Vor 42.132 Zuschauern in der Hannoveraner HDI-Arena brachten Julian Draxler (13.) und Sami Khedira (17.) Deutschland früh auf die Siegerstraße. Es war Khediras erster Treffer nach 1099 torlosen Minuten im DFB-Dress (letztmals traf er beim WM-Halbfinale gegen Brasilien).
Nach zuletzt fünf Auswärtsspielen ohne Niederlage endete die nordirische Serie somit. Ebenso hatte die Green and White Army zuvor seit November 2014 keines ihrer acht Qualifikationsspiele verloren.
Joachim Löw feiert in seinem 141. Länderspiel als Bundestrainer seinen 94. Sieg (24 Remis, 23 Niederlagen) - damit zieht er mit Rekordhalter Sepp Herberger gleich (167 Spiele).
Deutschland ist in der Qualifikation weiter ohne Gegentor und ohne Punktverlust. Das nächste Quali-Spiel bestreitet Deutschland am Freitag, den 11. Oktober in San Marino.
Die Reaktionen:
Bundestrainer Joachim Löw: "Wir haben die Aufgaben erfüllt: Sechs Punkte in den beiden Spielen geholt und noch kein Gegentor kassiert. Die beiden Tore sind früh gefallen, deshalb war es ein müheloser Sieg. Nordirland hat nach dem 0:2 die Abwehr immer noch nicht entblößt und die Räume gut zugemacht, deshalb war es auch nicht so ganz leicht. In den letzten 15 Minuten der ersten Halbzeit hatten wir defensiv einige Eins-gegen-Eins-Situation, das war manchmal ein bisschen nachlässig."
Sami Khedira: "Ähnlich wie in den ersten beiden Spielen haben wir sehr konzentriert und aggressiv gespielt. Im Großen und Ganzen können wir zufrieden sein, vor allem mit der 1. Halbzeit. Dann war ein bisschen die Luft raus, aber trotzdem ist es ein gutes Ergebnis."
Manuel Neuer: "Natürlich war das Spiel gegen Tschechien etwas besser, aber die Nordiren haben es uns auch etwas schwieriger gemacht. In der 2. Halbzeit haben wir es sehr kontrolliert gemacht und nichts mehr anbrennen lassen. Da hat vielleicht nur das dritte Tor gefehlt, um noch glücklicher zu sein. Wir wissen aus der letzten EM-Quali, dass immer alles passieren kann und wir noch gefährliche Spiele vor uns haben."
Der Spielfilm:
Vor dem Anpfiff: Löw lässt die gleiche Startelf auflaufen wie zuletzt beim 3:0 gegen Tschechien. Gündogan spielt etwas überraschend also wieder nicht von Beginn. Hector ist weiterhin der einzige Spieler, der von Jahresbeginn 2015 bis jetzt bei allen 23 Partien der DFB-Elf eingesetzt wurde!
Bei Nordirland sind es drei Änderungen gegenüber dem 4:0 gegen San Marino. Für McLaughlin, McGinn und Dallas spielen Hodson, Corry Evans und Aaron Hughes.
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3.: Müller ist rechts an der Grundlinie durch und flankt perfekt in den Strafraum. Götze kann völlig frei hochsteigen, köpft aus acht Metern aber genau auf McGovern. Das hätte schon das 1:0 sein müssen.
13., 1:0, Draxler: Özil spielt in die Spitze auf Müller, der legt am Sechzehner quer auf Draxler. Der Wolfsburger steht zentral an der Strafraumlinie und schlenzt den Ball rechts unten ins Eck.
17., 2:0, Khedira: Einen eigentlich zu lang geratenen Eckball kann der sich lang machende Hummels mit dem Kopf doch noch in den Fünfmeterraum drücken, wo Khedira frei zum Kopfball geht und zum 2:0 einnickt.
38.: Götze jubelt! Zu früh. Einen langen Ball in den Strafraum legt Müller am langen Pfosten wohl knapp hinter der Torauslinie noch mal quer, Götze schiebt ein. Tagliavento entscheidet auf Abstoß - auch in der Wiederholung nicht sicher aufzuklären, aber tendenziell richtig entschieden.
58.: Kroos geht in den Strafraum, wird von Ferguson leicht am Knie getroffen und geht zu Boden. Kein Elfmeter, sagt Tagliavento. Andere haben den schon gepfiffen.
67.: Götze stochert mit Ball im Strafraum herum, letztlich landet der Ball im Rückraum bei Kroos. Dessen Direktabnahme segelt knapp rechts am Tor vorbei.
Fazit: Hochverdienter deutscher Sieg, der diesmal weniger über die Flügel als durch das Zentrum zustande kam.
Der Star des Spiels: Sami Khedira. Deutschland war gezwungen, sich wieder mehr durch das Zentrum vorzuarbeiten, vor allem dank Khedira gelang das gut. Holte sich immer wieder den Ball hinten ab und trieb ihn nach vorne, um dann zusammen mit Kroos zu verteilen. Sehr präsent auch in den Zweikämpfen und mit vier Torschüssen. i-Tüpfelchen war das Tor.
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Der Flop des Spiels: Steven Davis. Lief im Zentrum nur hinterher, ohne dabei auch nur einen einzigen Zweikampf zu gewinnen. Bezeichnend, dass er ab der 60. Minute immer wieder hoch zur Leinwand schaute - wohl um zu sehen, wann das Spiel endlich ein Ende findet.
Der Schiedsrichter: Paolo Tagliavento (Italien). Insgesamt ordentliche Leitung des Spiels. Schwierige, aber wohl richtige Entscheidung des Gespanns, dass der Ball vor Götzes vermeintlichem Tor im Aus war (38.). Bei Boatengs Einsteigen gegen Ward Freistoß statt Elfmeter zu geben, war wohl ebenfalls korrekt, wenngleich erneut sehr, sehr eng (42.). Allerdings: Beim Foul gegen Kroos hätte man auf den Punkt zeigen können (58.). Auch Ferguson hatte Glück, für seine Attacke an Kimmich nur Gelb zu sehen (74.).
Das fiel auf:
- Die Frage, ob Deutschland mit langen Diagonalbällen wieder einen einfachen Schlüssel für das Spiel finden würde, wurde bereits nach wenigen Sekunden beantwortet: Nordirland beugte der Gefahr durch Hummels und Boateng auf den Außenbahnen mit einer defensiven Fünferkette vor, sodass Hector und Kimmich weniger Platz bekamen.
- Wie schon bei der EM gab das dem DFB-Team dafür im Zentrum größere Räume und Kroos, Khedira und Özil mehr Zeit, den Ball zu verarbeiten. Insgesamt lief der deutsche Spielaufbau wieder viel häufiger über die Sechser. Kroos und Khedira holten sich abwechselnd den Ball von den Innenverteidigern ab und trieben ihn dann nach vorne oder verlagerten auf die Seiten.
- Trotzdem waren lange Bälle beim DFB-Team ein probates Mittel: Deutschland fand eine gute Mischung aus kurzen Pässen im Zentrum und hohen Pässen in die vorderste Reihe, wo man anschließend gut auf die zweiten Bälle nachrückte.
- Die deutsche Offensive war deutlich gestaffelt: An vorderster Front standen Götze zentral und Hector/Kimmich wieder extrem weit hoch auf den Außenbahnen. In den Halbräumen bewegten sich Müller und Draxler. Einzig Özil genoss Narrenfreiheit und schob immer wieder links und rechts in freie Räume, um den Ball zu fordern, kam aber nur selten in Aktionen.
- Gündogan kam in der Halbzeit für Özil und brachte wieder etwas mehr Schärfe in das allmählich abflachende Spiel. Versuchte in Ballbesitz immer wieder schnell in die Spitze zu stoßen, leistete sich dabei aber auch ein paar Ballverluste.
- Zielspieler der nordirischen Befreiungsschläge war Magennis im Sturm. Der bullige Angreifer versuchte so gut es ging, die langen Bälle festzumachen und damit die wenigen Nachrücker aus dem Mittelfeld zu bedienen. Hummels und Boateng standen aber jeweils sehr eng bei ihm und beackerten ihn durchaus aggressiv. Auffällig war aber, wie häufig das sehr weit aufgerückte Deutschland in diese Eins-gegen-eins-Situationen lief. Ein qualitativ besserer Gegner hätte das sicher konsequenter bestraft.
Deutschland - Nordirland: Daten zum Spiel