Der Trainerwechsel hat gewirkt, die deutsche Nationalmannschaft feiert ihren ersten Sieg seit März: Zwei Tage nach der Entlassung von Hansi Flick hat sich ein verbessertes DFB-Team unter Interimstrainer Rudi Völler mit 2:1 (1:0) gegen Vize-Weltmeister Frankreich durchgesetzt.
- Thomas Müller brachte Deutschland in einem bei weitem nicht ausverkauften Dortmunder Stadion bereits in der 4. Minute mit 1:0 in Führung. Leroy Sané verdoppelte in der 87., ehe Antoine Griezmann zwei Minuten später per Foulelfmeter den Endstand herstellte. Nach vier Niederlagen und einem Remis gewann Deutschland erstmals seit einem 2:0 gegen Peru im März wieder ein Spiel.
- In der "ewigen" deutschen Torjägerliste ist Thomas Müller auf Platz sieben vorgerückt. Mit seinem 45. Treffer im 123. Länderspiel zog er mit Karl-Heinz Rummenigge gleich.
Interimstrainer Rudi Völler änderte Deutschlands Startelf im Vergleich zum 1:4 gegen Japan auf drei Positionen. Für den unter muskulären Problemen leidenden Joshua Kimmich begann rechts hinten Jonathan Tah, links ersetzte Benjamin Henrichs den indisponierten Nico Schlotterbeck. Im Sturm musste Kai Havertz für Thomas Müller weichen.
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- Die kommenden Länderspiele: Im Oktober stehen Tests in den USA gegen die Vereinigten Staaten (14.10.) und Mexiko (18.10) an. Im November folgt noch ein Auswärtsspiel in Österreich (21.11.).
Deutschland - Frankreich: Die Analyse
Hackentricks von Leroy Sané und Emre Can, eine Hereingabe des aufgerückten Linksverteidigers Benjamin Henrichs und ein wuchtiger Abschluss von Thomas Müller: Die Entstehung des frühen 1:0 stand exemplarisch für die Anfangsphase des DFB-Teams gegen Frankreich. Im ersten (und wohl einzigen) Spiel unter Interimstrainer Rudi Völler trat das DFB-Team im Vergleich zu den zuletzt verheerenden Auftritten zunächst wie ausgewechselt auf. Bereits in der 6. Minute schallten Rudi-Völler-Sprechchöre durch das Dortmunder Stadion.
Völler vertraute taktisch auf ein 4-2-3-1-System, bei eigenem Ballbesitz wurde aus der Vierer- aber gelegentlich eine Dreierkette. Linksverteidiger Henrichs rückte wie beim 1:0 regelmäßig weit nach vorne. Sané und vor allem der sehr umtriebige Florian Wirtz, der sich an vorderster Front mit Müller abwechselte, versprühten viel Spielfreude. Weil Deutschland angeführt von Pressing-Initiator Müller früh attackierte, gelangen viele hohe Ballgewinne.
Ab Mitte der ersten Halbzeit verflachte das Spiel des DFB-Teams etwas, spätestens die verletzungsbedingte Auswechslung von Kapitän Ilkay Gündogan in der 25. Minute (Beckenprellung, für ihn kam Neuling Pascal Groß) beendete die Drangphase. Die Gäste - ohne den angeschlagenen Kylian Mbappé - wurden gleichzeitig besser und torgefährlicher, zielten bei ihren nun regelmäßigen Abschlüssen aber nicht genau genug. Die deutschen Fans verabschiedeten ihre Mannschaft mit Applaus in die Kabine.
Nach dem Seitenwechsel kam das Spiel etwas zerfahrener daher. Bei beiden Mannschaften schlichen sich unnötige Fehlpässe ein, ernsthafte Torchancen gab es kaum. Deutschland stand deutlich tiefer und lauerte auf Konter, vom Pressing der Anfangsphase war nichts mehr zu sehen. In der 64. Minute brachte der von den Fans immer wieder besungene Völler mit Kai Havertz und Julian Brandt neue Impulse, auch Frankreichs Trainer Didier Deschamps wechselte.
Die Gäste waren dem Ausgleich anschließend eigentlich näher als Deutschland dem 2:0, aber Marc-André ter Stegen parierte stark und Sané schloss einen Konter zum 2:0 ab. Antoine Griezmanns Elfmetertor zum Anschluss nach Foul von Sané im Strafraum kam zu spät.
Deutschland - Frankreich: Die Aufstellungen und Daten zum Spiel
Deutschland vs. Frankreich - 2:1 | |
Tore | 1:0 Müller (4.), 2:0 Sané (87.), 2:1 Griezmann (89./FE) |
Aufstellung Deutschland | ter Stegen - Süle, Tah, Rüdiger, Henrichs (78. Gosens) - Can, Gündogan (25. Groß) - Sané, Wirtz (78. Hofmann), Gnabry (64. Brandt) - Müller (64. Havertz) |
Aufstellung Frankreich | Maignan - Pavard (65. Kounde), Todibo, Saliba, Theo - Tchouameni, Camavinga, Coman (64. Dembele), Rabiot (78. Fofana) - Griezmann, Kolo Muani (65. Thuram) |
Gelbe Karten | Groß (41.), Rüdiger (55.) |
Deutschland - Frankreich: Die Daten des Spiels
Tore: 1:0 Müller (4.), 2:0 Sané (87.), 2:1 Griezmann (89., Foulelfmeter)
Der Star des Spiels: Thomas Müller (Deutschland)
Bei seinem Tor handlungsschnell und mit wuchtigem Abschluss, aber nicht nur wegen des Treffers bester Spieler auf dem Platz. Thomas Müller provozierte immer wieder französische Ballverluste mit cleverem Anlaufen, spielte schlaue Pässe, war gut ins Kombinationsspiel integriert und strahlte auch noch ein paar weitere Male Gefahr im Strafraum aus.
Der Flop des Spiels: Randal Kolo Muani (Frankreich)
Der ehemalige Stürmer von Eintracht Frankfurt war an vorderster Front völlig abgemeldet. Mit bis dahin nur zwölf Ballkontakten musste Randal Kolo Muani in der 64. Minute runter. Exemplarisch für seinen Auftritt stand eine Szene in der 57. Minute, als er in vielversprechender Position ausrutschte.
Der Schiedsrichter: Anthony Taylor(England)
Anthony Taylor hatte das Spiel gut unter Kontrolle. Antonio Rüdigers Schubser im Strafraum gegen Randal Kolo Muani ließ der Engländer in der 20. Minute durchgehen - eine etwas strittige, aber vertretbare Entscheidung. Richtig war es auch, Sanés Einsteigen gegen Marcus Thuram mit einem Elfmeter zu ahnden.