Frage: Sie haben beim Sieg gegen Österreich ein gutes Spiel abgeliefert, wurden aber trotzdem wieder ausgewechselt. War das nach ihrer Virusinfektion mit Bundestrainer Joachim Löw so abgesprochen?
Lukas Podolski: Ich war fast die komplette letzte Woche krank, habe fünf Tage flachgelegen. Das merkt man dann natürlich. Deshalb hatten wir 60, 70 Minuten Einsatzzeit abgesprochen. Vielleicht wollte mich der Bundestrainer aber auch schonen. Gegen Polen habe ich ja immer gut ausgesehen...
Frage: Wie begegnen Sie dem gewachsenen Konkurrenzkampf innerhalb der Mannschaft?
Podolski: In der Presse wird das immer thematisiert, das ist ja auch deren Aufgabe. Aber ich mache mir darüber wenig Gedanken. Man will immer spielen, immer das Beste rausholen. Gegen Österreich hat das gut geklappt. Ich weiß selbst, dass ich den letzten ein, zwei Länderspielen nicht das gezeigt habe, was ich kann. Aber das gehört doch auch dazu, dass man mal eine Phase hat, in der es nicht so gut läuft. Damit muss man dann auch umgehen können. Aber jetzt war es ja schon wieder ein kleiner Schritt nach vorne.
Frage: Im Spiel gegen Brasilien hatte man den Eindruck, Sie würden sich durchaus Gedanken machen.
Podolski: Ich war jetzt gegen Brasilien auch nicht so katastrophal, wie es danach dargestellt wurde. Natürlich waren da einige Offensivaktionen nicht so gut wie jetzt gegen Österreich. Vielleicht spielt da auch der Start beim FC eine Rolle. Wir sind nicht gut gestartet, dazu gibt es auch immer wieder verschiedene Themen rundherum, die nicht gut sind für die einzelnen Personen. Unter Umständen war das auch mit ein Grund dafür, dass ich mein Potenzial nicht abrufen konnte.
Frage: Ist es bei der Nationalmannschaft für Sie vertrauter als im Verein?
Podolski: Ich habe jetzt 90 Länderspiele, die Gegebenheiten und das Team drumherum haben sich nicht verändert. Die Mannschaft ist jung und dynamisch. Man sieht, was wir zu leisten im Stande sind. Das macht einfach Spaß.
Frage: Kommt ihnen das etwas offensiver interpretierte 4-1-4-1-System eher entgegen?
Podolski: Meine Position und meine Aufgaben sind weiterhin dieselben. Für mich macht das keinen Unterschied. Gegen Brasilien haben wir ja auch so gespielt, da lief es für mich aber nicht so gut.
Frage: Sie haben in der Torschützenliste jetzt Uwe Seeler eingeholt. Ein besonderer Moment für Sie?
Podolski: Harald Stenger ist ja für die Statistiken bei uns zuständig... Aber natürlich ist es etwas Besonderes, einen großen Spieler wie Uwe Seeler jetzt eingeholt zu haben.
Frage: Deutschland ist derzeit in sehr guter Verfassung. Glauben Sie, dass der kommenden Gegner Polen deshalb mit einer gehörigen Portion Respekt auftreten wird?
Podolski: Sie haben unsere letzten Spiele auch gesehen und werden die gut analysiert haben. Uns sicherlich werden sie auch Respekt vor uns haben. Aber Polen hat immer noch ein Heimspiel. Da werden sie ihrem Publikum zeigen, dass sie eine große Mannschaft schlagen können. Sie werden uns alles abverlangen.
Frage: Sie besitzen in Polen eine ungeheuer große Popularität. Haben Sie eine Erklärung dafür, immerhin spielen Sie ja für Deutschland?
Podolski: Das weiß ich gar nicht genau. Vielleicht müsste man die Leute vor Ort in Polen dazu befragen. Ich habe immer wieder betont, dass ich einen guten Bezug zu Polen habe. Immerhin bin ich ja da geboren. Ich bin sehr gerne bei meiner Familie dort, ein Großteil meiner Familie wohnt ja in Polen. Das ist immer wieder ein schön, wenn wir im Urlaub da sind.
Frage: Ist Deutschland jetzt eigentlich EM-Favorit?
Podolski: Wir sind auf jedenfall erst einmal qualifiziert und mit uns ist zu rechnen, wenn man die letzten Turniere sieht. Wir sind auf jeden Fall einer der Favoriten und wir spielen auf jeden Fall um den Titel und den wollen wir auch holen.
Lukas Podolski im Steckbrief