DFB-Team: Das sind die Erkenntnisse aus Frankreich gegen Deutschland

Joachim Löw unter den Lichtern des Stade de France in Paris.
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Frankreich - Deutschland: Diese Dinge haben nicht funktioniert

Negativ: Die schwache Chancenverwertung

Bei allem Lob für einen weitestgehend gelungenen Abend: Bis auf einen Elfmeter, den vielleicht auch nicht jeder Schiedsrichter gibt, landete kein Ball im gegnerischen Tor - und der Strafstoß war von Kroos eher reingezittert.

Mit nur elf Torschüssen waren es diesmal nicht so viele wie zuletzt - angesichts des Gegners keine Überraschung -, dennoch ergab sich die eine oder andere gute Möglichkeit: Bei mehreren Kontern fehlte es am präzisen letzten Pass, auch bei Ecken wurde teilweise Gefahr ausgestrahlt. Drin war wieder nichts.

So blieb nach Abpfiff das mittlerweile bekannte Lamentieren. "Aus dem Spiel heraus haben wir uns leider nicht belohnt", sagte Neuer. "Die Kaltschnäuzigkeit fehlt noch ein bisschen." Kroos blies ins gleiche Horn: "Du musst dich für deine guten Aktionen auch belohnen. Ein ähnliches Problem hatten wir vor ein paar Tagen."

Diesmal könnte man die Abschlussschwäche vielleicht sogar mit Fug und Recht den jungen Spielern in der Spitze zuschreiben. Nur: Die Arrivierten haben es in den Partien zuvor keinen Deut besser gemacht. Es ist und bleibt Baustelle Nummer eins für Löw und sein Trainerteam.

Negativ: Die mangelnde Feinabstimmung

Es war eine gute Leistung, aber es gab gleichzeitig genügend Aktionen, in denen sichtbar wurde, dass das Team in dieser Zusammensetzung eben noch nie zusammengespielt und wohl auch selten trainiert hat.

Es fehlte im Kombinationsspiel das blinde Verständnis, das sich erst entwickeln muss: Wo willst du den Ball haben? Wie steil kann ich dich schicken? Damit lassen sich die vergebenen Konterchancen zumindest teilweise erklären.

Defensiv klappte es gut: Mit viel Einsatz und Unterstützung für den Nebenmann gewann das DFB-Team insgesamt stolze 60,8 Prozent aller geführten Zweikämpfe. Hier waren die Spieler in doppelter Hinsicht hervorragend eingestellt. Im Spiel nach vorn müssen die Laufwege erst noch abgestimmt werden: So mancher Steilpass wurde in Halbzeit eins in einen freien Raum geschickt, der auch frei von Mitspielern war.

Die gute Nachricht: Sollte Löw dieser Elf auch in diesem System weiter das Vertrauen schenken, sind Verbesserungen vorgezeichnet.

Negativ: Mats Hummels mit dem entscheidenden Fehler

Jerome Boateng war vorzeitig abgereist. Stattdessen geriet der zweite etablierte Innenverteidiger zum Pechvogel. Hummels machte seine Sache lange Zeit gut, gewann 75 Prozent seiner Zweikämpfe und spielte ein paar kluge Pässe. Doch seine fehlende Schnelligkeit machte sich erneut negativ bemerkbar.

Gegen Mbappe alt auszusehen, das gelingt so ziemlich jedem Innenverteidiger der Welt dieser Tage. Bei Hummels reichte aber hier und da auch ein tüchtiger Vorsprung nicht, stattdessen mussten Fouls und einmal ein cleveres Reinstellen des Körpers herhalten, dass glücklicherweise nicht gepfiffen wurde.

Dass er aber auch Matuidi in den Strafraum ziehen lassen musste, ist kein gutes Zeichen - selbst wenn der Elfmeter extrem großzügiger Auslegung bedurfte. Da half alles Reklamieren nicht, auch nach Abpfiff. Hummels geht die Souveränität vergangener Tage derzeit ab. Das lässt sich auch an seinen oft stachligen Interviews erkennen.

Negativ: Das fehlende "Spielglück"

Ein Begriff, der zuletzt von der deutschen Mannschaft mehrfach bemüht wurde, wenn es darum ging zu beschreiben, warum es derzeit nicht läuft - ebenfalls übrigens vom FC Bayern. "Spielglück" fasst so ziemlich alles zusammen, was man so braucht, um ein Spiel zu gewinnen, bei dem man nicht die bessere Mannschaft war. Oder umgekehrt das "mangelnde Spielglück", wenn man ein Spiel verliert, das man eben nicht verlieren muss.

Weltmeister Frankreich hat dieses Spielglück derzeit gefühlt gepachtet. Auch deshalb kann man sich bei der Equipe Tricolore die erste Hälfte gefühlt freinehmen: im Bewusstsein der eigenen Stärke und der Tatsache, dass es am Ende schon irgendwie laufen wird.

Bei den Deutschen läuft es nicht. Vorn fehlen Zentimeter, hinten hat Neuer kein Spielglück. So entscheiden am Ende ein Kopfball, den Antoine Griezmann so perfekt nur selten treffen wird, und ein geschenkter Elfmeter zugunsten Frankreichs. Es ist kein Wunder, dass bei den DFB-Akteuren zuletzt immer öfter der Frust durchschien. Toni Kroos fasste es treffend zusammen: "Aktuell wird uns einfach nichts geschenkt."

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