Wück über die WM in Indien
Keine fünf Monate ist es her, da standen die deutschen U17-Kicker mit gesenkten Köpfen am Mittelkreis im Stadion des kroatischen Varazdi. Gerade hatten sie nach 90 intensiven, aber torlosen Minuten das EM-Halbfinale mit 2:4 im Elfmeterschießen gegen Spanien verloren. Aus der Traum.
Trotz des Ausscheidens gab es einen positiven Aspekt für Christian Wück und seine Mannschaft: Durch den Einzug ins Halbfinale war das Ticket für die WM in Indien bereits gelöst. Und auch vom bevorstehenden Abenteuer in Südasien will die DFB-Auswahl nicht mit leeren Händen zurückkehren.
"Unser erstes Ziel ist es, zunächst den ersten Platz in unserer Gruppe zu erreichen und am letzten Turniertag möglichst Weltmeister zu werden", gab Wück gegenüber SPOX die Richtung vor.
Dabei lässt der Cheftrainer keinen Zweifel daran, dass seine Jungs spielerisch absolut zur Elite gehören: "Wir haben nicht den einen Schlüsselspieler und sind in der Breite ordentlich besetzt, falls ein Spieler ausfallen sollte. Wir sind besonders von unseren Offensivqualitäten überzeugt, bei der EM hatten wir neun verschiedene Torschützen. Wir zählen mit unserer Qualität zu den Top-Nationen."
Ein Spaziergang wird das Unterfangen allerdings auf keinen Fall, dafür reicht ein Blick auf die klimatischen Voraussetzungen. In Indien herrschen im Oktober täglich über 30 Grad, hohe Luftfeuchtigkeit inklusive. "Wir sind extra sechs Tage vor dem ersten Spiel angereist und akklimatisieren uns mit jedem Tag besser", erzählte Wück von der frühen Anreise. "Auch wenn die afrikanischen und asiatischen Teams aufgrund der klimatischen Bedingungen im Vorteil sind, wollen wir eine Überraschung schaffen - wie es auch der A-Nationalmannschaft bei der WM 2014 in Brasilien unter ähnlichen Bedingungen gelang."
Doch nicht nur klimatisch muss sich der DFB, der am Samstag ins Geschehen eingreift, erstmal mit den Gegebenheiten vor Ort arrangieren, auch die Plätze haben es in sich. In Indien wird Fußball auch in Cricket-Stadien gespielt, was bedeutet: größere Spielfläche als in Europa.
Und nicht nur das Grün ist weitläufiger. Die Fläche Indiens (3.287.264 km²) ist mehr als neun Mal so groß wie Deutschland (357.022 km²). Da ist Reisestress vorprogrammiert. "Wir bleiben die ersten beiden Gruppenspiele in Goa, wo auch die Partien stattfinden. Zum dritten Spiel müssen wir aber den Standort wechseln und dann einen ganzen Tag fliegen, um zum nächsten Quartier nach Kochi zu kommen. Wo wir nach der Gruppenphase unterkommen, wissen wir noch nicht."
Diese Widrigkeiten sollen und dürfen aber nicht für schlechte Vorzeichen sorgen, im Fokus steht die große Chance für die Talente. "Diese Erfahrung im internationalen Fußball kann man nicht zeigen oder erzählen, die Spieler müssen sie erleben. Deswegen sind die Youth League und die WM für jeden Einzelnen unheimlich wichtig", betonte Wück. Die Mannschaft ist spielerisch so stark besetzt, dass ein längeres Turnier als noch im Mai möglich ist. Läuft alles rund, ist auch die Krönung durch den WM-Titel drin.
Um die Jugendlichen, die alle 2000er Jahrgang oder jünger sein müssen, etwas besser kennen zu lernen, hat SPOX pro Mannschaftsteil ein Talent herausgepickt und mit Christian Wück über die Spielweise gesprochen.