Das im Vergleich zum WM-Debakel neuformierte Team von Bundestrainer Joachim Löw gewann in Leipzig gegen Russland souverän mit 3:0 (3:0) und betrieb im vorletzten Länderspiel des historisch schlechten Kalenderjahres ein wenig Schadensbegrenzung.
Die Tor-Debütanten Leroy Sane (8.) und Niklas Süle (25.) sowie Serge Gnabry (40.) sorgten mit ihren Treffern für den vierten und gleichzeitig höchsten deutschen Sieg in 2018. Löws Jungspunde knüpften vor nur 35.288 Zuschauern vor allem in der ersten Halbzeit nahtlos an den beherzten Auftritt Mitte Oktober bei Weltmeister Frankreich (1:2) an. Ein Wermutstropfen war die Verletzung von Jonas Hector, der nach einem Foul gestützt von Betreuern vom Platz getragen werden musste.
Gnabry: "Wir sind sehr zufrieden"
"Wir sind sehr zufrieden. Die erste Halbzeit war top von uns, wir haben uns viele Chancen herausgespielt", sagte Torschütze Gnabry bei RTL und zeigte sich trotzdem kritisch: "In der zweiten Halbzeit waren wir zu passiv in den Zweikämpfen."
Um im letzten Gruppenspiel am kommenden Montag (20.45 Uhr/ARD) in Gelsenkirchen gegen die Niederlande den Verbleib in der A-Gruppe noch sichern zu können, braucht die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) aber weltmeisterliche Schützenhilfe. Holt Frankreich am Freitagabend mindestens ein Unentschieden gegen die Niederlande, hätte das Löw-Team den Verbleib in der A-Gruppe des neuen UEFA-Wettbewerbs noch in eigener Hand.
Jung-Nationalspieler bewiesen ihr Talent
Löw setzte gegen Russland den Umbruch fort, den er in Frankreich eingeleitet hatte. Sieben Startelfspieler waren 23 Jahre oder jünger, im Angriff durften erneut Sane (22), Timo Werner (22) und Gnabry (23) wirbeln. Dahinter feierte Toptalent Kai Havertz (19) auf der Zehn ein starkes Startelfdebüt im Nationalteam. Dafür saß von den 2014-Weltmeistern Thomas Müller zunächst nur auf der Bank, Mats Hummels kam gar nicht zum Einsatz.
Die Jung-Nationalspieler bewiesen, dass ihnen die Zukunft im Nationalteam gehören könnte. Sane, Werner und Gnabry tauschten immer wieder geschickt die Positionen, waren stets anspielbar und brachten die russische Abwehr mit den ehemaligen Bundesligaprofis Roman Neustädter und Konstantin Rausch in Bedrängnis. Über die Außen machte vor allem der anfangs sehr auffällige Thilo Kehrer viel Druck. Der Lohn war das frühe 1:0 durch Sane, der einen feinen Spielzug über Kehrer und Gnabry problemlos aus kurzer Distanz vollendete.
Leistungsträger wurden nicht vermisst
Eine Viertelstunde später hätte der Offensivspieler von Manchester City sogar schon sein zweites Tor erzielen müssen. Nach einer Flanke von Havertz köpfte Sane völlig freistehend den Ball aber in die Arme von Torhüter Andrej Lunew. Besser machte es Abwehrspieler Süle, der nach einer Kopfballverlängerung von Antonio Rüdiger den Ball im Stile eines Torjägers im Kasten unterbrachte. Das Fehlen der Leistungsträger Marco Reus (Fußprellung), Toni Kroos (Schonung) und Julian Draxler (Todesfall in der Familie) machte sich nicht bemerkbar.
Bei den ersatzgeschwächten Russen war von der Euphorie durch die erfolgreiche Heim-WM und die anschließend überzeugenden Auftritte in der Nations League kaum etwas zu sehen. Einzig der im Juli eingebürgerte Brasilianer Ari deutete im Angriff ein wenig Spielfreude an.
Unmittelbar nach dem Seitenwechsel ergab sich für die Gäste doch die große Chance auf den ersten Treffer, aber Alexej Ionow verzog freistehend vor Manuel Neuer. Der nicht immer souverän agierende Rüdiger, der den Vorzug vor Hummels erhielt, war zuvor am Ball vorbeigegrätscht. Die deutsche Mannschaft nahm in der zweiten Halbzeit deutlich an Tempo heraus, Chancen ergaben sich kaum noch. Kurz vor Schluss sorgte ein Flitzer mit russischer Fahne für ein wenig Aufsehen