Die Schwachstelle stand hinten links

Von Stefan Rommel / Fatih Demireli
Heiko Westermann (2.v.l.) im Zweikampf mit Gökhan: Der Linksverteidiger machte kein gutes Spiel
© Getty

Die deutsche Nationalmannschaft bleibt weiter unbeirrt auf Kurs Europameisterschaft 2012. Im prestigeträchtigen Duell gegen die Türkei siegte das Team von Bundestrainer Joachim Löw mit 3:0 (1:0) gegen die Türken und bleibt mit der optimalen Ausbeute von neun Punkten nach drei Spielen Spitzenreiter der Qualifikationsgruppe A.

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Vor 74.244 Zuschauern im Berliner Olympiastadion besorgte Miroslav Klose mit seinem 56. Länderspieltor die Führung für die deutsche Mannschaft (42.). Mesut Özil entschied die Partie nach einem Konter elf Minuten vor Schluss, ehe Klose seinen Doppelpack schnürte (87.).

Der beste Spieler auf dem Platz war aber keiner der beiden Torschützen, sondern Toni Kroos. Bei den Türken enttäuschten besonders die Altintop-Zwillinge.

Beide Mannschaften in der Einzelkritik:

Manuel Neuer: In der ersten Halbzeit nahezu beschäftigungslos, eigentlich nur bei der Szene gefordert, als er mit Servet zusammenprallte. Gegen Halil dann nach der Pause mit einer Weltklasseparade im Eins-gegen-eins. Danach kaum noch ernsthaft geprüft. Note 2

Philipp Lahm: Am Anfang mit kleineren Schwierigkeiten, dann aber deutlich verbessert im Vergleich zu seinen Leistungen im Verein. Mit guten Vorstößen, aber dann auch wieder ungenauen Zuspielen. Hatte Hamit aber über die gesamte Spieldauer voll im Griff. Mit einem ganz wichtigen Tackling, als Sentürk gefährlich vor's Tor kam. Note 3

Per Mertesacker: War nicht wie zuletzt der freie Mann in der Innenverteidigung, weil sich Halil oft zu ihm orientierte. Mertesacker blieb im Zweikampf fast immer Sieger, auch wenn ihm Halil einmal gefährlich entwischte und Badstuber ausbessern musste. Sauber im Aufbauspiel und sogar mit der Chance zum Tor, als er einen Kopfball knapp drüber setzte (45.). Note 3

Holger Badstuber: Starke Aktion nach 35 Minuten, als er dem durchgebrochenen Halil den Ball noch so eben vom Fuß spitzelte. Nicht so sehr gefordert wie Mertesacker, aber in den wenigen Szene mit unaufgeregter und nüchterner Arbeit. Mit ein paar sehr schicken Flachpässen ins offensive Mittelfeld und absolut zuverlässig in der Defensivarbeit. Note 2

Heiko Westermann: Bekam den Vorzug vor Boateng, weil dem noch die Spielpraxis fehlt. Im Zusammenspiel mit Podolski nicht immer Herr der Lage auf der linken Seite. Dazu noch mit herben Annahme- und Abspielfehlern im Spielaufbau oder vor dem gegnerischen Tor. Der Hamburger hat einfach immer noch zu viele technische Defizite in seinem Spiel. Pennte bei der Chance von Gönül, die Podolski ausmerzte. Note 5

Sami Khedira: Spielte deutlich defensiver als bisher auf der Doppel-Sechs, quasi seine neue Rolle bei Real Madrid. Nur sehr vereinzelt mit energischen Vorstößen, dabei aber immer gut abgesichert von Nebenmann Kroos. Einmal zu schläfrig, als er den Ball an der Mittellinie leichtfertig verlor und sich einen Anpfiff vom Bundestrainer abholte. Note 3

Toni Kroos: Wenn Deutschland den Ball hatte, war es an Kroos, den Khedira-Job zu übernehmen und auch mal mit in die Spitze zu gehen. Zeigte eine ganz bärenstarke Leistung, war überall auf dem Platz präsent, gewann wichtige Zweikämpfe und fädelte gut ein. Mit der richtigen Mischung aus Risiko und Sicherheit in seinen Aktionen und fehlerfrei. Dazu noch extrem gefährliche Standards. Sein bestes Länderspiel bisher. Note 1

Thomas Müller: Bildete mit Lahm die deutlich stärkere rechte Seite. Schwer zu fassen für die Türken, weil er sich phasenweise mal wieder überall auf dem Platz rumtrieb. Hielt aber ein paar Mal zu lange den Ball und bisweilen auch ungewohnt eigensinnig. Der Nebenmann stand zwei-, dreimal für ein Abspiel günstiger. Kennt man so gar nicht von ihm. Trotzdem war Müller mal wieder der kreativste deutsche Spieler. Note 3

Mesut Özil: In einem seiner schwersten Spiele zunächst mit Anlaufschwierigkeiten - auch, weil ihm Aurelio gehörig auf den Füßen stand. Spielte sich nach und nach aber frei, ohne dabei den ganz großen Glanz zu versprühen. Nicht immer glücklich in seinen Aktionen, besonders bei den Dribblings, aber trotzdem oft anspielbar.  Beim Tor nach Lahms tollem Zuspiel eiskalt. Özil erlitt eine Knöchelverletzung, sein Einsatz am Dienstag gegen Kasachstan ist gefährdet. Note 3

Lukas Podolski: Ein eher untypisches Spiel für den Kölner. Podolski hatte seine stärksten Szenen in der Balleroberung, war aggressiv im Zweikampf. Nach vorne aber weitestgehend unauffällig. Allerdings auch deshalb, weil Westermann hinter ihm nicht genügend Druck mit nach vorne machte und er in aussichtsreichen Positionen von den Mitspielern übersehen wurde. Aber auch mit einem üblen Stockfehler, der beinahe den Ausgleich eingeleitet hätte (53.). Die Mega-Chance in der 70. Nicht zu machen, war schon mehr als fahrlässig. Note 4

Miroslav Klose: Wie schon gegen Belgien mit dem Tor des Tages. Gegen Erdogan zunächst mit Problemen, konnte sich erst nach und nach in Szene setzen. Beim Tor reagierte er einfach am schnellsten, als er durchlief und den Ball nur noch einnicken musste. Rackerte wie immer auch viel nach hinten. Klose hat jetzt 57 Tore für Deutschland erzielt und ist zweiter der ewigen DFB-Torschützenliste. Noch elf Treffer fehlen bis Gerd Müller... Note 2

Christian Träsch: Der Stuttgarter kam vier Minuten vor dem Ende für Podolski ins Spiel. Hatte sogar noch die dicke Chance zum 4:0, verzog aber zu hastig. Keine Bewertung

Cacau: Kam in der Schlussminute für Klose. keine Bewertung

Marko Marin: Durfte ebenfalls in der 90. Minute noch ein paar Sekunden ran, für Özil. Keine Bewertung

Die Türkei in der Einzelkritik: Schwache Altintop-Brüder