Der Kulturkampf um das pink-lila Auswärtstrikot der deutschen Fußball-Nationalmannschaft tobt. Partner adidas feiert sich für einen Coup.
Florian Wirtz trägt Wölkchen von rosa Glitzer-Schminke, die anderen Nationalspieler stöckeln im Ballettröckchen zum Barbie-Bus. Selbstverständlich sind die zehntausendfach geteilten Social-Media-Bildchen nur Fotomontagen - aber nach der Präsentation der knallpinken EM-Auswärtstrikots tobt vor allem im Internet der Kulturkampf um die Deutungshoheit. Gewagtes Symbol für gesellschaftliche Vielfalt? Oder billige Anbiederung an den woken Zeitgeist?
So oder so - adidas hat den Nerv einer in ihren Ansichten gespaltenen Nation getroffen. Nicht nur wegen des besten Verkaufsstarts eines Auswärtstrikots darf sich der Hersteller für einen PR-Coup feiern lassen. Sondern auch wegen einer guten bis genialen Werbekampagne, die die eigenen Erwartungen in Sachen Reichweite übertroffen hat, Kritik antizipiert und sogleich humorvoll entkräftet.
"Ist das ein Frauen-Trikot?", wird in einem Clip gefragt. Nationalspielerin Jule Brand antwortet provokant: "Ich weiß nicht. Sieht für mich noch nicht nach acht EM-Titeln aus." Die Männer haben nur drei.
Oliver Bierhoff hat als langjähriger Nationalmannschaftsdirektor viele Trikot-Präsentationen erlebt. Generell liege das Design eher beim Ausrüster, sagte er bei Welt-TV: "Da steht auch der kommerzielle Gedanke hinter, die Trikots zu verkaufen. Und da sind sie jetzt an die ganz junge Generation gegangen."