Frankreich schlägt den Weltmeister

Kam nach 14 Monaten wieder in der Nationalelf zum Einsatz: Mario Gomez (r.)
© getty

Die deutsche Nationalmannschaft hat in Paris gegen Frankreich den Vorbereitungsstart auf die EM 2016 in den Sand gesetzt. Die Equipe Tricolore gewann im Stade France mit 2:0 (1:0). Das Spiel wurde von mehreren zeitgleich in Paris stattfindenden Schießereien und Bombenanschlägen überschattet.

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Vor 81.000 Zuschauern gingen die Hausherren in der Nachspielzeit der ersten Hälfte durch Olivier Giroud in Führung. Vier Minuten vor dem Ende machte Andre-Pierre Gignac mit dem 2:0 den französischen Sieg perfekt.

Auf Seiten der Deutschen musste Jonas Hector verletzungsbedingt im ersten Abschnitt ausgewechselt werden. Schalkes Leroy Sane kam zu seinem Länderspieldebüt.

Der Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Deschamps stellt Frankreich im 4-3-3 aufs Feld. Diarra spielt vor der Abwehr, der nicht nominierte Benzema wird im Sturm durch Martial ersetzt.

Löw wählt eine überraschende Aufstellung mit einer Dreierkette bestehend aus Hummels, Boateng und Rüdiger sowie Ginter und Hector davor. Nach 436 Tagen gibt Gomez sein Comeback im Sturm, auch Draxler beginnt.

33.: Hector muss runter. Der Kölner hatte beim Versuch, eine Ecke herauszuholen, einen schmerzhaften Tritt von Evra kassiert. Can ersetzt ihn.

34.: Gomez köpft eine Bogenlampe 25 Meter vor dem Tor auf Draxler. Der sieht Müller rechts in den Strafraum starten und köpft in dessen Lauf, doch der Bayer lässt den Ball einmal zu oft aufspringen und grätscht die Kugel dann in Rücklage aus fünf Metern vom rechten Strafraumeck über das Kreuzeck.

38.: Draxler grätscht den Ball im Duell mit Evra links aus dem Toraus in den Sechzehner. Schiedsrichter Lahoz entgeht dies aber, sodass Gomez den Ball am linken Fünfereck regelkonform annimmt. Der Stürmer trifft aus spitzem Winkel nur das Außennetz.

43.: Ginter spielt vom rechten Flügel flach in den Strafraum auf Müller, der toll zu Gomez durchsteckt. Der erläuft den Ball am rechten Fünfereck, hält per Vollspann auf das linke Kreuzeck, aber zielt wenige Zentimeter über die Latte.

45., 1:0, Giroud: Pogba spielt links raus zu Martial. Der lässt Rüdiger ins Leere laufen, macht Ginter auf der Torlinie nass und passt dann im Fünfer zurück zu Giroud, der am kurzen Pfosten aus vier Metern zur Führung ins linke Eck einnetzt.

53.: Martial steckt von der linken Seite auf Giroud durch, der Griezmann mit einem Querpass in den Strafraum schickt. Der Franzose trifft, stand aber zuvor im Abseits.

62.: Pogba zieht 30 Meter zentral vor dem Tor per Vollspann ab und verlangt Neuer trotz des relativ zentralen Schusses unter die Latte alles ab.

77.: Müller wird 23 Meter vor dem Stadion nicht attackiert und schweißt den Ball aus dem Fußgelenk von halblinks an den linken Pfosten. Lloris segelt vergeblich, doch die Kugel prallt vom Innenpfosten wieder ins Feld.

86., 2:0, Gignac: Coman schickt aus dem Zentrum Matuidi mit einem Steilpass auf dem linken Flügel auf die Reise. Der flankt über Mustafi hinweg auf Gignac, der aus sieben Metern unbedrängt zum 2:0 links oben einköpft.

Fazit: Schwache Partie der Deutschen, das Experiment mit der Fünfer-/Dreierkette ging schief. Frankreich wurde immer stärker und siegt verdient.

Der Star des Spiels: Anthony Martial. Sehr beweglich und ballsicher, dazu stark im Dribbling und guter Zuarbeiter für Giroud. Überragende Vorarbeit des 1:0.

Der Flop des Spiels: Matthias Ginter. Sah beim Gegentreffer ganz alt aus, ließ sich häufig zu leicht überspielen und brachte offensiv keinerlei nennenswerte Impulse zustande. Seine einzige gute Torchance vergab er leichtfertig.

Der Schiedsrichter: Antonio Mateu Lahoz (Spanien). Ohne größere Probleme in einer leicht zu leitenden Partie. Übersah bei Gomez' Chance in der 38. Minute, dass der Ball bei Draxlers Hereingabe bereits im Toraus war. Korrekt, beim Duell zwischen Koscielny und Gomez im französischen Strafraum nicht auf Elfmeter für Deutschland entschieden zu haben. Auch Griezmanns Tor nicht anzuerkennen, war richtig.

Das fiel auf:

  • Deutschland in ungewohnter Formation: Gegen den Ball agierte die DFB-Elf in einem 5-4-1 mit den Innenverteidigern Rüdiger, Boateng und Hummels sowie Ginter (rechts) und Hector (später Can, links) als äußerste Glieder. In Ballbesitz entstand ein 3-4-2-1, wobei Müller halbrechts offensiver agierte als Draxler auf der Gegenseite.
  • Die Deutschen schafften es jedoch besonders über die hochstehenden Außen nicht, ins Tempo zu kommen und ihre Angriffe bis ins letzte Drittel zu tragen. Dazu trug auch der unterirdische Rasen bei, das Kombinationsspiel beider Teams stockte häufig.
  • Die in ein 4-3-3 gekleidete Equipe Tricolore versuchte in der Offensive, das Spiel breit zu machen und agierte dabei sehr linkslastig. Mit schnellen Passabfolgen gelang es hier einige Male, in den Rücken von Ginter und Rüdiger zu kommen - wie beim Führungstor.
  • Die DFB-Elf auch nach der Pause zu behäbig im Angriffsdrittel, um Frankreichs dicht gestaffelte Ketten zu bespielen. Daher griff man immer mal wieder auf lange Bälle zu Gomez zurück, doch diese gingen in der Regel verloren.

Frankreich - Deutschland: Die Statistik zum Spiel