"Ich bin nicht zufrieden", sagte Löw nach Spielende im ZDF. "Wir haben es wie gegen Spanien versäumt, aus unseren guten Möglichkeiten Kapital zu schlagen und nach dem 1:0 das nächste Tor folgen zu lassen. In der zweiten Halbzeit haben wir die Schweizer zurück ins Spiel kommen zu lassen. Das Unentschieden geht in Ordnung."
Kapitän Toni Kroos sprach von einem "enttäuschenden Start" ins EM-Jahr. Ilkay Gündogan, der die zwischenzeitliche Führung erzielt hatte, schlug einen härteren Ton an: "Wir hätten in der zweiten Halbzeit eiskalt durchspielen müssen. Das fehlt uns."
Besonders ärgerte sich der Mittelfeldspieler von Manchester City über den Gegentreffer, dem ein Ballverlust im Spiel nach vorne vorausgegangen war: "Das darf auf diesem Niveau nicht passieren. Auch wenn der Platz nicht im optimalen Zustand ist oder der Gegner gut ist, so ein Gegentor wirft uns einfach zurück. Insgesamt ist es sehr ärgerlich und das geht mir auch bisschen auf den Sack."
Hier gibt es alle Stimmen zum 1:1 zwischen Deutschland und der Schweiz.
Schweiz - Deutschland: Die Analyse
Trotz seiner Kritik am straffen Spielplan des DFB-Teams nahm Löw gegenüber dem 1:1 am Donnerstag gegen Spanien nur zwei Startelf-Wechsel vor: Leno rückte für Trapp ins Tor, Ginter für Can in die Dreierkette.
An der taktischen Grundordnung, dem 3-5-2, änderte sich nichts. Der Bundestrainer wollte eine eingespielte deutsche Elf sehen, die den Gegner hoch presst und in der eigenen Hälfte zu Fehlern zu zwingt. Seine Devise ging in der ersten Viertelstunde gut auf, vor allem in der 14. Minute, als sich der weit aufgerückte Ginter im Schweizer Strafraum den Ball "erstocherte" und überlegt in den Rückraum legte, wo der lauernde Gündogan mit einem scharfen, präzisen Abschluss ins kurze Eck die deutsche Führung besorgte.
Gleichwohl brachte die mutige wie kräftezehrende Spielweise, die Schweizer teilweise sogar in Manndeckung zu nehmen, auch ein großes Risiko mit sich. Nach Ballverlust Deutschland bot sich den aggressiv zu Werke gehenden Hausherren immer wieder Raum zu Gegenstößen. Seferovic und Embolo verpassten vor dem Seitenwechsel mehrere Chancen zum Ausgleich. Widmer (58.) machte es nach Vorlage Embolo besser.
Die Schweizer hinterließen mit Dauer des Spiels den Eindruck, frischer und beweglicher als die Deutschen zu sein, die spätestens nach der Auswechslung des erschöpften Sane zur Pause sehr statisch im Spiel nach vorne wirkten. Es fehlte die zündende Idee - und damit auch das Tor zum ersten Länderspiel-Sieg 2020.
DFB-Team in der Nations League: Tabelle nach dem 2. Spieltag
Platz | Team | Spiele | Tore | Diff. | Punkte |
1 | Spanien | 2 | 5:1 | +4 | 4 |
2 | Ukraine | 2 | 2:5 | -3 | 3 |
3 | Deutschland | 2 | 2:2 | 0 | 1 |
4 | Schweiz | 2 | 2:3 | -1 | 1 |
Schweiz - Deutschland: Die Aufstellungen
- Schweiz: Sommer - Elvedi, Akanji, Rodriguez (64. Zuber) - Widmer, Sow (80. Aebischer), Xhaka, Benito - Embolo (73. Vargas), Seferovic, Steffen
- Deutschland: Leno - Ginter, Süle (62. Tah), Rüdiger - Kehrer, Gündogan, Kroos, Gosens (78. Can) - Draxler (46. Brandt) - Sane, Werner
Die Daten des Spiels Schweiz - Deutschland
Tore: 0:1 Gündogan (14.), 1:1 Widmer (58.)
- Es war Deutschlands schwächste Zweikampfquote (43 Prozent) in einem Länderspiel seit Juni 2016 gegen Mexiko (damals 41 Prozent).
- Leno bestritt sein erstes Länderspiel seit fast drei Jahren. Zuletzt hatte er im Oktober 2017 beim 5:1 gegen Aserbaidschan zwischen den Pfosten gestanden.
- Deutschland blieb auch im sechsten Nations-League-Spiel sieglos (vier Remis, zwei Niederlagen).
- Die Schweiz ist seit 17 Pflichtspielen auf heimischem Boden unbesiegt (14 Siege, drei Remis).
Der Star des Spiels: Breel Embolo (Schweiz)
Der Stürmer von Borussia Mönchengladbach entpuppte sich als ständiger Unruheherd für die deutsche Mannschaft. Embolo leitete nahezu jede gefährlichen Aktion der Schweizer ein und bereitete auch das 1:1 vor.
Der Flop des Spiels: Thilo Kehrer (Deutschland)
Dass auf der rechten deutschen Seite fast nichts gelang, lag vor allem an Kehrer, der sich wenig zutraute und auch defensiv nicht immer sattelfest wirkte.
Der Schiedsrichter: Michael Oliver (England)
Fehlerfreier Auftritt des 35-jährigen Engländers. Lag mit den Gelben Karten für Süle (30.) und Steffen (49.) nach überharten Fouls richtig.