Die deutsche Nationalmannschaft bleibt weiter unbeirrt auf Kurs Europameisterschaft 2012. Im prestigeträchtigen Duell gegen die Türkei siegte das Team von Bundestrainer Joachim Löw mit 3:0 (1:0) gegen die Türken und bleibt mit der optimalen Ausbeute von neun Punkten nach drei Spielen Spitzenreiter der Qualifikationsgruppe A.
Vor 74.244 Zuschauern im Berliner Olympiastadion besorgte Miroslav Klose mit seinem 56. Länderspieltor die Führung für die deutsche Mannschaft (42.). Mesut Özil entschied die Partie nach einem Konter elf Minuten vor Schluss, ehe Klose seinen Doppelpack schnürte (87.).
Der beste Spieler auf dem Platz war aber keiner der beiden Torschützen, sondern Toni Kroos. Bei den Türken enttäuschten besonders die Altintop-Zwillinge.
Beide Mannschaften in der Einzelkritik:
Manuel Neuer: In der ersten Halbzeit nahezu beschäftigungslos, eigentlich nur bei der Szene gefordert, als er mit Servet zusammenprallte. Gegen Halil dann nach der Pause mit einer Weltklasseparade im Eins-gegen-eins. Danach kaum noch ernsthaft geprüft. Note 2
Philipp Lahm: Am Anfang mit kleineren Schwierigkeiten, dann aber deutlich verbessert im Vergleich zu seinen Leistungen im Verein. Mit guten Vorstößen, aber dann auch wieder ungenauen Zuspielen. Hatte Hamit aber über die gesamte Spieldauer voll im Griff. Mit einem ganz wichtigen Tackling, als Sentürk gefährlich vor's Tor kam. Note 3
Per Mertesacker: War nicht wie zuletzt der freie Mann in der Innenverteidigung, weil sich Halil oft zu ihm orientierte. Mertesacker blieb im Zweikampf fast immer Sieger, auch wenn ihm Halil einmal gefährlich entwischte und Badstuber ausbessern musste. Sauber im Aufbauspiel und sogar mit der Chance zum Tor, als er einen Kopfball knapp drüber setzte (45.). Note 3
Holger Badstuber: Starke Aktion nach 35 Minuten, als er dem durchgebrochenen Halil den Ball noch so eben vom Fuß spitzelte. Nicht so sehr gefordert wie Mertesacker, aber in den wenigen Szene mit unaufgeregter und nüchterner Arbeit. Mit ein paar sehr schicken Flachpässen ins offensive Mittelfeld und absolut zuverlässig in der Defensivarbeit. Note 2
Heiko Westermann: Bekam den Vorzug vor Boateng, weil dem noch die Spielpraxis fehlt. Im Zusammenspiel mit Podolski nicht immer Herr der Lage auf der linken Seite. Dazu noch mit herben Annahme- und Abspielfehlern im Spielaufbau oder vor dem gegnerischen Tor. Der Hamburger hat einfach immer noch zu viele technische Defizite in seinem Spiel. Pennte bei der Chance von Gönül, die Podolski ausmerzte. Note 5
Sami Khedira: Spielte deutlich defensiver als bisher auf der Doppel-Sechs, quasi seine neue Rolle bei Real Madrid. Nur sehr vereinzelt mit energischen Vorstößen, dabei aber immer gut abgesichert von Nebenmann Kroos. Einmal zu schläfrig, als er den Ball an der Mittellinie leichtfertig verlor und sich einen Anpfiff vom Bundestrainer abholte. Note 3
Toni Kroos: Wenn Deutschland den Ball hatte, war es an Kroos, den Khedira-Job zu übernehmen und auch mal mit in die Spitze zu gehen. Zeigte eine ganz bärenstarke Leistung, war überall auf dem Platz präsent, gewann wichtige Zweikämpfe und fädelte gut ein. Mit der richtigen Mischung aus Risiko und Sicherheit in seinen Aktionen und fehlerfrei. Dazu noch extrem gefährliche Standards. Sein bestes Länderspiel bisher. Note 1
Thomas Müller: Bildete mit Lahm die deutlich stärkere rechte Seite. Schwer zu fassen für die Türken, weil er sich phasenweise mal wieder überall auf dem Platz rumtrieb. Hielt aber ein paar Mal zu lange den Ball und bisweilen auch ungewohnt eigensinnig. Der Nebenmann stand zwei-, dreimal für ein Abspiel günstiger. Kennt man so gar nicht von ihm. Trotzdem war Müller mal wieder der kreativste deutsche Spieler. Note 3
Mesut Özil: In einem seiner schwersten Spiele zunächst mit Anlaufschwierigkeiten - auch, weil ihm Aurelio gehörig auf den Füßen stand. Spielte sich nach und nach aber frei, ohne dabei den ganz großen Glanz zu versprühen. Nicht immer glücklich in seinen Aktionen, besonders bei den Dribblings, aber trotzdem oft anspielbar. Beim Tor nach Lahms tollem Zuspiel eiskalt. Özil erlitt eine Knöchelverletzung, sein Einsatz am Dienstag gegen Kasachstan ist gefährdet. Note 3
Lukas Podolski: Ein eher untypisches Spiel für den Kölner. Podolski hatte seine stärksten Szenen in der Balleroberung, war aggressiv im Zweikampf. Nach vorne aber weitestgehend unauffällig. Allerdings auch deshalb, weil Westermann hinter ihm nicht genügend Druck mit nach vorne machte und er in aussichtsreichen Positionen von den Mitspielern übersehen wurde. Aber auch mit einem üblen Stockfehler, der beinahe den Ausgleich eingeleitet hätte (53.). Die Mega-Chance in der 70. Nicht zu machen, war schon mehr als fahrlässig. Note 4
Miroslav Klose: Wie schon gegen Belgien mit dem Tor des Tages. Gegen Erdogan zunächst mit Problemen, konnte sich erst nach und nach in Szene setzen. Beim Tor reagierte er einfach am schnellsten, als er durchlief und den Ball nur noch einnicken musste. Rackerte wie immer auch viel nach hinten. Klose hat jetzt 57 Tore für Deutschland erzielt und ist zweiter der ewigen DFB-Torschützenliste. Noch elf Treffer fehlen bis Gerd Müller... Note 2
Christian Träsch: Der Stuttgarter kam vier Minuten vor dem Ende für Podolski ins Spiel. Hatte sogar noch die dicke Chance zum 4:0, verzog aber zu hastig. Keine Bewertung
Cacau: Kam in der Schlussminute für Klose. keine Bewertung
Marko Marin: Durfte ebenfalls in der 90. Minute noch ein paar Sekunden ran, für Özil. Keine Bewertung
Die Türkei in der Einzelkritik: Schwache Altintop-Brüder
Volkan Demirel: Bei hohen Bällen zeigte der Schlussmann Fenerbahces hin und wieder Unsicherheiten, aber gerade in der zweiten Hälfte war er mehrmals rettend zur Stelle. Das 0:3 ging ganz klar auf die Kappe Volkans - ein Rückfall in alte Zeiten. Vor dem 0:1 aber mit einer sensationellen Parade. Note 4
Gökhan Gönül: Die Geheimwaffe der Türken zeigte vor der Pause kaum seine gefürchteten Tempoläufe auf der rechten Seite und bekam wenig Unterstützung von seinem Vordermann Özer, der immer wieder nach innen zog. Defensiv ordentlich, offensiv erst nach der Pause auffällig. Note 4
Ömer Erdogan: In seinem dritten Länderspiel für die Türkei sollte sich der Bursa-Kapitän um Klose kümmern. Über weite Strecken hatte Ömer Klose im Griff, ließ den Bayern-Stürmer aber vor dem 0:1 laufen und hatte so eine Mitschuld am Gegentor. Note 4
Servet Cetin: Gewohnt stark im Zweikampf, aber mit Problemen im Luftduell. Musste nach einem Zusammenstoß mit Manuel Neuer minutenlang behandelt werden, biss auf die Zähne und spielte durch. Nach vorne ging bei Servet aber überhaupt nichts. Note 3
Sabri Sarioglu: Begann auf der für ihn ungewohnten Position des linken Verteidigers. Dem Galatasaray-Spieler war die fehlende Spielpraxis anzumerken. Müller bereitete dem Aushilfs-Linksverteidiger einige Sorgen. Auch vor dem 1:0, als Müller die Flanke zum Tor gab. Note 5
Mehmet Aurelio: Musste nach 23 Minuten verletzt runter, kümmerte sich bis dahin ausschließlich um Özil. Sein Ausfall schmerzte. Keine Bewertung
Nuri Sahin: Die ganze Türkei und Jürgen Klopp forderten einen Einsatz des 22-Jährigen, aber Sahin hat in der Nationalelf bei weitem nicht die tragende Rolle wie in Dortmund. Nach Aurelios Auswechslung mit viel Defensivarbeit. Wenig Zug nach vorne. Note 4
Emre Belözoglu: Der Kapitän glänzte in der Anfangsphase als überraschend starkes Laufwunder, spielte phasenweise sogar hängende Spitze. Viel lief über den Fener-Star. Nach der Auswechslung Aurelios und der Hereinnahme von Tuncay bildete Emre mit Sahin die Doppelsechs, schaltete sich dann aber kaum noch mit nach vorne ein. Note 4
Hamit Altintop: Wie zuletzt unter Louis van Gaal spielte der Bayern-Star auch bei Guus Hiddink links offensiv. Dass dem Türken diese Rolle nicht liegt, bewies er einmal mehr gegen die deutsche Mannschaft. Wenn bei Hamit etwas nach vorne ging, zog er in die Mitte - verlor sich dort aber im Getümmel. Note 5
Özer Hurmaci: Der gebürtige Kasseler kam unerwartet zu seinem Debüt in der Nationalmannschaft. Der Fenerbahce-Spieler zeigte sich in den meisten Situationen aber zu nervös und hatte einige Abspielfehler. Deswegen ging bei den Türken auch selten etwas über die rechte Seite. Note 5
Halil Altintop: Der Frankfurter stand für Tuncay in der Startelf. Immer in Bewegung, sehr fleißig in der Defensivarbeit, aber keine Gefahr als einzige Spitze der Türken. Die große Chance zum Ausgleich vergab er freistehend nach 53 Minuten. Nach 63 Minuten machte er Platz für Semih. Note 5
Tuncay Sanli: Kam für den verletzten Aurelio. Gewohnt laufstark, aber zu ungenau in den Aktionen im Spiel nach vorne, ließ Halil Altintop im Sturm zu oft alleine. Note 5
Semih Sentürk: Kam nach 63 Minuten für Altintop. Der Top-Joker der Türken sollte den Ball vorne halten und für Entlastung sorgen, aber der Angreifer fand nie Anschluss zum Spiel. Lediglich mit seiner ersten Aktion sorgte er für Gefahr, war danach nicht mehr zu sehen. Note 5
Sercan Yildirim: Kam kurz vor Schluss für Nuri Sahin. Konnte nichts mehr bewirken. Keine Bewertung
Deutschland - Türkei
Die DFB-Elf in der Einzelkritik: Kroos überzeugt auf der Doppelsechs