Die deutsche Nationalmannschaft hat unter Bundestrainer Hansi Flick erstmals ein Länderspiel nicht gewonnen. Nach acht Siegen in den ersten acht Spielen seit der Amtsübernahme des Ex-Bayern-Trainers spielte die DFB-Elf beim Test gegen die Niederlande 1:1-unentschieden.
Thomas Müller (45.+1) brachte Deutschland mit seinem 43. Länderspieltreffer in Führung, Steven Bergwijn (68.) traf zum Ausgleich. Für Müller war es das 43. Tor im DFB-Dress, damit zog er mit Uwe Seeler gleich.
"Das war die erste große Mannschaft, gegen die wir gespielt haben, und das über weite Strecken ordentlich", sagte Manuel Neuer in der ARD. "Wir hätte auch als Sieger vom Platz gehen können. Wir haben Charakter, sind selbstbewusst aufgetreten." Thomas Müller betonte: "Man hat über weite Strecken gesehen, welche Art von Fußball wir spielen wollen."
Flick sprach von einem "gerechten" Unentschieden: "Wir haben die ersten 60 Minuten den Gegner sehr gut im Griff gehabt. Riesenkompliment dennoch an meine Mannschaft, das ist einfach schön, wie sie spielt, wie alle den Weg mitgehen: mutig, erfrischend, selbstbewusst. Mit dem 1:1 können wir zufrieden sein, obwohl wir lieber gewonnen hätten."
Bondscoach Louis van Gaal hatte in Halbzeit eins eine "viel bessere" deutsche Mannschaft gesehen. Er bemängelte den zurückgenommenen Strafstoß von Referee Craig Pawson in der zweiten Hälfte: "Für mich ist das ein Elfmeter", sagte er nach Ansicht der Fernsehbilder.
Die nächsten Länderspiele stehen für das DFB-Team im Juni an. Vom 4. bis 14. Juni werden gleich vier Partien in der Nations League ausgetragen.
Niederlande - Deutschland: Die Analyse
Ausgeglichene erste Hälfte, mit leichten Ballbesitzvorteilen (60 Prozent) für Deutschland. Die Niederlande beteiligte sich nicht groß am Spielgeschehen, wirkte in der Grundordnung mit einer Dreier-/Fünferkette eher passiv. Erkämpften sich die Hausherren aber den Ball, suchten sie mit steilen Pässen über Depay und Malen sofort den Weg in die Tiefe und kamen so auch zu Chancen.
Deutschland kontrollierte die Partie, versuchte sich über das Zentrum (Musiala, Müller, Gündogan, Sane) vor das Tor zu kombinieren. Ging es über außen, war Kehrer auf der rechten Seite zunächst besser ins Spiel eingebunden als Raum auf der gegenüberliegenden Seite. Die Führung durch Müller bereitete der Linksverteidiger, der wie schon gegen Israel fast einen Linksaußen gab, dann aber stark mit vor.
Nach der Pause änderte sich das Bild zunächst nicht. Die DFB-Elf diktierte weiter die Partie, ging auf das zweite Tor und suchte die Entscheidung, scheiterte aber an der gut organisierten Defensive. Stattdessen drehte die Niederlande auf. De Jong konnte einen langen Ball unbedrängt an die Strafraumkante zu Dumfries spielen, der die Kugel für Bergwijn und dessen 1:1-Ausgleich ablegte.
Danach veränderte sich die Partie. Oranje - nun höher etwas postiert und wesentlich offensiver - am Drücker, Deutschland darauf konzentriert, nicht in Rückstand zu geraten. Glück für die DFB-Elf, dass der VAR Schiedsrichter Pawson beim Foul von Kehrer an Depay überstimmte und der Engländer deshalb den Straftstoß zurücknahm. In der Schlussphase kamen beide Teams noch zu Chancen, es blieb aber beim 1:1.
Niederlande - Deutschland: Die Aufstellungen
Niederlande: Flekken - de Ligt, van Dijk, Blind - Dumfries, T. Koopmeiners (46. Wijnaldum), F. de Jong, Malacia (75. Ake), Berghuis (58. Klaassen) - Malen (58. Bergwijn), Depay
Deutschland: Neuer - Kehrer (79. Henrichs), Rüdiger, Schlotterbeck, Raum - Musiala (69. Neuhaus), Gündogan - Sane, Müller, Havertz (69. Brandt) - Werner (80. Nmecha)
Niederlande - Deutschland: Die Daten des Spiels
Tore: 0:1 Müller (45.+1), 1:1 Bergwijn (68.).
Der Star des Spiels: Thomas Müller (Deutschland)
Zog mit seinem 43. DFB-Treffer, den er in klassischer Müller-Manier nach Abpraller erzielte, mit dem legendären Uwe Seeler gleich. Auch sonst gut ins Offensiv-Spiel eingebunden. Harmonierte sehr gut mit Bayern-Kollege Sane.
Der Flop des Spiels: Kai Havertz (Deutschland)
Keine gute Partie des Chelsea-Stürmers. Sorgte offensiv für überhaupt keine Gefahr, beim 1:1 ließ er dann De Jong viel zu einfach gewähren. Musste nach 69 Minuten für Brandt weichen.
Der Schiedsrichter: Craig Pawson (England)
Hatte mit der fairen Partie keine Probleme. Entschied zunächst richtig, als er beim Foul von Kehrer an Depay auf den Punkt zeigte. Warum er den Strafstoß nach Hinweis des Videoschiedsrichters und Ansicht der Bilder wieder zurücknahm, bleibt aber sein Geheimnis.