Kein Vergleich zur WM

Für die deutsche Nationalmannschaft war in Frankreich im Halbfinale Schluss
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Mittelfeld: Kann man Genialität programmieren?

Toni Kroos: Eine Maschine. Verliert den Ball nie aus den Augen, zieht ihn an sich, leitet ihn nach perfekter Verarbeitung direkt weiter. Es wäre untertrieben, zu sagen, dass kaum ein Spieler an diese Passquote herankommt. Denn: Es gibt weltweit einfach keinen so sicheren und präzisen Ballverteiler wie Kroos. Diktierte bei dieser EM mehr denn je Tempo und Takt des deutschen Spiels und war gefühlt auch in allen neumodischen Analyse-Applikationen Ranglisten-Führender. Doch Kroos demonstrierte auch: Seine Genialität ist keine Genialität im eigentlichen Sinne. Er hat das 'einfache Spiel' perfektioniert. Für den Überraschungsfaktor, das Außergewöhnliche, den außerplanmäßigen Zauberball in die Spitze steht aber er nicht. Das hat dem DFB-Team gefehlt. Note 2,5

Sami Khedira: Hatte durch Schweinsteigers Rückstand gleich von Beginn an eine andere, verantwortungsvollere Aufgabe als bei der WM 2014, als er im Dreier-Mittelfeld zumeist einige Aufgaben - gerade die im Spielaufbau - abgeben konnte. Fand sich entsprechend erst etwas langsam zurecht. Aufgrund der enormen Kroos-Präsenz liefen die Spiele an Khedira zudem etwas vorbei. Wenn es bei Deutschland spielerisch lief, wirkte Khedira immer etwas kantig. Konzentrierte sich deshalb mehr auf Kroos' Absicherung, was er immer besser machte. Jedoch schleppte sich Khedira von Spiel zu Spiel, ehe es im Viertelfinale nicht mehr weiter ging. Note 3,5

Bastian Schweinsteiger: Er war vor zwei Jahren der Held der Weltmeistertruppe von Rio. Die beiden vergangenen Saisons wurden seinen außergewöhnlichen Fähigkeiten aber nicht gerecht. Der Kapitän hoffte so sehr, in Frankreich auf der großen Bühne noch einmal an die damaligen Leistungen anknüpfen zu können und für Deutschland wieder einen entscheidenden Stellenwert zu haben. Den hatte er immer. Schweinsteiger brachte so viel für diese Mannschaft mit, wenngleich das in der Anfangsphase weniger sportliche Aspekte waren. Sein Treffer gegen die Ukraine hatte einen großen symbolischen Wert, sein langer Einsatz gegen Italien dann endlich auch den sportlichen. Doch der Capitano wollte mehr - und sein so gut gemeinter Übereifer besorgte gegen Frankreich in seinem womöglich letzten Länderspiel die spielentscheidende Szene. Leider keine positive. Note 3

Mesut Özil: Özil schaffte es wieder nicht, die geteilte Meinung, die es über ihn in Deutschland gibt, zu einer zu vereinen. Durfte in jedem Spiel ran, wenngleich er sich wie immer seine Pausen nahm und den Elfmeter gegen die Slowakei beziehungsweise auch den im Elfmeterschießen gegen Italien verballerte. Man hat das Gefühl, dass es nur Wenige sehen, aber: Özil ist in dieser Mannschaft weiterhin unersetzlich. Das nehmen seine Kritiker nur wahr, wenn er dann phasenweise mal im Rausch ist. Diese Phasen hatte er immerhin einige Male bei der EM. Note 3

Emre Can: Musste sich erst einmal daran gewöhnen, nicht mehr Teil der ersten Garde zu sein, der er über weite Strecken der Qualifikation noch angehörte. Can kam erst spät zu seinem ersten EM-Einsatz und das auch nur, weil Konkurrent Khedira verletzt beziehungsweise Weigl zu unerfahren war. Seine Physis malte sich Löw als Allzweckwaffe gegen Frankreichs Mittelfeld aus. Dabei spielte Can wie häufig auch in Liverpool: Motiviert, aber immer auch etwas hektisch. Er machte seine Sache ordentlich, bleibt aber weiterhin den Beweis schuldig, der von Löw angepriesene, technisch starke Spieler zu sein. Note 3,5

Julian Weigl: Hoffte und hoffte und hoffte wohl bis zuletzt. Tatsächlich standen seine Chancen nach Khediras Verletzung plötzlich wieder gut, doch noch bei dieser EM zu spielen. Schlussendlich entschied sich Löw für Can. Weigl wird aber schon 2018 eine deutlich größere Rolle spielen. Keine Bewertung