Vor 22.110 Zuschauern in der Augsburger WWK Arena brachte Mario Gomez die DFB-Elf mit seinem 27. Länderspieltor bereits in der 13. Minute per Elfmeter in Führung. Noch vor der Pause drehten die Gäste das Spiel jedoch durch Tore von Marek Hamsik (41.) und Michal Duris (44.).
Das Spiel konnte nach der Pause aufgrund des heftigen Unwetters erst mit etwa 25-minütiger Verspätung fortgeführt werden. Kurz nach Wiederanpfiff erhöhte Juray Kucka auf 3:1 (52.) - Marc-Andre ter Stegen patzte dabei deutlich.
Für Bundestrainer Joachim Löw war es das 130. Länderspiel als Nationaltrainer. Die Partie kam als Benefizspiel verschiedenen Stiftungen des DFB und der Liga zugute. Bernd Leno, Joshua Kimmich, Julian Brandt und Julian Weigl feierten jeweils ihr Länderspiel-Debüt.
Am Dienstag muss Joachim Löw bis 24 Uhr seinen endgültigen, 23 Spieler umfassenden EM-Kader bei der UEFA benannt haben. Aus dem vorläufigen Aufgebot werden daher vier Akteure gestrichen. Das nächste und letzte Testspiel vor dem EM-Start findet dann am 4. Juni in Gelsenkirchen gegen Ungarn statt (18 Uhr im LIVETICKER).
Die Reaktionen:
Joachim Löw (Bundestrainer): "Dass die Halbzeit so lange gedauert hat, habe ich noch nie erlebt. Es ist nicht ungefährlich auf diesem Platz, Gott sei Dank ist nichts passiert. Wir haben ein paar Minuten gebraucht, uns darauf einzustellen. Kombinieren war vor allem am Anfang der zweiten Halbzeit unmöglich. In der ersten halben Stunde waren ein paar gute Aktionen dabei, defensiv haben wir schon ein paar Probleme gehabt. Von den jungen Spielern kann man nicht alles erwarten. Man steht unter einem gewissen Druck und Stress. Aber alle vier haben die Qualität.
Jan Kozak (Trainer Slowakei): "Wir haben nur schwer ins Spiel gefunden, weil wir viel Respekt, ja ein bisschen Angst vor dem Weltmeister hatten. Die Deutschen waren besser, haben uns mit dem Tor noch zusätzlich eingeschüchtert. Aber wir sind mit Kombinationsspiel und Bewegung ins Spiel zurückgekommen. Der Regen hat die zweite Halbzeit zum Kampf gemacht - und wir waren kämpferisch besser. Wir haben überlegt, ob das Spiel abgebrochen wird, waren im Gespräch mit Joachim Löw und haben gesagt, dass die Gesundheit der Spieler an erster Stelle steht. Der Regen hat sich dann gelegt, aber es war viel Wasser auf dem Platz, der Ball ist nicht mehr gerollt. Aber man hat gesehen, dass das professionelle Spieler sind, sie haben sich gegenseitig respektiert, es gab keine Zwischenfälle oder Aggressivität."
Der Spielfilm:
Vor dem Anpfiff: Im Vergleich zum 4:1-Sieg gegen Italien ändert Löw seine Startelf sechsmal. Neu dabei sind Leno, Kimmich (beide Länderspiel-Debüt), Boateng, Khedira, Sane und Gomez. Sie ersetzen ter Stegen, Mustafi (beide Bank) Hummels, Kroos, Özil und Müller (alle noch im Trainingscamp in Ascona).
Kozak tauscht seine erste Elf im Vergleich zum 3:1-Sieg über Georgien zwei Tage zuvor komplett aus. Hamsik beginnt auf der Zehn, Herthas Pekarik verteidigt rechts, Kapitän ist Liverpools Skrtel.
Aufstellung Deutschland 1. Halbzeit: Leno - Rüdiger, Boateng, Kimmich - Hector, Draxler, Khedira, Rudy - Götze - Gomez, Sane
Aufstellung Deutschland 2. Halbzeit: ter Stegen - Hector, Rüdiger, Boateng (64. Höwedes), Rudy - Kimmich (75. Schürrle), Weigl - Brandt, Draxler, Sane - Götze
3.: Boateng mit dem ersten Ausfrufezeichen! Nach einer Ecke steht er im Strafraum lang und nimmt den Ball volley. Kozacik kann den Aufsetzer aber über die Latte lenken.
13., 1:0, Gomez (FE): Kucka foult Götze im Strafraum klar, es gibt Elfmeter. Gomez verzögert den Anlauf, schickt Kozacik ins falsche Eck und verwandelt sicher rechts unten.
30.: Riesenchance von Sane, das hätte das 2:0 sein müssen! Gomez bekommt an der Mittellinie den Ball, treibt ihn nach vorne und spielt auf halblinks den freien Schalker an. Im Eins-gegen-eins scheitert der jedoch am glänzend herausgekommenen Kozacik.
32.: Einen Chip-Ball aus dem Zentrum von Khedira nimmt Draxler im Strafraum volley - und haut ihn ganz knapp über das Tor!
41., 1:1, Hamsik: Was ein Strahl von Hamsik! Der DFB lässt das Zentrum viel zu offen, wo Hamsik 20 Meter vor dem Tor den Ball bekommt und ihn in den rechten Winkel jagt. Nichts zu halten für Leno. Zuvor hatte Khedira nicht genug Druck auf den Assistgeber Duda bekommen, anschließend war Boateng zu weit von Hamsik entfernt.
44., 1:2, Duris: Nach einer Ecke von Weiss von der linken Seite kann Duris Kimmich zu einfach enteilen. Er läuft zum ersten Pfosten und köpft ein.
52., 1:3, Kucka: Katastrophale Aktion von ter Stegen! Nach einem Eckball kommt Kucka zum Abschluss. Der trifft den Ball aber nicht richtig - sein Schuss kommt flach auf ter Stegen, dem die Kugel durch die Hände und Beine rutscht. Mega-Patzer des gerade eingewechselten Keepers!
60.: Fast das 1:4! Duris bringt eine flache Hereingabe in die Mitte, Hamsik schließt aus drei Metern ab, aber ter Stegen ist zur Stelle.
82.: Brandt steckt links im Strafraum zum mitgelaufenen Götze durch, der mit dem Außenrist aus spitzem Winkel abzieht und den zweiten Pfosten nur um Zentimeter verfehlt.
Fazit: Hart erkämpfter, aber verdienter Sieg der Slowaken. Deutschland konnte mit dem Ballbesitz wenig anfangen und war hinten viel zu unsortiert.
Der Star des Spiels: Marek Hamsik. Leitete mit seinem Sahne-Tor die Wende ein und war insgesamt der Taktgeber auf dem Spielfeld. Schaffte das, was Khedira nicht schaffte: Sein Team zu führen, mit breiter Brust voranzugehen und immer wieder den Ball zu fordern. Feuerte zudem die meisten Schüsse ab.
Der Flop des Spiels: Marc-Andre ter Stegen. Kam, sah und patzte. Ganz schwacher Einstand nach seiner Einwechslung, trug am 1:3 große Mitschuld durch seinen Patzer und nahm Deutschland damit die Hoffnung auf eine schnelle Wende.
Der Schiedsrichter: Serge Gumienny (Belgien). Souveräne Leitung in einem einfach zu führenden Spiel. Lag richtig bei der Elfmeter-Entscheidung, auch korrekt in den weiteren (wenigen) kniffligen Entscheidungen - wohl auch in der 87. Minute, als Götze zu leicht zu Boden ging.
Das fiel auf:
- Wie schon gegen Italien begann Löw mit einer variablen Dreierkette (Rüdiger, Boateng, Kimmich) - offensiv flankiert von den gelernten Abwehrspielern Hector und Rudy. Damit stellte Deutschland das Gleichgewicht im zahlenmäßig stark besetzten slowakischen Mittelfeld wieder her. Nach hinten war man duch die defensiv denkenden Flügelspieler zudem eigentlich abgesichert - was aber in vielen Szenen gar nicht passte, war die Abstimmung. Das warf die deutsche Ordnung beim Verteidigen über den Haufen, wenn die Slowaken das Spiel schnell machten.
- Über weite Strecken war das zu sehen, was Löw bereits angekündigt hatte: Gegen tiefstehende Gäste schob der DFB in einer Art 3-4-1-2 weit auf, Kimmich und Rüdiger machten das Spiel schon beim Aufbau extrem breit - den vertikalen Pass spielte eigentlich immer Boateng aus dem Zentrum heraus, oft schon auf Höhe der Mittellinie. Gomez, Sane und auch Draxler boten sich immer wieder zwischen den slowakischen Ketten an, um die Reihen der Gäste überspielen zu können. Am Strafraum wurde dann auf die Außen verlagert, von wo aus Flanken kommen sollten.
- Entsprechend waren die Slowaken in ihrer Hälfte extrem kompakt gestaffelt. Nur phasenweise versuchten sie, Löws Mannschaft mit Offensiv-Pressing den Spielaufbau zu erschweren. Tatsächlich fehlte dem DFB-Team dann in manchen Situationen die Idee, sich daraus zu befreien - was Löw schon am Testspiel gegen die eigene U20 kritisiert hatte.
- Gegen den Ball formierte sich beim DFB ein 4-4-2 mit Gomez und Sane in der Spitze. Dabei bekam Deutschland in einigen Situationen aber nicht genug Druck auf den ballführenden Spieler (so wie zweimal beim 1:1), sodass die Slowakei durchaus bis vor den deutschen Strafraum kombinieren konnte. Mit etwas mehr Genauigkeit wäre für die Gäste viel mehr drin gewesen, da Deutschland oft nicht schnell genug nach hinten rückte und zwischen den Ketten zu große Räume ließ.
- Nach der Pause stellte Löw auf ein 4-2-3-1 um. Kimmich rückte vor auf die Doppel-Sechs neben Weigl, Rudy und Hector ließen sich in die Viererkette zurückfallen. Brandt durfte links offensiv ran, Sane ging auf den rechten Flügel. Hinter der einzigen Spitze Götze spielte Draxler. Gerade Kimmich kam so zu besseren Aktionen in der Offensive. Die Raumaufteilung gegen den Ball bewerkstelligte Deutschland dadurch aber auch nicht bedeutend besser.
Deutschland - Slowakei: Daten zum Spiel