Marc-Andre ter Stegen: Imitierte den Welttorhüter, das aber nur bedingt authentisch. War sehr bemüht, das Spiel neueresk aufzubauen: flach und kurz. Das gelang ihm meist souverän, allerdings wirkte es zu zwanghaft. Denn häufig entstand dadurch weder ein Raumgewinn, noch eine wirkliche Chance, den Spielaufbau weiter voranzutreiben. Der eine oder andere überbrückende Ball hätte sicher nicht geschadet. Ter Stegen hatte Glück, dass Skomina gleich zu Beginn nicht auf Elfmeter entschied, als er Vardy klar von den Beinen holte (6.). Verkürzte gegen Alli aber stark den Winkel (41.) und hielt auch gegen Dier gut (55.). Note: 3,5
Joshua Kimmich: Kurbelte mit seinem Auftritt die Debatte zu seiner zukünftigen Position unfreiwillig weiter an. War wie immer bemüht, allerdings zog es ihn häufig ins Zentrum, wodurch er dann die Außenbahn frei machte. Spielte zudem unbedrängt mehrere Fehlpässe - unter anderem den beinahe folgenschweren vor Lallanas Pfostenschuss in der 31. Minute. Note: 4,5
Antonio Rüdiger: Rückkehr mit Ambitionen. In seinem ersten Einsatz seit der schweren Verletzung unmittelbar vor dem EM-Start im vergangenen Sommer überzeugte er deutlich mehr als die meisten anderen DFB-Kicker auf dem Platz. Räumte hinten viel von dem ab, was seine Neben- und Vorderleute zu zaghaft durchließen und öffnete das Spiel als Einziger auch mal etwas risikofreudiger und druckvoller die Linie entlang. War deutlich weniger ungestüm als bei seinen ersten DFB-Auftritten. Note: 3,5
Alle Reaktionen zum Spiel: "Mir ist das natürlich zu kitschig"
Mats Hummels: Forderte als Einziger in der hektischen und verunsicherten Anfangsphase den Ball und war um Ruhe und Spielkontrolle bemüht. Gewann ganz abgeklärt zwei Drittel seiner Zweikämpfe, wodurch die Three Lions ihre spielerische Überlegenheit nur selten zum Abschluss bringen konnten. Note 3
Jonas Hector: Seit Längerem hat man das Gefühl, dass es für Hector langsam Zeit wird, auf der internationalen Bühne so richtig aufzutauen - das gelang ihm auch gegen England nicht. Verschleppte das Tempo und agierte in den Defensivzweikämpfen zu zögerlich. Walker dachte immer einen Schritt weiter und vor allem schneller als der Kölner. Wurde zwar oft angespielt - weil sein Nebenmann Mats Hummels hieß -, gab die Kugel oft aber so schnell wie möglich wieder ab. Verkörperte am stärksten das "Nimm du ihn, ich will ihn nicht"-Gefühl, das die Nationalmannschaft bei eigenem Ballbesitz vor allem in der ersten Hälfte in großen Teilen vermittelte. Verlor Vardy gleich zu Beginn auch vor der vermeintlichen Elfmeter-Entscheidung stümperhaft aus den Augen (6.). Note: 4,5
Toni Kroos: Im Spielaufbau eigentlich Kopf der Mannschaft. Am Mittwoch war das DFB-Team aber ziemlich kopflos, da Kroos seiner Rolle nicht wirklich gerecht wurde. Entzog sich ein bisschen der Verantwortung auf dem Platz und ließ Hummels und vor allem die jungen Spieler im Aufbau so durchaus hängen. Besserte seine Bemühungen im zweiten Durchgang, dann fehlten ihm aber die Anspielstationen. Note 4
Julian Weigl: Doppel-Sechs ist nicht seins. Wirkte in seinem fünften Länderspiel ziemlich nervös, spielte einige einfache Fehlpässe, weil er zu überhastet agierte. Wurde von den Engländern wie fast alle Deutsche zu Beginn sehr gut zugestellt, womit er sich extrem schwer tat. Ihm unterliefen mit seinen Kollegen erstaunlich viele Abstimmungsfehler. Wurde mit nur 50 Ballaktionen in der 66. Minute von Can ersetzt. Note: 4,5
Julian Brandt: Das Spiel der nicht genutzten Chancen verkörperte auch Brandt. Tauschte früh mit Sane die Seiten, blieb auf dem linken Flügel aber ebenso wirkungslos, da ihm meist die Klarheit in seinen Aktionen fehlte. Machte in der 59. Minute Platz für Schürrle. Note: 4,5
Lukas Podolski: Krönte sich in seinem 130. und letzen Länderspiel tatsächlich von Prinz Poldi zum König! Lange wirkten seine Bemühungen dahingehend zu krampfhaft, er wollte es unbedingt erzwingen. Annahme - Schuss! So lief es fast immer, wenn Podolski an den Ball kam. Fackelte nicht lange, was ihm nicht zu verdenken war. In der einen oder anderen Aktion hätte er aber durchaus mal den Kopf hochnehmen können. Hielt im Vorfeld der Partie noch einmal ein Plädoyer für Freude am Spiel und am Leben. Bei seiner Startelf-Premiere als Kapitän hatte er diese eine Aktion, in der er genau dieses Motto auch ein letztes Mal vermittelte. Nach 83 Minuten sagte unter stehenden Ovationen "Tschö!" Note: 2,5
Leroy Sane: Bei City lief es für den Youngster zuletzt äußerst gut - offenbar nahm Sane das anfangs zum Anlass, das Länderspiel etwas auf die leichte Schulter zu nehmen. Agierte zu Beginn zu flapsig und ließ die Anspannung und Genauigkeit vermissen. Stattdessen erfolglos mit Hacke und Spitze. Besserte sich mit zunehmender Spielzeit deutlich und war dann einer der Wenigen, die offensiv Akzente setzten. Bereitete die meisten Torschüsse vor (5). Note: 3,5
Timo Werner: Der 99. Neuling im DFB-Team seit dem Poldi-Debüt 2004 erwischte einen undankbaren Start. Den schweren Stand, den Werner bei vielen Fans in der Bundesliga hat, hatte er bei seiner Nationalmannschaftspremiere auf dem Rasen, was aber auch viel damit zusammenhing, dass ihn in der Spitze nur sehr wenige Bälle erreichten. In den Zweikämpfen mit den robusten Engländern war er zudem meist unterlegen. In der 77. Minute kam Müller für ihn. Note: 4
Andre Schürrle: Kam nach knapp einer Stunde für Brandt. Leitete noch den einen oder anderen Konter geschickt mit ein, konnte dem Spiel aber auch nicht mehr den ganz großen Schwung geben. Note: 3,5
Emre Can: Gilt vielen in England als Verlangsamer des Gegenpressing-Stils und wird es auch in der Nationalmannschaft schwer haben, diesen Ruf aufzupolieren. Reihte sich unauffällig ein und setzte keine Akzente. Note: 4
Thomas Müller: Durfte eine knappe Viertelstunde ran, kam dabei genau neunmal an den Ball. Nach Podolskis Treffer war die Partie ohnehin gelaufen, sodass Müller nur noch mithalf, das Spiel über die Runden zu schaukeln. Ohne Bewertung
Sebastian Rudy: Ermöglichte Podolski kurz vor Schluss die gebührenden Ovationen. Ohne Bewertung
Deutschland - England: Daten zum Spiel