Löw erhält kleine Antworten auf große Fragen

Von Für SPOX bei der Nationalmannschaft: Stefan Rommel
Mario Gomez erzielte gegen Uruguay im 44. Länderspiel sein 16. Tor
© Getty

Der Test gegen Uruguay liefert Bundestrainer Joachim Löw zumindest befriedigende Hinweise. Toni Kroos und Andre Schürrle sind Alternativen, auf die Löw in der EM-Qualifikation gegen Österreich und Aserbaidschan bauen kann. Und: Mario Gomez hat seine Bundesliga-Form konserviert und sollte Miroslav Klose, der für beide Pflichtspiele verletzungsbedingt ausfällt, gleichwertig ersetzen können.

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Manchmal bedarf es nur eines kleinen Extrakts, um den Charakter eines Fußballspiels zu beschreiben.

Im Sinsheimer Testspiel zwischen Deutschland und Uruguay, immerhin die dritt- und Viertplatzierten der letzten Weltmeisterschaft, war es diese These und Antithese aus der 39. Minute.

Die Gäste waren ein wenig zu forsch aufgerückt und hatten leichtfertig den Ball verloren, die deutsche Mannschaft setzte schnell zum Konterschlag an. Eine weiße Wand rollte auf die vier verbliebenen Uruguayer zu, gleich sieben deutsche Spieler nahmen an der Mission 3:0 teil.

Dann spielte Toni Kroos einen risikoreichen Pass in die Tiefe und wurde für sein Wagnis nicht belohnt. Im Gegenteil: Uruguay spielte den eroberten Ball so schnell nach vorne, dass plötzlich vier Blaue auf nur noch drei Weiße zuliefen.

Edison Cavani tat Deutschland immerhin noch den Gefallen und setzte den Abschluss lediglich ans Außennetz.

Was im Basketball als "run and gun" durchaus Gefallen findet, sollte im Fußball so eigentlich nicht passieren. Und da Joachim Löw nun immer noch ein Fußballlehrer ist, schimpfte er ganz fürchterlich an der Linie. Selbst 20 Sekunden der Anarchie sind 20 Sekunden zu viel.

Es fehlte an Ordnung

Der Bundestrainer hatte seiner Mannschaft Spaß und Leichtigkeit verordnet für den Testlauf gegen einen starken Gegner und seine Mannschaft hielt sich zu großen Teilen der Partie daran, zeigte eine phasenweise beschwingte Vorstellung.

Dass dabei aber bisweilen auch wenig Ordnung und Struktur erkennbar waren - ganz besonders in der Rückwärtsbewegung - wird Löw nicht gefallen haben. Auch wenn er deswegen keine schlaflosen Nächte haben wird.

Kroos knapper Punktsieger

Immerhin musste er den zentralen Bereich seiner Mannschaft umbauen, mit Bastian Schweinsteiger und Sami Khedira fehlten die Taktgeber und Stabilisatoren. An ihrer Stelle durften sich Toni Kroos und Simon Rolfes versuchen, Letzterer kam so zum ersten Spiel im DFB-Dress seit dem 1:0 in Russland im Oktober 2009.

Khedira will zum Spiel in Österreich in der EM-Qualifikation eine Punktlandung hinlegen und trotz seiner Muskelverletzung auflaufen. Schweinsteiger dagegen weilt bereits im Urlaub. Also war die Partie für die beiden Reservisten auch eine Art Casting um den Platz an Khediras Seite am kommenden Freitag in Wien.

Das DFB-Team in der Einzelkritik: Gomez gut, Klose blass

Kroos ging daraus als knapper Punktsieger hervor, gänzlich überzeugen konnte aber auch der Münchener nicht. Trotzdem ist sein Einsatz im Ernst-Happel-Stadion wahrscheinlicher: Kroos passt mit seiner etwas offensiveren Interpretation besser zum defensivstarken Khedira. Und beide haben schon einmal bewiesen, wie gut sie zusammen harmonieren können, beim 3:0-Sieg in der Qualifikation gegen die Türkei.

Andre Schürrle bleibt auf dem Boden

Neben den beiden verletzten saßen zwei andere Stammspieler zu Beginn der Partie nur auf der Bank. Lukas Podolski und Miroslav Klose mussten ihren Konkurrenten zunächst den Vortritt lassen. Und Andre Schürrle und Mario Gomez wussten die Gelegenheit konsequent zu nutzen.

"Wenn ich meine Chance bekomme, versuche ich Leistung zu bringen. Im Endeffekt entscheidet dann aber sowieso der Bundestrainer, wer spielt", sagte Schürrle, und es klang zunächst wie eine versteckte Kampfansage an Podolski.

"Aber Lukas hat schon so viele Spiele bestritten und so viel für Deutschland geleistet. Er ist noch ein ganzes Stück vor mir", fügte er deshalb dazu, was der Realität und auch der Ansicht Löws entspricht.

Schürrle wird in den Pflichtspielen schnell wieder ins zweite Glied rücken, kann damit aber momentan sehr gut leben. Immerhin hat er gezeigt, dass er eine erfrischende Alternative sein kann, sollte Podolski mal unpässlich sein.

Mario Gomez oder Miroslav Klose?

Diesen Status hat Mario Gomez nach 39 Pflichtspieltoren in dieser Saison nicht mehr inne. Gemessen an seiner Leistung ist er auf einer Stufe mit Klose oder schon am Routinier vorbei. Die harten Fakten sprechen für Gomez. Und der Bundesliga-Torschützenkönig kann seinen Standing weiter aufpolieren. Weil Klose gegen Uruguay eine Rippenprellung erlitt, ist Gomez in den Pflichtspielen gegen Österreich und Aserbaidschan ohne Konkurrenz und damit gesetzt.

An eine Wachablösung im DFB-Sturm zu denken, wäre aber verfrüht, denn da ist ja noch die Sache mit dem Gefühl des Bundestrainers.

Bei Klose ist er sich sicher, was er bekommt. Der bald 33-Jährige liefert in der Nationalmannschaft zuverlässig ab, ist in den wichtigen Spielen ein Garant für wichtige Tore.

"Ich kann nicht mehr tun, als meine Leistung zu bringen. Den Rest entscheidet der Bundestrainer", zitierte Gomez aus dem Phrasen-Handbuch. Bescheiden bleiben und weitermachen.

Bereit für Österreich

Es war für Löw ein gelungenes Testspiel. Die ganz großen Erkenntnisse ließen sich zwar nicht gewinnen, aber immerhin weiß er, dass die unübersehbaren Defizite relativ schnell und leicht abzustellen sind. Und dass die Ergänzungsspieler sanften bis großen Druck auf die Etablierten machen. Die paar großen Fragen wurden im Ansatz von seiner Mannschaft beantwortet.

Dazu haben die zwei Wochen Trainings- und Spielpause seiner Mannschaft offenbar wenig anhaben können. Jeder Einzelne hat sich hingebungsvoll an seinen individuellen Fitnessplan gehalten.

"Mir hat vieles sehr gut gefallen, vor allem in der ersten Halbzeit. In dem Spiel war viel Tempo, das konnte man nicht unbedingt erwarten", zeigte sich Löw denn auch zufrieden. Die Szene kurz vor der Pause hatte er da wohl schon wieder verdrängt.

Deutschland - Uruguay: Daten zum Spiel

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