Bestes Beispiel für die neue Experimentierfreude im deutschen Team ist Shootingstar Pierre-Michel Lasogga von Hertha BSC Berlin. Der 19-Jährige, mit neun Toren Top-Torjäger des Zweitliga-Spitzenreiters, steht erstmals in einem DFB-Aufgebot und darf auf einen Platz in der Startelf hoffen. "Wir wollten ihn unbedingt kennenlernen. Von seiner Art zu spielen gibt es in diesem Alter nicht viele. Im Strafraum ist er unglaublich präsent", sagt Adrion.
Lasogga, eigentlich als ruhiger Typ bekannt, gilt auf dem Platz als Energiebündel. "Da bin ich eine ganz andere Person, ein wenig durchgeknallt. Ich gebe alles für mein Team und bin im positiven Sinne verrückt", sagt der Stiefsohn von Ex-Nationaltorhüters Oliver Reck, der gute Chancen auf sein Debüt hat. Erstmals im Aufgebot stehen zudem Verteidiger Shervin Radjabali-Fardi sowie die Mittelfeldspieler Christopher Schindler und Kevin Vogt.
Verzichten muss Adrion auf Mario Götze und André Schürrle, die erneut im Aufgebot des A-Teams stehen. Auch die angeschlagenen Felix Kroos, Konstantin Rausch und Christian Clemens müssen passen, der Nürnberger Shootingstar Ilkay Gündogan stößt wegen Abiturprüfungen erst vor dem Spiel gegen Rekord-Europameister Italien am Dienstag in Kassel zum Team.
Antisemitische Gesänge in Holland
Ganz andere Sorgen haben derweil die Gastgeber: Wegen antisemitischer Gesänge flog Angreifer Charlton Vicento zu Wochenbeginn aus dem Kader der Niederländer. Der Stürmer hatte nach dem überraschenden Sieg seines Klubs ADO Den Haag gegen Ajax Amsterdam (3:2) mit mehreren Spielern im Klubheim der ADO-Fans unter anderem "Wir gehen auf Judenjagd" angestimmt. Der harte Kern der Ajax-Fans bezeichnet sich seit vielen Jahren selbst als "Judenklub".
"Ich musste diese Entscheidung treffen. Wir wollen rund um das Spiel gegen Deutschland unsere gewohnte Ruhe", sagte U-21-Nationaltrainer Cor Pot, der sich dennoch auf die Begegnung freut: "Gegen Deutschland zu spielen, macht immer Spaß. Bei so einem Gegner kommt die Motivation ganz von alleine."
Zum 13. Mal trifft eine deutsche U 21 auf die Niederlande, gegen keinen Gegner spielte das DFB-Team häufiger. Die Bilanz ist dabei mit vier Siegen und vier Niederlagen ausgeglichen. Den letzten Auswärtssieg gab es beim 2:0 am 23. April 1996 - in Sittard.
Die voraussichtliche deutsche Aufstellung:
Baumann (SC Freiburg) - Jung (Eintracht Frankfurt), Kirchhoff (Mainz 05), Sobiech (Borussia Dortmund), Radjabali-Fardi (Alemannia Aachen) - Vukcevic (1899 Hoffenheim), Rudy (1899 Hoffenheim), Vogt (VfL Bochum) - Mlapa (1899 Hoffenheim), Holtby (Mainz 05), Lasogga (Hertha BSC). - Trainer: Adrion
Die EM-Quali der DFB-Elf im Überblick