Inzwischen gab der DFB bekannt, dass Podolski trotz seiner Backpfeife um eine Strafe herum kommt. "Mit Disziplinar-Maßnahmen tut man sich beim DFB schwer", sagte Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff am Donnerstagmorgen. "Es wird keine Geldstrafen oder sonstige Sanktionen geben."
Nach dem Spiel zeigte sich Ballack über die unvermittelte Attacke seines Teamkollegen erstaunt, relativierte die Angelegenheit aber schnell.
Frage: Michael Ballack, zuerst haben Sie geknallt und dann hat es bei Ihnen geknallt.
Michael Ballack: Es war ein schönes Tor und sehr wichtig für uns, dass wir in Führung gegangen sind. Das war heute eine Waliser Mannschaft, die besser gespielt hat als noch im letzten Spiel. Vor allem kämpferisch hat sie uns viel abverlangt. Sie hatten einige gute Spielzüge drin und hatten vor allen Dingen in der ersten Halbzeit ein paar ganz gute Chancen. Wir hatten zwischendurch ein bisschen Leerlauf, haben das Spiel im Endeffekt aber ganz gut nach Hause gebracht. Wir können zufrieden sein.
Frage: Negativer Höhepunkt war aber die Auseinandersetzung mit Lukas Podolski, inklusive einer Handgreiflichkeit. Können Sie erklären, wie es dazu kommen konnte?
Ballack: Es kommt öfter mal vor, dass man taktische Anweisungen gibt. Ich bin Kapitän und in dem Moment hat er das so zu machen. Wenn er anderer Meinung ist, können wir das nach dem Spiel klären. Leider war er anderer Meinung - und dann auch handgreiflich zu werden, ist natürlich nicht schön. Aber ich denke, er hat den Fehler schon eingesehen. Wir werden nochmal miteinander reden und der Poldi ist auch ein Typ, der eigentlich nicht für so etwas bekannt ist. Aber trotzdem ist so etwas unschön und wirft kein gutes Licht.
Frage: Wie erklären Sie sich, dass so etwas zustande kommt?
Ballack: Vielleicht ist es Unzufriedenheit. Er war unzufrieden mit sich selbst und dass ihm nicht so viel gelungen ist. Aber da muss er durch. Es gibt so Spiele, da gelingt nicht so viel nach vorne. Da bekommt man verbal eine mit, das muss man dann auch wegstecken. Da muss er draus lernen.
Frage: Mit einer Entschuldigung ist alles wieder vergessen?
Ballack: Absolut. Wir haben uns schon in die Augen geschaut, werden nochmal miteinander reden und dann ist das vergessen.
Frage: War das, was Sie ihm gesagt haben, denn so böse?
Ballack: Nein. Wie gesagt, es war nur eine taktische Anweisung. Deswegen hat es mich auch ein bisschen gewundert, dass er so reagiert.
Frage: Wie genau war die taktische Anweisung?
Ballack: Wir müssen jetzt nicht ins Detail gehen. Es ging um Laufwege und so weiter. Nichts Großartiges. Aber deswegen hat es mich auch ein wenig überrascht.
Frage: Die Mannschat hat etwas überraschend im 4-2-3-1-System gespielt, wie auch schon bei der EM. War das das richtige System für das Spiel?
Ballack: Wir haben gewonnen.
Frage: Hätten Sie auch so gespielt, wenn Marcell Jansen fit gewesen wäre?
Ballack: Das eine schließt das andere ja nicht aus. Selbst wenn Marcell fit gewesen wäre, hätten wir so spielen können. Das ist Sache des Trainers. Er hat dieses System immer im Hinterkopf und gerade im Auswärtsspiel war es nicht schlecht. Der Sieg gibt uns Recht. Trotzdem war es wie im letzten Spiel auch spielerisch und defensiv nicht so kompakt, wie es hätte sein sollen. Trotz zweier defensiver Spieler vor der Abwehr. Bei der EM haben wir das besser gespielt. Aber wir wissen, dass noch einiges zu verbessern ist und wir noch Luft nach oben haben.
Frage: Ist die Position hinter den Spitzen gegen einen anderen Gegner als Wales nicht noch besser für Sie?
Ballack: Wales ist eine Mannschaft, die über den Kampf kommt. Es gibt in Europa natürlich fußballerisch bessere Mannschaften, die uns dann auch noch mehr abverlangen werden. Von daher ist das System eine gute Alternative. Wenn man sich die großen Mannschaften anschaut, auch in der Premier League - ob das jetzt ManUnited oder Liverpool ist - die spielen mit zwei Mann vor der Abwehr, mit einem davor und zwei Außenstürmern. Das ist international schon sehr beliebt.
Die deutsche Quali-Gruppe im Überblick