Vor 13.214 Zuschauern im Miejski in Tychy erzielte Davie Selke die Führung für die DFB-Auswahl (35.), doch noch vor der Pause gelang Demarai Gray der Ausgleich (41.). Nach dem Seitenwechsel drehten die Engländer durch den Treffer von Tammy Abraham die Partie (50.), ehe der eingewechselte Felix Platte wieder für Gleichstand sorgte (70.).
In der Verlängerung gelang keiner Mannschaft ein Treffer. Im Elfmeterschießen hielt Julian Pollersbeck zwei Elfmeter, woduch Deutschland im Finale steht. Im Endspiel am Freitag trifft die deutsche Auswahl in Krakau auf Spanien (ab 20.45 Uhr im LIVETICKER).
Stefan Kuntz: "Wir wollten, dass die Leute zu Hause stolz auf uns sind, das hat die Mannschaft weltklasse gemacht."
Der Spielfilm:
Vor dem Anpfiff: Boothroyd verändert seine Mannschaft nach dem 3:0-Sieg gegen Polen zwei Mal: Hughes und Abraham ersetzen Redmond und Swift.
Kuntz wechselt nach der 0:1-Pleite gegen Italien auf drei Positionen: Jung, Philipp und Haberer spielen für Stark, Weiser und Dahoud.
7.: Bei einem schnellen Angriff der Engländer treibt Hughes den Ball durch das Zentrum und kurz vor dem Strafraum schickt er Gray, dessen erster Versuch geblockt wird. Seinen zweiten Schuss aus zentraler Position pariert Pollersbeck stark. Der Abpraller verspringt Jung, Hughes geht dazwischen und wird von Jung zu Fall gebracht. Glück für das deutsche Team.
17.: Arnold hebt den Ball aus halbrechter Position über die Abwehr in den Lauf von Gnabry, der vor Pickford an den Ball kommt, die Kugel mit dem Kopf aber nicht richtig erwischt und knapp rechts am Tor vorbeiköpft.
18.: Ward-Prowse schlägt einen Freistoß von der rechten Außenbahn scharf in die Mitte, Abraham köpft aus fünf Metern zentraler Position aufs Tor, doch Pollersbeck wehrt den unplatzierten Kopfball ab. Den Nachschuss verzieht Hughes.
35., 0:1, Selke: Meyer schickt Toljan rechts im Strafraum. Der Außenverteidiger geht bis zur Grundlinie durch und flankt perfekt in die Mitte. Aus kurzer Distanz steht Selke komplett frei und köpft den Ball rechts halbhoch in die Maschen.
41., 1:1, Gray: Nach einer Ecke von rechts wird erst Chambers' Kopfball und dann sein Schuss geblockt. Der Ball landet aber bei Gray, der den Ball mit links aus halbrechter Position humorlos unter die Latte schießt.
50., 2:1, Abraham: Was für ein Aussetzer von Gnabry! Der 21-Jährige erobert links im eigenen Sechzehner den Ball, legt ihn dann aber direkt für Hughes auf, der scharf und flach ins Zentrum spielt, wo Abraham aus kurzer Distanz links unten einschiebt.
58.: Meyer flankt aus dem linken Halbfeld auf den zweiten Pfosten, wo Toljan den Ball nicht richtig trifft und aus spitzem Winkel knapp rechts vorbeischießt.
70., 2:2, Platte: Arnold schlägt eine Ecke von links mit viel Zug auf den kurzen Pfosten. Am Fünfmeterraum steigt der eingewechselte Platte hoch und köpft den Ball wuchtig links unter die Latte.
73.: Philipp setzt sich auf dem rechten Flügel durch und flankt auf den zweiten Pfosten zu Gnabry. Dieser steht frei im Sechzehner, doch kann den Ball nicht richtig kontrollieren und scheitert schließlich am herauseilenden Pickford vorbei.
78.: Meyer flankt aus dem rechten Halbfeld punktgenau in die Mitte auf den Kopf von Platte, der rechts unten einnickt. Mazeika entscheidet auf Abseits, es war aber wohl eher gleiche Höhe.
91.: Meyer legt rechts am Strafraum zurück zu Toljan, der in die Mitte flankt. Pickford kann die Kugel noch leicht mit den Fingerspitzen ablenken, sodass Amiri den Ball an die Hüfte bekommt.
114.: Das muss die Führung sein. Meyer mit einem tollen Pass auf Toljan, der sich rechts am Strafraumeck stark gegen Holgate durchsetzt. Der Hoffenheimer bringt den Ball scharf auf den zweiten Pfosten, Amiri muss nur noch einschieben, trifft den Ball aber nicht.
Elfmeterschießen:
2:3 Arnold
3:3 Baker
Pickford hält gegen Gerhardt
Pollersbeck hält gegen Abraham
3:4 Philipp
4:4 Chilwell
4:5 Meyer
5:5 Ward-Prowse
5:6 Amiri
Redmond verschießt gegen Pollersbeck
Fazit: Das deutsche Team war nach anfänglichen Problemen das deutlich bessere Team, verpasste es aber, eine der zahlreichen guten Chancen zu nutzen. So musste die Entscheidung im Elfmeterschießen fallen.
Der Star des Spiels: Jeremy Toljan. Hielt seine Seite in der Defensive dicht und arbeitete viel mit nach vorne. War auf dem rechten Flügel von seinen Gegenspielern nicht aufzuhalten und bereitete zahlreiche gute Chancen vor. Seine Vorlage für den Treffer von Selke war überragend.
Der Flop des Spiels: Serge Gnabry. Unglückliche Partie des Angreifers. Erst unterlief ihm hinten der Fehler zum zwischenzeitlichen Rückstand und war nach vorne ohne Akzente. Zu allem Überfluss vergab er in der 74. Minute die große Chance zur erneuten Führung. Seine Auswechslung vor der Verlängerung war die logische Folge.
Der Schiedsrichter: Gediminas Mazeika (Litauen). Richtig, in der 3. Minute nicht auf Elfmeter für Deutschland zu entscheiden. Allerdings hätte er bei Jungs Einsteigen wenige Minuten später auf der anderen Seite auf den Punkt zeigen müssen. Mit bloßem Auge kaum zu entscheiden, ob Platte bei seinem zweiten Treffer im Abseits stand (78.). Ansonsten war der Unparteiische kaum gefordert.
Das fiel auf:
- In einer unterhaltsamen Partie spielte die englische Auswahl zu Beginn im Mittelfeld Mann gegen Mann. Das DFB-Team war davon sichtlich überrascht und bekam nur selten einen geordneten Spielaufbau auf die Reihe. Nach rund 25 Minuten wurde die Kuntz-Elf mutiger und übernahm die Spielkontrolle.
- Das deutsche Team, das sich in einem flexiblen 4-2-3-1 formierte, ging bei gegnerischem Ballbesitz kurz vor der Mittellinie drauf.
- Bei Standards hatte das DFB-Team große Probleme. Die DFB-Junioren verteidigten im Raum, verloren aber fast jedes Luftduell und so war es kein Zufall, dass das Gegentor nach einer Ecke fiel.
- Wenn sich Deutschland in der gegnerischen Hälfte festsetzen konnte, ließ sich England, das in einem 4-4-1-1 auflief, tief fallen. Dabei waren sie stehts darum bemüht, die Abstände zwischen den Mannschaftsteilen nicht zu groß werden zu lassen.
- Nach Ballgewinnen schalteten die schnellen Offensivspieler der Three Lions sofort um und unterstützten den für Konter wartenden Abraham so.
- Nach dem Rückstand agierte England viel zu passiv und überließ dem deutschen Team beinahe das komplette Feld. Deutschland hatte deutlich mehr Ballbesitz, allerdings mangelte es im letzten Drittel oft an Präzision. Da die Engländer bis auf Abraham allesamt rund um den eigenen Strafraum versammelten, landete so gut wie jeder zweite Ball bei der DFB-Auswahl.
- In der Verlängerung waren die Engländer komplett platt und konzentrierten sich auf die Defensive. Trotzdem kam die DFB-Mannschaft zu einigen gefährlichen Situationen, die sie allerdings nicht konsequent zu Ende spielten.