Sein Lausbubenlächeln wich Maximilian Beier gar nicht mehr aus dem Gesicht. "Unglaublich dankbar und stolz" war die Entdeckung der Nullnummer im EM-Test der deutschen Nationalmannschaft gegen die Ukraine über ihr aufsehenerregendes Debüt. "Ein krasses Gefühl", schwärmte der blonde Wirbelwind, der mit seinem gelungene Einstand sogar Julian Nagelsmann ins Grübeln brachte.
Der Bundestrainer muss am Freitag nach der Turnier-Generalprobe gegen Griechenland einen Spieler aus seinem Kader streichen. Beier galt neben Verteidiger Robin Koch als größter Wackelkandidat. Doch die EM-Teilnahme des jungen Hoffenheimers, bekannte Nagelsmann, sei seit Montagabend "auf jeden Fall wahrscheinlicher" geworden.
In der 59. Minute eingewechselt, belebte Beier das deutsche Spiel, hatte Pech mit einem Aluminiumtreffer. Vier Torschüsse und vier Torschussvorlagen standen in seiner starken Bilanz. Nagelsmann betonte, dass seiner ineffektiven Offensive auch der verspätet angereiste Zuschauer Niclas Füllkrug "gut getan" hätte - Beier aber war ein würdiger Ersatz. "Maxi hat ein sehr gutes Spiel gemacht", lobte Nagelsmann, "er war sehr fleißig, auch defensiv."
Julian Nagelsmann sieht Entwicklung bei Maximilian Beier
Außerdem sieht der Bundestrainer eine erfreuliche Entwicklung beim 21-Jährigen: "Er trainiert auch deutlich besser als im März." Damals hatte er Beier erstmals eingeladen, aber nicht eingesetzt. Überhaupt zeigte der Angreifer abfallende Form, bis er sich mit einem starken Endspurt doch noch für die EURO empfahl. Mit 16 Toren war er in der abgelaufenen Saison schließlich der zweitbeste deutsche Bundesliga-Schütze nach Deniz Undav (18).
Seine Qualitäten? "Ich kann Stürmer spielen, ich kann links spielen, ich kann rechts spielen", sagte er, den schwarzen Sportbeutel mit der Nummer 14 immer fest im Griff beider Hände - darin steckte sein Trikot, das Beier seinen Eltern schenken will.
Hatte er gar keine Anlaufschwierigkeiten? Doch, doch, meinte er schmunzelnd, es sei "hart" gewesen, sich all die Namen der vielen Helfer drumherum "einzuprägen". Auf dem Platz mit den besten Spielern Deutschlands aber, "da wird man schon nochmal anders bedient, das macht es mir leichter" als im Verein. Ansprüche stellte er nicht. "Ich kenne meine Rolle. Ich bin Joker, wenn ich reinkomme, soll ich Stress machen, richtig Alarm."
Wird Maximilian Beier trotzdem von Nagelsmann aussortiert?
In Nürnberg glückte dies. Nagelsmann steht nun vor der Frage, ob er Beier trotzdem aussortieren muss. Dessen Vorteil könnte sein, dass in Leroy Sane eine weitere offensive Alternative weiterhin Schambeinprobleme hat. Für Koch spricht, dass ein anderer Innenverteidiger schneller mal gesperrt sein könnte. "Ich werde auch die letzten Tage weiter Gas und hoffen, dass ich dabei bin", sagte der Frankfurter.
Laut Nagelsmann "fällt keiner ab" und hätte es verdient, "nach Hause zu fahren". Treffen muss es trotzdem einen. Beiers Lächeln bleibt in Gefahr.