Deutschland trifft in seinem ersten Spiel der WM 2014 auf Portugal (Mo., 18 Uhr im LIVE-TICKER). Es wird ein Duell von portugiesischen Brasilianern und brasilianischen Deutschen, Kontroll-Freaks und Ex-Bremern. Ronaldo trifft auf seine Plagegeister. In einer Kategorie haben die Deutschen einen klaren Vorteil. Der Teamvergleich.
Torhüter: Manuel Neuer vs. Rui Patricio
Neuer hat seine Schulterprobleme rechtzeitig überwunden und ist fit für die WM. Erreicht er sein normales Leistungsniveau ist er der beste Torhüter der Welt und kann für Deutschland Spiele alleine gewinnen. Seine körperliche Präsenz und seine Reaktionsschnelligkeit sind beeindruckend. Von Zeit zu Zeit ist er in seinem mutigen Torwartspiel aber anfällig.
Trotzdem: Von einem Rückhalt der Klasse Neuers können die Portugiesen nur träumen. Rui Patricio ist ein solider Keeper, der zwar an guten Tagen auch sein Tor vernageln kann, aber nicht konstant auf diesem Niveau spielt. Außerdem ist er nicht sonderlich stark mit dem Fuß.
Vorteil Deutschland
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Innenverteidiger: Per Mertesacker/Mats Hummels vs. Bruno Alves/Pepe
Mertesacker hat sich bei Arsenal zum Führungsspieler entwickelt und damit auch seine Position im Nationalteam gefestigt. Hummels ist der mutigere Verteidiger von beiden, der auch riskanter im Aufbauspiel agiert, aber beim DFB schon deutlich zurückgepfiffen wurde. Beide sind im Luftkampf stark und haben ein gutes Stellungsspiel, allerdings kommt vor allem Mertesacker in Probleme, wenn er viel Raum hinter sich hat und dann in Laufduelle muss, Schnelligkeit ist keine seiner Stärken.
Die beiden Portugiesen, die beide in Brasilien geboren sind, schlagen in der Spieleröffnung nicht die feine Klinge eines Hummels an, sind im Zweikampf aber mindestens eine Stufe geradliniger und resoluter. Bei hohen Bällen dürfte die deutsche Nationalmannschaft gegen die beiden Türme im Zentrum nicht viel Land sehen. Durch ihr körperbetontes Spiel kommen sie aber auch mit kleinen, wendigen Spielern gut zurecht.
Außenverteidiger: Jerome Boateng/Benedikt Höwedes vs. Joao Pereira/Fabio Coentrao
Joachim Löw wird mit einer Viererkette auflaufen, die in erster Linie verteidigen soll. Bei der WM in Brasilien werden aus Sicht des Bundestrainers offensivstarke Außenverteidiger nicht dauerhaft benötigt.
Mit den schnellen Außen Ronaldo und Nani werden Boateng und Höwedes auch genug zu tun bekommen. Viele Offensivaktionen sollte man von beiden nicht erwarten, wobei Boateng bewiesen hat, dass er gute Flanken schlagen kann, auch sein Schuss ist nicht zu verachten. Außerdem können beide bei Standardsituationen für Gefahr sorgen.
Auch Portugal hat zwei defensivstarke Außenverteidiger in seinen Reihen, wobei beide auch ursprünglich auf den Flügeln zuhause sind. Von Pereira und Coentrao sind deutlich mehr Vorstöße zu erwarten als von ihren deutschen Pendants. Beide sind schnell, technisch stark, wendig und können gute Flanken schlagen.
Vorteil Portugal
Seite 1: Torhüter, Innenverteidiger und Außenverteidiger
Seite 2: Mittelfeld und offensive Außen
Seite 3: Stürmer und Ersatzspieler
Mittelfeld: Philipp Lahm/Sami Khedira/Toni Kroos vs. Miguel Veloso/Raul Meireles/Joao Moutinho
Deutschland wird mit einem neu angeordneten Mittelfeld in die Partie gehen. Lahm spielt allein auf der Sechs und Khedira und Kroos auf den Halbpositionen. Lahm und Kroos sollen das Spiel mit ihrer Ballsicherheit und ihrer Übersicht kontrollieren, während Khedira vor allem die Kreise von Moutinho im Halbraum stören soll.
Das deutsche Mittelfeld ist in dieser Anordnung vor allem auf Spielkontrolle aus, diesem Credo folgen Lahm und Kroos auch im Verein unter Kontroll-Freak Pep Guardiola. Mit Vorstößen in den Strafraum ist in diesem Trio am ehesten noch von Khedira zu rechnen. Die Kombination der Spieler erlaubt aber eine hohe Flexibilität, jeder kann jede Position besetzen.
Das kommt Löws Idealvorstellung schon sehr nahe, der Mittelfeldspieler haben will, die "nicht statisch sind und in die Zwischenräume gehen. Vom zentralen Mittelfeld erwarte ich offensiv wie defensiv sehr viel".
Bei den Portugiesen sind die Rollen klarer verteilt. Veloso und Meireles sorgen für die Kompaktheit im Zentrum, während Moutinho das Offensivspiel lenken und die Bälle in die Tiefe spielen soll. Technisch haben alle drei einiges drauf, sind aber nicht ganz auf dem Niveau wie Lahm oder Kroos.
Gefährlich sind allerdings die Weitschüsse von Meireles und Moutinho sowie die Standards.
Vorteil Deutschland
Offensive Außen: Thomas Müller/Lukas Podolski vs. Nani/Cristiano Ronaldo
Der Ausfall von Marco Reus hat die Deutschen getroffen. Zwar ist noch genügend hochwertiges Personal auf dieser Position vorhanden, aber der BVB-Angreifer war in herausragender Form. Podolski hat bei zwei Weltmeisterschaften schon bewiesen, dass er ein Turnierspieler ist, allerdings ist sein Spiel nicht so variantenreich wie das von Reus.
Deutlich unberechenbarer ist da natürlich Müller, der sich von rechts immer wieder aufmacht, seine Wege zu suchen und überall aufzutauchen. Deutschland wird seine Läufe und seinen Zug zum Tor brauchen, solange Miroslav Klose noch kein Kandidat für die Startelf ist.
Bei den Portugiesen ist alles auf die beiden schnellen Außen und vor allem auf Ronaldo zugeschnitten. Es bleibt die Frage: Wie fit ist er? Dass ein nicht ganz fitter Ronaldo immer noch eine Bedrohung ist, hat er in den Champions-League-Spielen gegen den FC Bayern gezeigt.
Für die Deutschen wird es darum gehen, die Zuspiele in die Tiefe auf Ronaldo zu verhindern und ihn nicht in Strafraumnähe ins Dribbling gehen zu lassen. Gleiches gilt eigentlich für Nani. Beide sind neben ihren Fähigkeiten im Eins-gegen-eins auch bei Fernschüssen und Kopfbällen eine Waffe.
Immerhin haben Podolski und Müller zwei "Titel", die Ronaldo auch gerne gehabt hätte. Bester Nachwuchsspieler der WM 2006 (Podolski) und Torschützenkönig der WM 2010 (Müller).
Vorteil Portugal
Seite 1: Torhüter, Innenverteidiger und Außenverteidiger
Seite 2: Mittelfeld und offensive Außen
Seite 3: Stürmer und Ersatzspieler
Stürmer: Mesut Özil vs. Hugo Almeida
Bei beiden Teams ist nicht klar, wer im Sturm beginnt. Bei den Deutschen ist Klose noch nicht bei 100 Prozent und die Portugiesen haben einfach keinen herausragenden Mittelstürmer. Es könnte also darauf hinauslaufen, dass zwei Ex-Bremer in vorderster Front agieren. Özil und Almeida spielten von 2008 bis 2010 zusammen bei Werder. Damals waren die Rollen aber noch klar verteilt. Özil legte als Spielmacher für Almeida auf.
Für Özil spricht aber, dass Löw vor einigen Tagen eine neuerliche Eloge auf seinen Lieblingsschüler hielt. Allerdings sind die Experimente mit Özil in der Spitze bisher kaum aufgegangen. Seine Stärken liegen im Passspiel und nicht im Abschluss. Außerdem fehlte es Özil zuletzt an positiver Körpersprache.
Ganz anders dagegen Almeida, der vor Kraft nur so strotzt und wie ein Bulle immer mit dem Kopf durch die Wand will. Trickreich und wendig sind keine Adjektive, die zum Besiktas-Angreifer passen.
Unentschieden
Ersatzspieler:
Im deutschen Lager haben sie für sich beschlossen, dass die Spiele hinten raus entschieden werden und Einwechselspielern eine sehr große Bedeutung zukommt. Heißt also: Den Gegner müde spielen und dann von der Bank nachlegen.
Deutschland hat für die Offensive Klose, Schürrle, Götze und Draxler zur Verfügung. Jede Menge Varianten, je nachdem, ob Löw noch etwas mehr Wucht, Schnelligkeit und oder ein paar technische Finesse mit brasilanischen Deutschen ins Spiel bringen will.
Mit Durm und Großkreutz sitzen zwei dynamische, offensive Außenverteidiger noch draußen und mit Schweinsteiger der eigentliche Chef. Das Munitionslager ist prall gefüllt.
Im Vergleich dazu schießt Portugal mit Platzpatronen. Wolfsburgs Vieirinha ist neben Helder Postiga schon der gefährlichste Offensivakteur. William, Eder oder Andre Almeida müssen die Deutschen nicht fürchten. Wenn die Einschätzung Löws stimmt und die Entscheidung durch die "Spezialkräfte" von der Bank fällt, dann gewinnt Deutschland.
Vorteil Deutschland
Seite 1: Torhter, Innenverteidiger und Außenverteidiger
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